Der Flug der Libelle

Titel: Der Flug der Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward

Vom Netzwerk:

Besatzung «, sagte George. »Sie und ich wurden vom Präsidenten und Kongreß ausgesucht. Die anderen vierzehn zu bestimmen ist unsere Sache. Die Ärzte und Gutachter der Weltraumbehörde haben aber schon eine Liste der Leute vorbereitet, die für die einzelnen Au f gaben geeignet sind. Es wird hauptsächlich darum gehen, ihre Vor sch l äge durchzuarbeiten. «
    »Gut «, sagte Jinjur. Sie ging zur Tür der VIP-Halle und schaute durchs Guckloch.
    »Die Reporter sind weg «, sagte sie. »Nehmen wir die M e tro zum Hauptquartier der Weltraumbehörde. Das geht schneller, als auf einen VlP-Schlitten zu warten. «

    Jinjur warf den dicken Stapel von Resümees auf den Tisch. »Die Gutachter haben prima Arbeit geleistet «, sagte sie. »Sie haben Jesús Mendez als Chefpiloten für die › Prom e theus ‹ ausgewählt. Er ist mit Abstand der beste Lichtsegelp i lot im Weltraum. Jetzt zu den Steineklopfern. Da kenne ich mich nicht aus. Diese Typen genießen es, im Dreck heru m zukriechen. Ich dagegen möchte um alles in der Welt nicht wieder im Schlamm wühlen. Wen schlagen die Leute von der Raumfahrtbehörde vor? «
    »Da sitzen wir echt in der Klemme, Virginia «, sagte George. »Der, der am besten qualifiziert ist, hat eine Reihe schwerwiegender Probleme. Er hat keinen höheren akadem i schen Grad. Er ist zu lang für die Betten der › Prom e theus ‹ . Und, was das Schlimmste ist, er ist dreiundvierzig Jahre alt. «
    »Nun sag schon, Opa «, sagte Jinjur, »wer ist es? «
    »Der Leiter der kartographischen Expedition zu den Gal i leischen Satelliten [5] , Sam Houston. «
    »Wenn er gut ist, spielt es keine Rolle, wie alt oder wie groß er ist «, sagte Jinjur. »Wir nehmen Sam. Aber wir bra u chen zwei solche. Wer hat die zweitbeste Empfehlung? «
    »Da ist ein stattlicher junger Mann «, sagte George. »Er hat solide Kenntnisse; aber es gibt da einen wunden Punkt in seiner Vergangenheit. «
    »Langsam kann ich dir folgen, Alter «, sagte Jinjur. »Das kann nur der Rote Richard sein. «

    Richard Redwing legte sein ganzes Gewicht von über hu n dert Kilogramm auf den Eisbohrer und stellte sich auf die Zehenspitzen. Er konnte durch die Handschuhe seines Raumanzugs das Winseln des Motors spüren, aber der Bo h rer ging nicht tiefer. Er wünschte sich einen Ansatzpunkt, daß er mit seiner Muskelkraft den Bohrer durch den runden Kiesel treiben könnte, der den Weg versperrte; aber auf Ca l listo gab es so etwas nicht, nicht einmal irgendeine hervo r tretende top o graphische Formation …
    »… und die Schwerkraft ist nicht der Rede wert «, schimpfte der Planetengeologe. Schließlich gab er auf und zog den unvollständigen Bohrkern aus dem Loch, wobei dieser zerbrach. Die verkratzten runden Eisbrocken warf er wütend weg. Dann ging er zwei Schritt weiter und fing aufs neue an, wobei er enttäuscht vor sich hinfluchte. Er war g e rade drei Meter weit eingedrungen, als ihm der Sprechfunk in seinem Anzug eine Durchsage übermittelte.
    »Ich hab ’ eine gute Nachricht für dich «, dröhnte Sams Stimme im Lautsprecher. »Kannst du reinkommen? «
    »Ich komme, sobald ich mit dieser Bohrprobe fertig bin, Sam «, antwortete er. »Was ist das für eine Nachricht? «
    »Damit warte ich lieber noch, bis ich dein Gesicht sehen kann, wenn du sie hörst «, sagte Sam. »Bis gleich! «

    Richard stürmte das Büro des Chefgeologen der kartogr a phischen Galilei-Expedition. Er war froh, daß er nicht den Kopf einziehen mußte, als er durch die Tür trat. Sam war nicht nur ein so hohes Tier, daß für ihn die Wohn - und A r beitsräume Sonderanfertigungen waren; sondern er war auch wirklich so groß gewachsen, daß er das brauchte. Mit seinen vollen zwei Metern mußte Sam Houston sein dürres Gestell immer bücken, wenn er durch Türrahmen ging, die nicht eigens für ihn konstruiert waren. Richards Haaransatz lag nur knapp fünf Zentimeter tiefer. So konnte er eintreten, o h ne die imaginäre Feder zu knicken, die er im Unterbewuß t sein auf dem Kopf trug, so wie manche Leute andere Ko m plexe haben, mit denen sie anecken.
    »Großartige Neuigkeiten ! « donnerte ihm Sam entgegen, diesmal in Person. Er verlor keine Zeit.
    »Man hat dich zur Besatzung der › Prometheus ‹ ausg e wählt «, sagte er.
    Richards Herz schlug vor Freude höher.
    »Oha! « sagte er. Sein für gewöhnlich verschlossenes G e sicht löste sich zu einer strahlend lächelnden Karikatur se i ner selbst auf, wie sie mehr einem Erstsemester als einem