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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Gravierendes dazwischenkam, würden sie die Zukunft um einige Sorgen leichter verbringen. Brackmann pflegte inzwischen regen Briefkontakt mit Sarah, doch Salzburg, wo sie jetzt wohnte, war weit, zu weit.
    Sein Konto war um einiges dicker, er leistete sich sechs lange Wochen Urlaub auf Kreta. Dann kehrte er zurück . . . körperlich erholt.
    Er schluckte jeden Morgen und jeden Abend eine kleine, blaue Pille, die ihm über den Tag halfen. Er fuhr seine Runden durch den Ort, überließ die Büroarbeit Schmidt oder auch Richter, der seit der Sturmnacht das rechte Bein nachzog und der so wohl nur in Waldstein als Polizist geduldet würde.
    Brackmann sah mit Wehmut Angela Siebeck Waldsteinverlassen, aber seine Schüchternheit hatte nicht zugelassen, daß er seine Gefühle ihr gegenüber in aller Deutlichkeit ausgedrückt hatte.
    Ganz allmählich normalisierte sich das unterkühlte Verhältnis zwischen ihm, Engler und Reuter, man behandelte sich freundlich und unverbindlich, trank dann und wann ein Glas Bier zusammen und hatte sich ansonsten nicht viel zu sagen. Er wußte, es war Engler, dem er den nächtlichen Überfall in seiner Wohnung zu verdanken hatte, denn niemand sonst hatte Kenntnis von der Kopie des Briefes von Maria Olsen.
    Im Prinzip aber hatte sich in Waldstein nicht viel verändert. Nicht viel? Bis auf ein paar unwesentliche Kleinigkeiten war Waldstein das Nest geblieben, das still und friedlich am Rande des Fichtelgebirges und eine Autostunde vom Frankenwald entfernt sein kümmerliches Dasein fristete, das immer kleiner und kleiner wurde; in vielleicht zehn oder auch erst zwanzig oder dreißig Jahren würde Waldstein aufgehört haben zu existieren.
    Doch noch eine ganze Weile würde Charlie zur Mittagszeit in seinem Schaukelstuhl sitzen, im Schlaf mit seinem linken kleinen Finger zucken, das Windrad sich im Sommer quietschend im heißen Ost- oder Südwind drehen und dann und wann ein Auto über die wenig frequentierte Hauptstraße fahren, und aller Wahrscheinlichkeit nach würde sich bis zu seinem letzten Tag in Waldstein nichts, aber auch gar nichts ändern.

 
     
     
     
     
    Über den Autor:

Andreas Franz wurde 1954 in Quedlinburg geboren. Er hat als Übersetzer für Englisch und Französisch gearbeitet und war jahrelang als Schlagzeuger tätig. Seine große Leidenschaft war aber von jeher das Schreiben. Und das zu Recht, wie u. a. sein Erfolgsroman
Jung, blond, tot
bezeugt. Seine Maxime: »Die Leser fesseln und trotzdem (vielleicht) zum Nachdenken anregen (aber nie den Zeigefinger erheben!)«. Andreas Franz ist verheiratet und hat fünf Kinder. Alle seine Romane wurden zu Bestsellern.
     
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www.andreas-franz.org

 
     
     
     
     
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    Originalausgabe September 1997
Copyright © 1997 Droemersche Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise –
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Umschlaggestaltung: Angela Dobrick, Hamburg
Satz: MPM, Wasserburg
ISBN 978-3-426-40721-9

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