Der Esper und die Stadt
Unterwasserwellen erinnerte. Die Pfade und Wege waren von Perlenschnüren goldener Natriumlichter beleuchtet. Auf der anderen Seite des Parks lag die Bahnstation, gelb beleuchtete Quadrate aus weichem, gelbem Licht, umgeben von metallenen Gitterzäunen. Viele Leute standen da herum. Zu viele. Eine dichtgedrängte Masse. Und auf den Wegen, die zum Aufzugschacht führten, wimmelte es ebenfalls von Menschen.
Die Liftkabine erreichte die Kuppelspitze und verschwand in einem dunklen Schacht. Einen Moment lang fuhren wir durch die Finsternis, dann spürten wir, wie der Aufzug verzögerte und anhielt. Die Leute, die uns umgaben, drängten sich hinaus, schoben sich eilig durch eine Glastür, liefen eine Treppe hinunter und verließen die oberste Ebene.
Ich sah mich um. Da waren der Himmel und der Ozean, wie ich es mir erträumt hatte, aber der Himmel war wolkenverhangen und die See grau. Mir war, als sähe ich das alles durch dicke Glasscheiben. Die einer Insel nachempfundene Aussichtsplattform bestand aus einer Reihe großer Glasstufen, und der Aufzug hatte uns auf die oberste gebracht. Wir befanden uns wirklich in einer gläsernen Zelle, durch die man in alle Richtungen sehen konnte. Die dicken Glaswände erlaubten einen Ausblick auf den Horizont, die unter Glas liegenden Räume weiter unten und die kleinen Motorboote, die den Rand der künstlichen Insel umkreisten.
„Na, was sagt dein Riecher?“ sagte Ahmed. „Was spürst du?“ Ahmed war hellwach. Er schaute sich wachsam um und legte sein Gewicht gleichmäßig auf die Fußballen, um sofort bereit zu sein, sich auf den verrückten Bombenleger zu stürzen, sollte ich ihn lokalisieren.
„Die Luft ist mies“, sagte ich. „Ich kann sie nicht atmen.“ Ich atmete geräuschvoll durch den Mund. Mir war zum Heulen zumute. Auf diese Art zu entkommen, hatte ich mir nie erträumt. Die Ahnung des Untergangs blieb nicht nur, sondern wurde noch schlimmer.
„Es ist die gleiche Luft und der gleiche Druck wie unten in der Kuppel“, sagte Ahmed ungeduldig. „Man beläßt den Druck deswegen so hoch, damit die Leute hierherkommen können, ohne eine Luftschleuse passieren zu müssen. Hier können sie sich umsehen, ein paar Bilder schießen und wieder zurückkehren. Sicher schmeckt die Luft hier lausig. Ignoriere sie einfach.“
„Soll das heißen, daß die Luft hier unter dem gleichen Druck steht und ebenso schlecht ist wie am Fuß der Kuppel?“
„Du hast's erfaßt. Den Leuten erscheint es als vernünftig, und deswegen hat man es gemacht.“
„Deswegen sind die Glaswände hier so dick, damit sie nicht brechen und den Druck herauslassen können“, sagte ich und hatte das Gefühl, in einem gläsernen Sarg zu stehen. Ich sah durch die dicke Glaswand hinaus nach unten, durch das gläserne Dach des Aussichtsraums, der eine Stufe tiefer lag. Ich sah Stühle und Zeitschriften wie in einem Wartezimmer, und die Leute, die mit uns hier hinaufgekommen waren, standen in einer Schlange vor einer Glastür. Der Mann, der ganz vorne stand, versuchte sie zu öffnen. Aber die Tür war verschlossen. „Was haben die vor?“
„Sie warten darauf, daß der Luftdruck in diesem Raum sinkt und sich an den im Treppenhaus und dem nächsten Zimmer angleicht. Im Moment hält der Luftdruck die Tür noch geschlossen. Sobald er runtergegangen ist, geht die Tür nach innen auf.“ Ahmed machte einen gelangweilten Eindruck.
„Wir müssen hier raus.“ Ich ging zu der Innentür hinüber. Hinter ihr lag eine Treppe, die in den nächsten Raum führte. Ich zog an ihrem Knauf, aber sie öffnete sich nicht. „Luftdruck?“
„Ja. Warte, der Aufzug kommt wieder hoch. Er scheint die Luft zusammenzupressen und nach oben zu drücken.“ Die dicke Luft ließ Ahmeds Stimme ein wenig schrill und weit entfernt klingen.
Ich zerrte an dem Türknauf und spürte, wie die Luft dichter wurde und anfing, gegen meine Trommelfelle zu drücken. „Wir haben schon genug Druck hier. Jetzt reicht’s mir aber mit dieser Luft. Was ich brauche, ist richtige Luft. Ich will hier raus.“
Die Lifttür öffnete sich. Eine Gruppe von Leuten – einige hatten Koffer, andere Angelgeräte bei sich – drängte sich heraus, quirlte durcheinander und bildete eine Schlange. Sie drängelten und beschwerten sich über das Drängeln der anderen, aber ihr Tonfall war weit weniger zuvorkommend, als man es von Beamten erwartete.
Die Lifttür schloß sich. Die Kabine sank außer Sicht, und der Luftdruck begann zu fallen, als würde die Luft
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