Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal
des verschnarchten Staatsdieners, der, durch lebenslange Anstellung gesichert, sich einen feuchten Dreck um die Belange der Bürger kümmert. Selbst die Beamten fürchteten um ihr Ansehen. Der Beamtenbund Sachsens verklagte den Stadtdirektor, der dieses Projekt initiiert hatte, sogar auf Rufschädigung.
Dabei verrieten die Zahlen das Gegenteil. In keiner anderen Kommune wird vergleichsweise so viel Arbeit von so wenig Personal erledigt, der Krankenstand liegt deutlich unter dem Durchschnitt, der Zufriedenheitspegel dafür weit darüber.
»Powernapping« heißt der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden, aber auch Produktivität. Das Wort leitet sich vom englischen »Power«, das für »Kraft« oder »Energie« steht, und von »nap« für »Nickerchen« ab. Damit wird ein Kurzschlaf bezeichnet, der außerhalb der nächtlichen Hauptschlafphase, meist am Nachmittag, gehalten wird. Alteingeführte Begriffe wie »Mittagsschlaf« oder »Siesta« sind nicht ganz das gleiche, denn ein »Powernap« ist kurz. Er dauert maximal dreißig Minuten, während zum Beispiel eine klassische Siesta in südeuropäischen Ländern die Stunden überbrückt, in denen die Hitze der Mittagssonne Körper, Geist und Sinne lähmt.
In der Kürze liegt die Würze. Das haben mehrere Schlafstudien renommierter Institute belegt. Die Medizinerin Clare Anderson, Professorin der britischen Loughborough-Universität, hat die Wirkung von Mitteln untersucht, mit denen das Leistungsloch, in das die meisten Menschen zwischen 13 und 14 Uhr fallen, gewöhnlich bekämpft wird. Ihr Ergebnis lautet: Gegen das Biorhythmustief mit aller Anstrengung anzukämpfen bringt nichts. Mit Kaffee lässt sich die Ermattung zwar vertreiben, seine sofort einsetzende aufputschende Wirkung verfliegt aber nach zwei Stunden – mit dem Effekt, dass man sich danach noch müder fühlt als zuvor. Ein Kurzschlaf wirkt laut Anderson hingegen bei Testpersonen nachhaltiger als eine Tasse Kaffee: »Wir haben herausgefunden, dass ein Nickerchen wesentlich effektiver ist … Die Verbesserung ihres Zustandes war stark, trat sofort ein und hielt bis zu einem Test an, den wir um 19.45 Uhr angesetzt haben.« [43]
Ein Ergebnis, das auch durch eine Studie der NASA bestätigt wird. Im Auftrag der US-Raumfahrtbehörde untersuchte die medizinische Fakultät der Universität Pennsylvania unter der Leitung von David Dinges die Auswirkungen des Kurzschlafs. [44] Dabei wurden verschiedene Vergleichsgruppen diversen Wissens-, Konzentrations-, Reaktions- und Aufmerksamkeitstests unterzogen. Es zeigte sich, dass diejenigen, denen es erlaubt war, mittags ihre Batterien mit einem Schläfchen aufzuladen, deutlich mehr leisten konnten als die Vergleichsgruppe: Die Reaktionsgeschwindigkeit war um 16 Prozent höher als bei der Vergleichsgruppe, die Fehler, die aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit unterliefen, konnten um 30 Prozent gemindert werden, und die Fähigkeit, in Entscheidungssituationen richtig zu handeln, erhöhte sich sogar um 35 Prozent. Seitdem wird auch bei der NASA mittags geschlafen.
Dass ein kleiner Schlummer am Mittag nicht nur im All, sondern auch auf der Erde hilft, um die Energiereserven aufzufüllen, bezeugt zudem eine Studie des Forscherteams um Alan Hobson, Robert Stickgold und Sara Mednick von der Harvard-Universität. Sie fanden heraus, dass man mit einem Powernap nicht nur das Mittagstief nach dem Mittagessen überwinden, sondern sich auch über Frustrationen, Überforderung und Irritationen durch die tägliche Informationsflut hinwegretten kann, weil der Schlaf die Nerven stärkt. In den meisten Fällen war es sogar so, dass die Testpersonen danach genauso ausgeruht und frisch waren wie zu Beginn des Tages. [45] Eine Erfahrung, die auch der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill bekundete, der jeden Tag im Pyjama einen Mittagsschlaf abhielt: »Zwischen Mittagessen und Abendessen muss man schlafen, denken Sie bloß nicht, dass sie weniger Arbeit schaffen, wenn Sie am Tag schlafen. Das ist eine dumme Idee von Leuten ohne Vorstellungsvermögen. Sie werden sogar mehr bewerkstelligen. Sie bekommen zwei Tage in einem – nun, mindestens eineinhalb, da bin ich mir sicher.« [46]
Dennoch machen sich die Kraft des Mittagsschlafs hierzulande erst wenige Firmen zunutze. Die Angst, als verschlafen zu gelten, ist unter Arbeitnehmern hoch. Das weiß auch Mario Filoxenidis sehr gut. Mit seiner Wiener Firma Siesta-Consulting berät er Firmen, die ihren Angestellten die Möglichkeit bieten
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