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Der Fotograf

Der Fotograf

Titel: Der Fotograf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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dass die Schmerzen sie direkt hinaufkatapultierten. Sie spannte die Muskeln an und sagte stumm: Ich bin bereit.
    Der Knall erfüllte sie ganz.
    Ihr kreiste es rot und schwarz im Kopf, und sie verlor jede Kontrolle. Ich sterbe, dachte sie.
    Dann merkte sie, dass sie sich irrte.
    Sie öffnete die Augen und sah, dass Douglas Jeffers, die Pistole im Anschlag, aber nicht abgefeuert, immer noch über sie gebeugt stand.
    Während sie zu ihm hinaufstarrte, schien er in Zeitlupe zurückzutreten.
    Wie im Fieberwahn ließ sie den Blick durchs Zimmer rasen.
    Die junge Frau stand nur wenige Meter entfernt. In den hochgestreckten Händen hielt sie Detective Barrens große Pistole.
    »Boswell.« Douglas Jeffers’ Stimme klang aufrichtig erstaunt.
    »Ich fass es nicht.«
    Er sah an sich herunter und entdeckte den roten Streifen an seinem Hemd.
    Der Schuss hatte ihn in der Seite getroffen und an seiner Taille das Fleisch zerfetzt, bevor die Kugel irgendwo draußen in der Nacht ins Leere flog. Er wusste sofort, dass es keine tödliche Wunde war, schmerzhaft, ja, aber nicht lebensbedrohlich.
    Und im selben Moment wusste er, dass er ihn getötet hatte.
    Er wurde von einer Woge widerstreitender Gefühle erfasst. Ich kann nicht ins Krankenhaus, dachte er. Ich kann wohl kaum in die nächstbeste Notaufnahme hineinspazieren und sagen: Hört mal, flickt mir mal eben diese Schusswunde, aber stellt keine Fragen.
    Wie der Blitz traf ihn die schlichte, beinahe lächerliche Erkenntnis: Es ist vorbei. Durch einen schlecht gezielten Schuss von einem verwirrten Kind.
    »Boswell«, sagte er freundlich. »Du hast mich umgebracht.«
    Er hob die eigene Waffe und zielte auf Anne Hampton.
    Sie schnappte nach Luft und ließ Detective Barrens Waffe aus den Fingern gleiten, so dass sie scheppernd zu Boden fiel.
    Ich hab’s versucht, dachte sie. Ich hab’s versucht.
    Detective Barren sah, wie die junge Frau die Hände sinken ließ und sich wie gelähmt in ihr Schicksal fügte. Sie sah, wie Douglas Jeffers zielte und jeden Moment abdrücken würde. Es war, als braute sich alles, was ihr widerfahren war, in dieser einen Sekunde zusammen und verbündete sich mit ihren letzten Kräften, um die Schmerzen zu überwinden.
    »Nein! Nein! Nein! Susan! Lauf weg! Ich rette dich!« Und sie wusste, dass sie es diesmal konnte.
    Sie konnte es, sie konnte es.
    Sie robbte so schnell wie möglich und mit jeder Spur von Muskelkraft, die ihr geblieben war, über den Boden. Sie griff nach dem Bein des Mörders, um ihn zu Fall zu bringen. »Lauf weg!«, schrie sie wieder und war jetzt für alles unempfindlich, sie spürte nur noch die Qualen, die ihr monatelang keine Ruhe gelassen hatten. »Susan«, stöhnte sie, als sie die Hände nach vorne warf und mit den Fingernägeln auf den Mann losging, dem sie so lange auf den Fersen gewesen war.
    Martin Jeffers warf sich, obwohl immer noch gefesselt, aus dem Sessel. Er schrie: »Nein, nein, nein!«, während er vorwärtstaumelte, auf die Knie fiel, sich aufrappelte und wieder nach vorne stürzte, als sein Bruder mitten in seiner tödlichen Handlung so seltsam innehielt. Martin Jeffers warf sich vor die junge Frau.
    Dann drehte er sich zu seinem Bruder um.
    »Nein, Doug«, sagte er. »Es ist genug.«
    Die beiden Brüder blickten sich an. Martin Jeffers sah, wie die Augen seines Bruders vor Zorn aufflackerten und dann plötzlich erloschen.
    »Bitte.«
    Douglas Jeffers trat, die Waffe immer noch auf Anne Hampton und damit ebenso auf seinen Bruder gerichtet, zurück. Er sah zu der Polizistin hinunter, die am Boden lag.
    »Bitte.«
    Er hörte die Stimme und dachte an all die hilflosen Momente in ihrer Kindheit, wenn Marty ihn rief und ihn neben sich brauchte.
    Douglas Jeffers zögerte wieder.
    Er legte die Hand an seine Seite und hielt sie sich blutverschmiertvor die Augen. Er hörte das Wort »Bitte« noch ein letztes Mal.
    Dann drehte er sich um und verschwand durch die Tür.
     
    Holt Overholser kam die Einfahrt zum Haus am Finger Point heruntergeschossen und sah den Mann, der aus der Eingangstür stürmte. Er schaltete das Signallicht auf dem Wagendach an. Als Holt heftig auf die Bremse trat, sah er, wie der Mann sich umdrehte und gezielt in Schusshaltung überging.
    »Jesses, Maria!«, brüllte Holt und duckte sich, als die Windschutzscheibe explodierte. »Heilige Mutter Gottes!«
    Er kramte nach dem eigenen Dienstrevolver, als ihm der schreckliche Gedanke kam, dass er dieses Jahr vergessen haben könnte, das verdammte Ding zu

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