Der Fluch Der Bösen Tat
Lower Stovey gewohnt, also ließ ich alles mehr oder weniger da, wo es war. Ruth ist erst später mit ihrem Mann Gerald hierher gezogen. Ein netter Mann. Schade, dass er so früh gestorben ist. Krebs, wissen Sie? Wie dem auch sei, ich habe Ruth damals gesagt, ich hätte noch ein paar Sachen hier, falls sie die haben möchte, und sie meinte, sie würde vorbeikommen und alles durchgehen. Aber das hat sie nie getan, wohl, weil Gerald so krank war.«
»Ich werde es ausrichten. Was für Papiere sind das?« Ein Schniefen war die Antwort.
»Was wir als seine ›Forschungen‹ betrachtet haben. Er war sehr interessiert an den alten Legenden und so weiter. Er war geradezu besessen vom Grünen Mann. Warten Sie.« Muriel erhob sich und verließ den Raum. Nach einem Moment kam sie mit einem alten Aktenordner unter dem Arm zurück, den sie Markby reichte.
»Das ist ein typisches Beispiel. Geben Sie ihn Ruth, würden Sie das tun, damit sie sehen kann, um was es sich handelt. Sagen Sie ihr, ich hätte noch drei Kisten voll davon.« Auf dem Weg nach draußen gab es einen weiteren freundschaftlichen Kampf mit Roger. Markby stieg in den Wagen und legte den Ordner auf den Beifahrersitz. Er streckte die Hand nach dem Zündschlüssel aus, doch dann überkam ihn die Neugier. Er klappte den Ordner auf und las das oberste Blatt. Es war handgeschrieben, in einer kleinen, altmodischen Schrift.
»Gestern hat meine Frau mich überredet, mit ihr in ein Gartencenter zu fahren. Ich war überrascht, dort (unter all den anderen kostspieligen Statuen für den Garten) eine Plastikmaske des Grünen Mannes vorzufinden – oder zumindest wurde behauptet, dass es der Grüne Mann wäre. Eigentlich hätte man sie als Blätterkopf bezeichnen müssen, weil der Gesichtsausdruck viel zu gütig war für den Grünen Mann! Er sah richtig freundlich aus! Wo sind die verschlagenen, gequälten Gesichtszüge? Wo die Augen voll alter Niedertracht und dem Wissen um grauenvolle, unausgesprochene Sünden?« Markby schob das Blatt in den Ordner zurück. Der alte Reverend Pattinson hatte sich täuschen lassen. Nur weil Gesichtszüge freundlich aussahen, bedeutete das noch lange nicht, dass keine grauenvollen Erinnerungen dahinter lauerten. Man denke nur an Billy Twelvetrees, einen schelmischen alten Burschen, den einheimischen Exzentriker, der nach außen hin für niemanden eine Gefahr darstellte und völlig harmlos schien. Doch unausgesprochene Sünden? O ja!
Meredith hatte es Alan überlassen, Muriel Scott zu sagen, dass sie das Haus nicht wollten. Sie wollte nicht noch einmal über die Episode im Wald reden müssen. Sie war Muriel und Roger dankbar, doch die Begebenheit war nichts, woran sie erinnert werden mochte.
Sie öffnete die Tür zur Kirche und betrat den kühlen, halbdunklen Innenraum von St. Barnabas ein letztes Mal. Sie bemerkte sogleich, dass sie nicht alleine war. Ein junger Mann studierte den Gedenkstein von Sir Rufus Fitzroy, ein Tourist, schätzte Meredith. Er drehte sich zu ihr um und lächelte.
»Imposanter alter Knabe, nicht wahr?«
Meredith fühlte sich bewogen, Ruths Tradition fortzusetzen und Fremde zu begrüßen. Sie ging zu ihm und blickte zu Sir Rufus hinauf.
»Er sieht wie ein harter alter Brocken aus, wenn Sie mich fragen«, sagte sie.
»Es waren harte Zeiten. Nur die Stärksten haben überlebt. Nur um am Leben zu bleiben, musste man unglaublich stark sein. Krankheiten, schlechte Hygiene, die Hälfte von allem, was es zu essen gab, bereits verdorben, Operationen ohne Betäubung und ohne Desinfektion …« Er schenkte ihr ein weiteres entschuldigendes Lächeln.
»Ich bin Arzt, wissen Sie?«, sagte er.
»Ich denke oft über diese Dinge nach.«
»Sie sind nicht Guy Morgan, oder?«, fragte Meredith.
»Derjenige, der die Knochen im Wald gefunden hat?« Er blickte sie erstaunt an.
»Doch. Und Sie sind …«
»Meredith Mitchell. Ich war an jenem Tag in Lower Stovey zu Besuch, zusammen mit Alan Markby. Superintendent Markby.«
»Oh, richtig. Ja, er war dabei, als ich mit den anderen Beamten zu der Stelle gefahren bin, wo ich die Knochen gefunden habe. Ich bin froh, dass sie am Ende identifiziert werden konnten.«
»Ich hätte die Gerichtsverhandlung gerne besucht, aber ich musste an jenem Tag arbeiten«, sagte Meredith. Bei der Erwähnung der Verhandlung zur Feststellung der Todesursache runzelte Dr. Morgan die Stirn.
»Die Mutter des Toten war da. Ich wollte zu ihr gehen und mit ihr reden, ihr mein Beileid aussprechen, aber sie hat
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