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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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gleichzeitig auch ein Computer ist. Das begreifen Sie jetzt natürlich überhaupt nicht, aber was soll’s, Sie sind eben nichts weiter als ein besserer Zahlenjongleur. Schreiber hat man so was zu meiner Zeit genannt. Die haben sich oben auf dem Kopf ’ne Tonsur geschoren und Latein mit einem gesprochen. Wie ich sehe, rasieren Sie sich den Kopf auch, oder ist das nur vorzeitiger Haarausfall?«
    »Also schön«, antwortete Mr. Gleeson. »Das reicht jetzt. Wo ist Miß …?«
    Aber bevor er noch ein weiteres Wort über die Lippen bringen konnte, hatte ihn Vanderdecker schon an den verschiedensten Ecken der Kleidung gepackt, vom Boden hochgehoben und mitten in ein Blumenbeet geworfen.
    »Jetzt hören Sie mir mal alle gut zu!« rief Vanderdecker. »Der Ausdruck ›Neuer Inhaber‹ leuchtete doch wohl sofort ein, genauso wie ›Der König ist tot, lang lebe der König‹. Wenn Sie in Zukunft Miß Doland sprechen wollen, müssen Sie einen Termin vereinbaren. Miß Doland hat nämlich ihren Beruf als Buchhalterin aufgegeben und ist ins Bankgeschäft eingestiegen. Sie ist jetzt die Inhaberin der First Lombard Bank.«
    Es trat ein sehr langes Schweigen ein – im Wert von ungefähr zwölfhundert Pfund plus Mehrwertsteuer, hätten die Buchhalter ihre Stoppuhren laufen lassen –, und dann fragte Mr. Gleeson: »Was haben Sie da grade gesagt?«
    »Miß Doland«, erklärte Vanderdecker, »hat ihre Ansprüche als Alleinbegünstigte, die sie durch die Übertragung der Versicherung erworben hat, die ihr Dumpfbacken, glaub ich, die Vanderdecker-Police nennt, gegen einen einundfünfzigprozentigen Aktienanteil an der Quicksilver Limited eingetauscht. Diese Gesellschaft – hoffentlich sag ich jetzt nichts Falsches, das ist nämlich nicht unbedingt mein Gebiet – ist die Dachgesellschaft der First Lombard Bank, der Lombard Versicherungen, der Lombard Investmentgesellschaft mbH und aller möglicher anderer Geldgeschichten, in denen das Wort ›Lombard‹ auftaucht. Die verbleibenden neunundvierzig Prozent halte ich. Wir haben gerade eine sehr nette halbe Stunde mit dem früheren Inhaber und der Unterzeichnung von Anteilübertragungsformularen verbracht, wobei wir uns Apfelkorn zu Gemüte geführt und ›Sah ein Knab ein Röslein stehn‹ auf holländisch gesungen haben. Wenn vielleicht einer von Ihnen Lust hat, morgen früh gegen halb zwölf vorbeizukommen, dann könnte er uns bei der Kapitalertragssteuer helfen. Aber jetzt sind Sie bitte so freundlich und schieben ab, bevor ich den Kater auf Sie hetze. Gute Nacht.«
    Die Tür flog wieder zu, und die Buchhalter hörten, wie die Kette vorgehängt wurde. Mr. Gleeson stand auf, strich sich das Laub von der Hose und öffnete die Klappe des Briefschlitzes.
    »Miß Doland, Sie sind gefeuert!« rief er. Dann stieg er in den Wagen und fuhr davon.
    Als das Motorengeräusch des sich entfernenden Mercedes verstummt war, öffnete sich die Tür erneut, aber nur einen Spaltbreit.
    »Ist er weg?« fragte eine leise weibliche Stimme.
    »Ja«, antwortete Vanderdecker.
    »Wirklich?«
    »Wirklich und wahrhaftig.«
    Vanderdecker schloß die Tür wieder. »Aber es ist mir ein Rätsel, warum du vor dem Angst hast«, sagte er. »Oder vielmehr vor denen. Das sind doch nichts als bessere, völlig überbezahlte Zahlenjongleure.«
    »Weiß ich auch nicht«, antwortete Jane. »Wahrscheinlich aus Gewohnheit. Weißt du, ich hab immer mit offenen Augen davon geträumt, ich erhalte den Brief mit der Nachricht, meine verloren geglaubte Tante in Australien sei gestorben und habe mir eine Million Pfund hinterlassen, woraufhin ich einfach in Mister Peters Büro gehe und ihm sage: ›Peters, Sie sind ein Trottel, stecken Sie sich Ihren Job sonstwohin …‹ Aber selbst, wenn sie eine …«
    »Wer?«
    »Meine Tante in Australien.«
    »Du hast ’ne Tante in Australien?«
    »Nein.«
    »Entschuldigung«, entgegnete Vanderdecker. »Vergiß es, erzähl weiter.«
    »Selbst, wenn ich ’ne Tante gehabt hätte und die wiederum ’ne Million, hätte ich sowas trotzdem nicht gesagt.«
    »Wieso? Aus Gewohnheit?«
    »Wegen meiner Denkgewohnheit«, antwortete Jane. »Aus Unterwürfigkeit oder angeborener atavistisch-feudaler Einstellung. Man sagt seinem Lehnsherrn einfach nicht, daß er sich seinen Job sonstwohin stecken kann, selbst dann nicht, wenn man auszieht, um am Zweiten Kreuzzug teilzunehmen. Aber das ist ja sowieso reine Theorie.«
    »Jetzt nicht mehr«, entgegnete Vanderdecker. »Dank meines Weitblicks, den ich vor langer Zeit

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