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Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal

Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal

Titel: Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Hennig
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klammheimliche Wohlwollen würde Paris dann einstreuen, dass es zu der Zeit, als Franklin zu Gast war, tatsächlich lang geschlafen habe, allerdings nicht besonders viel. Denn es habe in den Nächten etwas getan, wozu keine der anderen europäischen Städte in der Lage war: eine Revolution und die Abschaffung des Adels vorzubereiten und zu vollenden. Revolution, das hieß, an der königlichen Zensur vorbei Versammlungen einzuberufen, Salons zu halten, Pamphlete zu drucken und Forderungen zu ersinnen – und dies gerne auch nachts. Das Ergebnis sei bekannt und auch der Grund, warum man heute so nett und in illustrer Runde zusammenstehen könne.
    Nach diesem Plädoyer in eigener Sache wird Paris ein paar Flaschen Champagner ordern und den gemütlichen Teil des Abends einleiten. Und dann, wenn sich die frühen Vögel einer nach dem anderen mit betriebsamen Entschuldigungen wie »Muss früh raus« (London) und »Hab morgen viel zu tun« (Hongkong) verabschiedet haben und schließlich nur noch das nimmermüde New York, das nachtaktive Paris und das ohnehin entschleunigte Berlin beieinanderstehen, würde die US-Metropole Paris gestehen: »Sie waren mir gleich sympathisch! Nur gut, dass Sie die Vorschläge unseres Präsidenten nicht ernstgenommen haben.«

Was hilft, wenn man trotz allem früh aufstehen muss
     
    Wer zu spät zu Bett geht und früh heraus muss, weiß, woher das Wort Morgengrauen kommt.
    Robert Lembke
    In diesem Kapitel erfahren Sie, was Sie tun können, wenn sich an den Arbeitszeiten nicht rütteln lässt oder Ihre Kinder Sie um den wohlverdienten Schlaf bringen. Sie können an Ihrer inneren Uhr drehen (oder es zumindest einmal probieren). Denn Schlafenszeit und Aufwachzeit werden von bestimmten Zeitgebern getaktet (dazu mehr im Interview mit Till Roenneberg ab Seite 59). Gönnen Sie sich etwa bei einem Spaziergang oder einer Radtour zur Arbeit eine Extraportion Licht und Bewegung. Statten Sie Ihr Schlafzimmerfenster mit blickdichten Rollos und Ihre Wohnung mit bunten Farben aus. Oder legen Sie sich in der Mittagspause, statt mit den Kollegen nach dem Essen noch ein Schwätzchen zu halten, einfach ein paar Minuten aufs Ohr und vermeiden Sie es, abends noch Sonne zu tanken, den Kreislauf beim Sport noch einmal hochzujagen oder sich eine dicke Mahlzeit aufzutischen. Mit diesen Maßnahmen kann es gelingen, die innere Uhr umzustellen und sich damit ein wenig an die brutalen Bedingungen des Frühaufsteherlebens anzupassen.
    Dabei gilt es natürlich, den inneren Schweinehund zu überwinden. Denn für Eulen, die ihren Tag-Nacht-Rhythmus um einige Zeit nach vorne verschieben wollen, gilt: Morgens Gas geben, abends runterschalten!
    Eine harte Ansage, aber es kann sich für einige lohnen. Auch weil es einem die Chance eröffnet, ohne lebensentscheidende Veränderungen seinen Alltag angenehmer und möglicherweise auch anders zu gestalten. Denn Eulen sind ja offener für neue Ideen und Experimente – so gesehen unter Umständen auch für die Reize des Frühaustehens. Vielleicht sind Eulen sogar die besseren Lerchen, wenn es sein muss …
    Schlafen Sie bei jeder Gelegenheit
    Zu den noch eher schwächeren Maßnahmen gehört das Powernapping, die trendigere Variante des guten alten Mittagsschlafs. »Wer schläft, sündigt nicht«, sagt ein altes Sprichwort – aber wer traut sich schon, während der Arbeitszeit ein Nickerchen zu halten, ohne die Tür des Büros hinter sich zu verriegeln oder sich heimlich zum Auto zu schleichen, um dort auf der Rückbank ins Reich der Träume abzurutschen. Denn in einer Arbeitskultur, in der permanente körperliche und geistige Präsenz gefordert wird, in der man mit rühriger Aktivität die Chefs beeindruckt, eine Maskerade des Gut-Drauf-Seins die Karriere befördert und in der in endlosen Brainstormings Geistesblitze einschlagen müssen wie bei einem Sommergewitter, gilt ein müder Mensch als träge, trüb und tatenlos.
    Initiativen für mehr Mittagsschlaf gehen deshalb immer noch in Spott und Häme unter. Frank Käthler, Sprecher der niedersächsischen Stadtkommune Vechta, berichtet über die Bösartigkeit, mit der die Kommune besonders vom Privatfernsehen angegangen wurde, nachdem sie den Mitarbeitern ermöglicht hatte, zusätzlich zu der 30-minütigen Mittagspause noch für 20 Minuten eine Schlafmatte im Büro auszurollen: »Für die war das ein gefundenes Fressen.« [42] Schlafende Beamte zwischen Akten und Ordnern – es war die Wiederbelebung des deutschen Michels, dem Prototyp

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