Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Titel: Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
Vom Netzwerk:
zur Beförderung von zweihundert Kolonisten mit Tieren und Pflanzen verschiedener Art verwendet wurden. Doch wäre es ein Trugschluß zu glauben, wir wären in geräumigen Quartieren untergebracht worden, weil wir schließlich nur hundert waren. Der größte Teil des freigewordenen Raums wurde für zusätzliche Reaktionsmasse und Waffen und Geräte benötigt.
    Die ganze Reise dauerte drei Wochen. Während der ersten Hälfte dieser Zeit beschleunigte das Schiff mit zwei ge (dem Zweifachen der Erdanziehung), während der zweiten verlangsamte es. Als wir die Umlaufbahn des Pluto verließen, betrug unsere Geschwindigkeit etwa ein Zwanzigstel der Lichtgeschwindigkeit – noch nicht genug, um die komplizierten Auswirkungen der Relativität fühlbar werden zu lassen.
    Drei Wochen lang das Doppelte des normalen Gewichts herumzuschleppen, ist keine Kleinigkeit. Dreimal täglich machten wir vorsichtige Leibesübungen nach Programm, im übrigen verbrachten wir die meiste Zeit in der Horizontalen.
    Trotzdem gab es mehrere Knochenbrüche und ernste Verrenkungen. Die Männer mußten Suspensorien tragen, um den Boden nicht mit losgerissenen Organen zu verunreinigen. An Schlaf war kaum zu denken; alle litten unter Alpträumen, in denen sie zu ersticken glaubten oder zerquetscht wurden, und man mußte sich periodisch herumwälzen, um Wundliegen und die Ansammlung von Blut in den jeweils unteren Körperpartien zu verhindern. Ein Mädchen war schließlich so erschöpft, daß es verschlief, wie sich ihm eine Rippe durch die unter der Dauerbelastung nachgebende Haut bohrte.
    Ich war zuvor schon mehrmals im Raum gewesen, und so kam es, daß ich Erleichterung fühlte, als die negative Beschleunigung endlich aufhörte und wir in freien Fall übergingen. Aber manche von uns waren noch nie draußen gewesen, ausgenommen zu unserem Ausbildungskurs auf dem Mond, und litten unter Desorientierung und plötzlichen Schwindelgefühlen. Wir anderen mußten saubermachen, was sie anrichteten, und schwebten mit Schwämmen und Flüssigkeitssaugern durch die Quartiere, um die Kügelchen von teilweise verdautem ›proteinreichen, rückstandsarmen Konzentrat mit Rindfleischgeschmack (auf Sojabasis)‹ aufzufangen.
    Als wir aus der Umlaufbahn herunterkamen, hatten wir einen guten Blick auf Charon, doch gab es nicht allzuviel zu sehen. Es war nur eine trübe, schmutzigweiße Scheibe mit einigen dunklen Streifen und Flecken. Wir landeten etwa zweihundert Meter neben der Basis. Ein Raupenfahrzeug mit Druckkabine kam heraus und vereinigte sich mit der Fähre, so daß wir keine Schutzanzüge anzulegen brauchten. Dann rasselten und quietschten wir zum Hauptgebäude, einem fantasielosen Kasten aus grauem Kunststoff.
    Im Innern zeigte sich, daß die Wände von der gleichen tristen Farbe waren. Die Kompanie setzte sich um die bereitstehenden Tische, und sofort erhob sich ein Stimmengewirr allgemeiner Unterhaltung. Neben Freeland war ein Platz frei.
    »Na, Jeff – fühlst du dich besser?« Ich sah, daß er immer noch blaß aussah.
    »Wenn die Götter gewollt hätten, daß der Mensch im freien Fall überlebt, dann hätten sie ihm eine Stimmritze aus Gußeisen gegeben.« Er seufzte erschöpft. »Nun, ein wenig besser geht es mir. Jetzt wäre eine Zigarette recht.«
    »Ja, wirklich.«
    »Dir scheint es nichts ausgemacht zu haben. Warst wohl schon mal draußen, wie?«
    »Ja, schrieb eine Examensarbeit über das Vakuumschweißen. Drei Wochen in einer Erdumlaufbahn.« Ich lehnte mich zurück und griff zum tausendsten mal nach meiner Grasschachtel. Sie war immer noch nicht da. Die Lufterneuerungsanlage sollte nicht mit Nikotin, Haschisch und dergleichen belastet werden.
    »Die Ausbildung war schon schlimm genug«, grämte sich Jeff, »aber dieser Scheiß…«
    »Aaachtunk!« Wir standen ziemlich lahm auf, in Gruppen von zwei oder drei Personen. Die Tür ging auf, und ein Major kam herein. Meine Haltung straffte sich unwillkürlich, denn es war der höchste Offizier, den ich bisher gesehen hatte. Er trug eine einteilige Drillichuniform wie wir, aber auf der linken Brustseite war eine Reihe von Ordensbändern eingestickt, darunter das purpurrote Band des Verwundetenabzeichens, was bedeutete, daß er in der alten amerikanischen Armee gekämpft haben mußte, wahrscheinlich in Indochina, aber das war vor meiner Geburt schon zu Ende gewesen. Er sah nicht so alt aus.
    »Rühren.« Er bedeutete uns mit dirigentenhaften Gesten der halbausgebreiteten Arme, daß wir uns setzen sollten.

Weitere Kostenlose Bücher