Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg
sein. Man folgt dem Impuls, das rechte oder linke Bein vorwärts zu bewegen, und der Anzug nimmt den Impuls auf und verstärkt ihn und bewegt das Bein für einen.
»Heute werden wir nur auf dem Gelände des Stützpunkts umhergehen, und niemand wird es verlassen.« Der Hauptmann hatte seine Armeepistole nicht bei sich – es sei denn, er trug sie als eine Art Talisman unter dem Anzug –, aber er hatte eine Laserpistole wie jeder von uns. Und seine war vermutlich angeschlossen.
Sorgfältig darauf bedacht, einen Abstand von wenigstens zwei Metern zu unserem Vordermann zu wahren, verließen wir den Permaplaststreifen und folgten dem Hauptmann über glattgeschliffenen Fels. Wir wanderten in langsamen Spiralen um die Gebäude des Stützpunkts, und nach etwa einer Stunde machten wir am Rand des Perimeters halt.
»Nun passen Sie gut auf«, sagte der Hauptmann. »Ich werde zu dieser blauen Eisplatte hinübergehen und Ihnen etwas zeigen, was Sie wissen sollten, wenn Sie am Leben bleiben wollen.« Er marschierte auf die Eisplatte zu, die sich ungefähr zwanzig Meter entfernt ausbreitete. »Zuerst werde ich einen Felsbrocken anwärmen. Filter herunter.« Ich drückte den Knopf unter der rechten Achselhöhle, und der Filter glitt über die Visierscheibe meines Helms. Der Hauptmann zeigte auf einen schwarzen Brocken von der Größe eines Tennisballs und gab ihm einen kurzen Feuerstoß mit dem Laser. Das grell aufblitzende Licht warf einen langen Schatten der monströs vermummten Gestalt auf uns und die steinige Ebene jenseits des Trupps. Der Felsbrocken zersprang in rauchende Splitter.
»Es dauert nicht lange, bis die Dinger abkühlen.« Er bückte sich und hob einen etwa fingerlangen Splitter auf. »Dieser ist wahrscheinlich zwanzig oder fünfundzwanzig Grad warm. Passen Sie auf.« Er warf den Splitter auf die Eisplatte, wo er in verrückten Kapriolen herumsauste und schließlich über die Kante hinausschoß. Der Hauptmann warf einen zweiten Splitter aufs Eis, und das Schauspiel wiederholte sich.
»Wie Sie wissen, sind Sie nicht vollkommen isoliert. Diese Gesteinssplitter hatten ungefähr die Temperatur Ihrer Stiefelsohlen. Wenn Sie versuchen, auf einer Platte gefrorenen Wasserstoffs zu stehen, wird es Ihnen genauso ergehen. Bloß ist das Gestein schon tot.
Der Grund für dieses Verhalten ist, daß der Stein durch seine Wärme eine schlüpfrige Zwischenschicht erzeugt, eine kleine Pfütze aus flüssigem Wasserstoff, und auf einem Kissen aus gasförmigem Wasserstoff einige Moleküle über der Flüssigkeit dahingleitet. Das führt zur Aufhebung jeglichen Reibungswiderstands zwischen dem Stein – oder Ihnen – und dem Eis, und ohne Reibungswiderstand unter den Stiefelsohlen können Sie nicht stehen.
Nachdem Sie einen Monat oder so im Anzug gelebt haben, sollten Sie imstande sein, einen Sturz zu überleben, aber einstweilen wissen Sie einfach noch nicht genug. Passen Sie auf.«
Der Hauptmann reckte die Arme, machte eine kurze Lockerungsübung und sprang auf die Eisplatte. Sofort rutschten die Füße unter ihm weg, aber er warf sich im Fallen gewandt herum und landete auf Händen und Knien. Er glitt von der Platte und stand auf.
»Es kommt darauf an, die Abwärmeöffnungen am Rücken von gefrorenem Gas fernzuhalten. Im Verhältnis zum Eis strahlen sie die Hitze eines Hochofens aus, und jeder Kontakt, der durch ein Gewicht dahinter verstärkt wird, führt zu einer Explosion.«
Nach dieser Vorführung wanderten wir eine weitere Stunde umher und kehrten dann ins Quartier zurück. Nach dem Passieren der Luftschleuse mußten wir eine Weile warten, damit die Anzüge die Innentemperatur annehmen konnten. Jemand kam heran und berührte meine Visierscheibe mit dem Helm.
»William?« Auf ihrem Helm stand mit weißen Buchstaben McCOY.
»Hallo, Sean. Irgendwas Besonderes?«
»Ich überlegte nur, ob du heute nacht schon jemand zum Schlafen haben würdest.«
Ich hatte vergessen, daß es hier keine Schlaftabelle gab. Jeder wählte sich seinen Partner oder seine Partnerin selbst. »Ja, richtig, ich meine, ah, nein … Nein, ich habe noch niemanden gefragt. Also, wenn du willst …«
»Gut, William. Dann bis später.«
Ich sah ihr nach und dachte, daß, wenn jemand es fertigbrächte, in einem Kampfanzug verlockend auszusehen, Sean diejenige sein würde. Aber selbst sie konnte es nicht.
Cortez entschied, daß wir warm genug seien, und führte uns zum Umkleideraum, wo wir die Anzüge rückwärts an ihre Plätze manövrierten und an
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