Der Feuergott der Marranen
hatten eine seltsame Eigenschaft: Nachdem sie am Tag viel gelaufen und
gesprungen waren, schliefen sie nachts so fest, daß selbst ein Kanonenschuß sie nicht
hätte wecken können. Urfin wußte das zu nutzen. Durch Eot Ling ließ er den Springern
sagen, daß eine jede Familie dem Gott einen Edelstein zum Geschenk machen müsse,
sonst würde schon in allernächster Zeit ein Unglück über sie hereinbrechen.
Die erschrockenen Marranen schleppten ihre schönsten Edelsteine herbei. Eines Nachts,
als die Einwohner schliefen, flog Urfin mit dem Adler in das Land der Schwätzer. In der
Rosa Stadt fand er einen Kaufmann, der sich für zwei Dutzend Edelsteine bereit
erklärte, ihm schöne Möbel, Teppiche, Fenstervorhänge, Kochgeschirr, Fensterglas und
viele andere Gegenstände zu besorgen.
In der folgenden Nacht wurde alles in das Tal der Marranen befördert und in einer
Höhle versteckt. Karfax mißfiel diese Geheimnistuerei.
„Warum machst du deine Einkäufe nicht bei hellichtem Tage?” fragte der Adler,
Urfin erwiderte schlau:
„Mein lieber Freund Karfax, versteh doch, wenn ich die Marranen belüge, so tu ich es
doch mit einem edlen Ziel. Haben sie sich überzeugt, daß ich zaubern kann, werden sie
mir williger in ein glückliches Leben folgen.”
Der Palast war mittlerweile fertig geworden. Das Dach bestand aus Ziegeln, die die
Frauen aus Lehm gemacht und Urfin selbst gebrannt hatte. Drinnen aber war es leer, die
Fenster waren unverglast.
Am Abend sagte Urfin zu Torm:
„Ich lade Eure Durchlaucht mit Gemahlin und Räten morgen zu einem Fest ein, daß ich
aus Anlaß meines Einzugs in den Palast gebe.”
Torm entgegnete verwundert:
„Großer Urfin, dein Palast ist doch leer!”
„Macht Euch keine Sorge”, lächelte Urfin überheblich. „Ihr einfachen Sterblichen habt
keine Ahnung, was ein Gott alles vermag.”
Die ganze Nacht arbeiteten Urfin und der Bär im - Schweiße ihres Angesichts. Als Torm
und die Ältesten am Morgen vor dem Palast erschienen, wollten sie ihren Augen nicht
trauen.
Der Palast funkelte sie mit frischgeputzten Fenstern an, und in den Gemächern empfing
sie eine ungewöhnliche Pracht. Auf den. Dielen lagen dicke Teppiche, vor den Fenstern
hingen bunte Vorhänge, elegante Möbel standen in den Zimmern, und der Speisesaal
strömte den Duft erlesener Gerichte aus,
„Oh, Wunder!” riefen die Marranen und sanken in die Knie.
Die auf dem Feuer bereiteten Speisen schmeckten dem Fürsten, seiner Gemahlin und
den Würdenträgern außerordentlich. Auf dem Tisch standen Schüsseln mit frischem E
Brot, gebratenen Enten, gebackenem Obst und anderen Delikatessen, deren
Geschmack die Springer bisher nicht gekannt hatten.
„So leben die Götter!” rief Torm begeistert aus, lehnte sich in seinem Sessel zurück und
streichelte seinen prallen Bauch.
, Ja, so leben die Götter”, sagte Urfin. „Aber von heute an werdet auch ihr Marranen so
leben, wenn ihr meinen Befehlen gehorcht.”
„Wir sind dazu bereit, großer Gott!” riefen die Springer. „Vor allem müßt ihr euch
Häuser bauen”, sagte Juice. „Häuser für uns?” riefen die Marranen entsetzt. „Sollen sie
vielleicht so sein wie deines?”
„Nicht ganz so”, sagte Urfin herablassend. „Sie sollen einfacher und kleiner sein, aber
immerhin Häuser. Außerdem sollt ihr euer Essen auf dem Feuer bereiten, Ihr seht ja,
daß es so besser schmeckt,”
In den Gesichtern der Marranen spiegelte sich die alte Angst vor dem Feuer, das sie
noch immer für eine drohende und strafende Gottheit hielten.
„Folgt mir!” befahl Urfin.
Er führte die Gäste in die Küche und zeigte ihnen das Feuer, das friedlich im Herde
brannte.
„Seht, wie ich das Feuer bezwungen habe”, sagte Juice. „Genauso zahm soll es in euren
Herden brennen. Es wird eure Wohnungen erwärmen., und eure Frauen werden darauf
Suppe kochen und Semmeln backen.”
„Oh, du bist gütig und groß, Feuergott der Marranen!” riefen Torm und seine Räte.
Im Tal der Marranen begann nun ein großes Bauen. Die ganze Last der Arbeit hatte
natürlich das einfache Volk zu tragen. Die Adligen taten nichts, als die Maurer und
Zimmerleute anzutreiben, die Urfin angelernt hatte und die mit kurzen Eßpausen von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiteten. Mit Wehmut gedachten die Arbeiter
der fröhlichen Boxkämpfe, der schönen Lauf - und Springwettbewerbe, und manchem
dünkte es, daß das Erscheinen des Feuergottes vielleicht gar nicht so erfreulich sei, wie
es
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