Der Fluch Der Bösen Tat
Markbys. Sie würden sich ständig im Weg herumstehen. Ja, die Antwort war eindeutig, nach einem neuen Haus zu suchen, doch wo sollten sie eins finden, das beiden gefiel? Bisher hatten sie fünf Häuser besichtigt. Nicht viele, vermutete Markby. Andererseits genug, um entmutigt zu sein. Aus diesem Grund hatte er seine Hoffnungen eigentlich an das alte Vikariat in Lower Stovey geknüpft. Schon der erste Anblick heute hatte seiner lebhaften Zuversicht ein jähes Ende bereitet. Er machte Meredith keinen Vorwurf, dass es ihr nicht gefiel. Er wünschte nur, er könnte den heimlichen Verdacht endlich unterdrücken, dass sie vielleicht einen anderen Grund hatte, als die offensichtlichen Mängel des Hauses. Vielleicht, so dachte er, vielleicht spielt sie ja auf Zeit. Er sagte sich, dass dieser Gedanke unwürdig war und dass er ihn geradewegs von sich weisen sollte. Er war absurd. Und doch wusste er auch, dass der Gedanke zu heiraten Meredith nervös machte. Es hatte lange genug gedauert, ihr das Ja abzuringen. Er seufzte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als zum lokalen Standesamt zu gehen und auf der gestrichelten Linie zu unterschreiben. Sie hatte sich zu guter Letzt endlich bereit erklärt, dasselbe zu tun. Das Einzige, was sie noch aufhielt, war das Fehlen eines geeigneten Hauses, in dem sie zusammenleben konnten und wollten. Unvermittelt trat er auf die Bremse und starrte durch die Windschutzscheibe nach draußen. Die Straße war zu Ende. Es hätte ihn eigentlich nicht überraschen dürfen. An der Hauptstraße, wo die Abzweigung nach Lower Stovey ausgeschildert war, hatte ein großes Schild verkündet, dass die Straße im Dorf endete. Keine Durchfahrtsstraße. Doch die Abruptheit, mit welcher das Asphaltband aufhörte, war dennoch ziemlich verblüffend. Vor ihm erstreckte sich eine Wiese aus hohem Gras mit einem Tor. Hinter dem Tor fingen die Bäume an. In der Stille der Umgebung wanderten seine Gedanken in der Zeit zurück. Zwanzig, nein, zweiundzwanzig Jahre. War es tatsächlich schon so lange her? Wenig hatte sich seit damals verändert. Es bedurfte nicht viel, um den dunklen Wald als bedrohlich und unheimlich zu empfinden, so hoch, wie er vor Markby aufragte, auch ohne die Erinnerung, die seine Fantasie beflügelte. Er erinnerte sich an das erste Mal, als er hier gewesen war, genau an dieser Stelle, und auf die gleiche Landschaft vor sich gestarrt hatte. Die Erinnerung war so deutlich, so kristallklar, dass es ihm vorkam wie gestern, und die Emotionen hatten sich seit damals nicht verändert. Er hatte seit damals nie wieder an einem Ort gestanden, der in ihm – dem praktischsten und auf gewisse Weise fantasielosesten aller Männer – so sehr den Glauben an Magie geweckt hatte. Nicht an die wohlwollende Magie von Märchenfeen und gläsernen Schuhen, sondern die dunkle Magie geheimer Künste und alter Götter. Die Jahre seit damals waren mit erschreckender Geschwindigkeit vergangen. Was um alles in der Welt war in ihn gefahren, nach Lower Stovey zurückzukehren? Die Besichtigung eines Hauses, das möglicherweise interessant war? Oder die Eingebungen seines Unterbewusstseins, eine morbide Neugier, oder die alte, fatale Verlockung unvollendeter Angelegenheiten? Als er den Streifenwagen auf dem Weg in den Wald gesehen hatte, war sein Puls in die Höhe geschnellt, und er hatte den Nervenkitzel der Jagd gespürt und noch etwas, einen Anflug von etwas wie Erwartung, sogar Hoffnung. Hoffnung, dass ein altes Geheimnis vielleicht endlich enthüllt wurde. War es möglich, so fragte sich Markby, dass der Kartoffelmann nach so langer Zeit zurückgekehrt war? Markby war selbst vor zweiundzwanzig Jahren kein Fremder in dieser Gegend gewesen. Er hatte die alte Viehtrift schon damals gekannt, ja, er war als Teenager mit Freunden darauf gewandert. Er wusste, dass der Weg durch den Wald führte. Doch Lower Stovey selbst, das war ein neuer Ort für ihn gewesen, und der Kartoffelmann hatte ihn damals hierher geführt. Markby war damals frisch zum Inspector befördert worden, genau wie sein jüngerer Kollege David Pearce heute. Und wie bei Dave hatte sein neuer Rang unbequem auf seinen Schultern gelastet wie ein neuer Mantel. Er war begierig gewesen, sich hervorzutun, und fest entschlossen, keine Fehler zu begehen. Sein Superintendent war Pelham gewesen, ein älterer, gerissener alter Fuchs, missmutig wegen seiner näher rückenden Pensionierung.
»Es ist keine Schande, einen Fehler zu machen«, hatte Pelham zu Markby
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