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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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als die Redensart ›Tote zahlen keine Steuern‹, an die sie sich aus ihrem Steuerplanungskurs erinnerte.
    »Jane? Was sagst du dazu?«
    »Tote zahlen keine Steuern«, antwortete sie.
    »Wie bitte?«
    »Im Todesjahr werden persönliche Einkommensteuerfreibeträge für das ganze laufende Jahr bewilligt, egal, zu welchem Zeitpunkt im Steuerjahr der Tod eingetreten ist«, erläuterte Jane. »Es besteht jedoch kein Anspruch auf Auszahlung überschüssiger Freibeträge. Der Tote zahlt auf jeden Fall keine Steuern. Daher kann man den Tod als Steuervorteil bezeichnen.«
    »Was?«
    »Entschuldigung«, erwiderte Jane. »Ich war mit meinen Gedanken meilenweit weg. Ich lebe also ewig, oder?«
    »Ja.«
    »Mhm. Ja, ich glaub, das hast du gesagt. Ich …«
    »Jane.« Vanderdecker packte sie an den Schultern. »Soll ich dir mal einen Rat geben?«
    »Ja, bitte.«
    »Denk nicht mehr daran. Glaub mir, es ist nicht gut, darüber nachzudenken.«
    »So? Na gut, einverstanden.«
    »Zweitens«, fuhr Vanderdecker fort, wobei er sich dem Professor zuwandte, »verschwinden Sie.«
    »Wie bitte?« fragte der Professor.
    »Ich sagte, Sie sollen verschwinden. Vamos.«
    »Natürlich, mein lieber Freund, natürlich.«
    »Also gut.« Vanderdecker machte ein ernstes Gesicht und blickte Jane direkt in die Augen. »Miß Doland«, sagte er, »da wir nun alle …«
    »Im selben Boot sitzen?« schlug Jane vor.
    »Genau«, bestätigte Vanderdecker. »Da uns beiden zufällig ein gemeinsames schweres Los beschieden ist … ehm, verstehst du, worauf ich hinauswill? Das ist ziemlich schwierig in Worte zu fassen.«
    »Ja«, sagte Jane.
    »Heißt das, ja, du verstehst, worauf ich hinauswill, oder ja, du findest …?«
    »Beides«, antwortete Jane. »Ich hätte gern ein offenes Eßzimmer in so einem hellen Blau, in dem die Wedgwoodware glasiert ist, mit …«
    »Jane.«
    »Entschuldigung.«
    »Gut. Also …«
    »Und ein Ankleidezimmer«, fügte Jane schnell hinzu. »Ich wollte schon immer ein eigenes Ankleidezimmer haben, in so rosa …«
    »Genau«, schnitt ihr Vanderdecker das Wort ab. »Kannst du Cembalo spielen?«
    »Nein.«
    »Schade. Es ist nämlich Jahre her, daß ich Cembalo spielen gelernt hab, und mittlerweile haben die Dinger zusätzliche Pedale und so was.«
    »Könnten wir uns nicht statt dessen eine Stereoanlage zulegen?«
    »Ein Cembalo, das mit dem Computer verbunden ist«, fuhr Vanderdecker fort. »Damit könnte man die Marktpreise kontrollieren, was immer das verdammt noch mal auch ist.«
    »Ach ja«, seufzte Jane. »Mein Gott, du bist so tüchtig! Ich hatte völlig vergessen, was …«
    »Reine Gewohnheit. Wie du weißt, hab ich mir nun mal angewöhnt, mich um andere Leute zu kümmern und dafür zu sorgen, daß sie nicht in Schwierigkeiten geraten oder sich gegenseitig bekämpfen. Und wenn ich schon mal dabei bin, kann ich auch gleich Montalbans Computer benutzen, da der Professor ja offensichtlich mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr zu tun haben will.«
    In diesem Moment öffnete sich die Küchentür, und Sebastian kam herein. Er sah recht zufrieden mit sich aus.
    »He, Käpt’n«, sagte er. »Ist alles geregelt.«
    »Weiß ich«, antwortete Vanderdecker.
    »Was?«
    »Oh, tut mir leid«, entschuldigte sich Vanderdecker. »Was ist geregelt, Sebastian?«
    »Das mit dem Schiff.«
    »Was für ein Schiff?«
    »Der Supertanker«, erklärte Sebastian. »Wir haben einen bestellt.«
    Vanderdecker gingen die Augen über. »Ihr habt einen Supertanker bestellt?«
    »Ja, genau«, bestätigte Sebastian. »Zuerst haben wir’s bei Harland and Wolf probiert, aber die dachten, wir würden Scheiß machen, und haben einfach aufgelegt. Dann haben wir diese koreanische Firma angerufen, Kamamoto soundso. Pieter hat sich den Namen aufgeschrieben, und die haben gesagt, sie hätten einen günstigen ausrangierten Vorführtanker da – niedriger Tachostand, bis April besteuert, in Metallic Grau, mit Kopfstützen –, und zu wann wir ihn denn geliefert haben wollten. Also haben wir gefragt, könnten Sie ihn nach Bristol bringen, und da haben die gefragt, würde es Ihnen Donnerstag passen, also haben wir gesagt, prima …«
    Vanderdecker lächelte. »Sebastian?«
    »Ja?«
    »Für eure Initiative bekommt ihr die Traumnote Zehn«, sagte der Fliegende Holländer. »Aber für euer Urteilsvermögen gibt’s höchstens, sagen wir mal, vier von zehn Punkten. Mensch, die haben euch auf den Arm genommen.«
    »Was?«
    »Die haben euch an der Nase rumgeführt«, klärte ihn

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