Der Fruehe Vogel Kann Mich Mal
eröffnete er Das Herz von St.Pauli , eine traditionelle Kneipe mitten auf der Reeperbahn, 2009 übernahm er die Bar Cabana , ein Laden mit Karibik-Flair.
Drei Bars an drei unterschiedlichen Standorten auf und rund um Hamburgs umkämpfter roter Meile. Natürlich bekommt auch Christiansen den Wettbewerb zu spüren. Kneipen gibt es an jeder Ecke. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband zählt – für das Jahr 2009 – 182 008 Gaststätten. Dazu kommen 44 976 Herbergen, Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen sowie 11 233 Kantinen und Caterer. Über eine Million Menschen verdienen in diesem Gewerbe ihr Geld, 55 Milliarden Euro Jahresumsatz netto macht die Branche schätzungsweise. Zwölf Prozent davon erwirtschaften die zirka 38 000 Betriebe, die sich allein auf den Ausschank von Getränken konzentrieren. Das ist Christiansens Feld: »Unsere Mitstreiter auf dem Kiez versuchen uns mit Happy Hour oder Drink-Flatrates in die Knie zu zwingen. Wir machen das nicht mit. Und offenbar gelingt es uns, unsere Gäste auf andere Weise zu halten. Sie kommen gerne und bleiben lange.«
Das mag auch an einem diskreten Umgang mit launigen und betrunkenen Gästen liegen. »In den 13 Jahren, die ich das Christiansens nun führe, gab es erst zwei Personen, die ausfallend wurden und die wir dann handgreiflich rausschmeißen mussten. Beim Herz von St. Pauli kommt das öfter vor. Da ist die Klientel auch mal etwas rabiater. Am besten ignoriert man solche Leute. Das Einzige, was die wollen, ist doch Aufmerksamkeit. Oft reicht es, wenn man sich dann den Vernünftigsten aus der Gruppe zur Seite zieht und ihn bittet, seinen Kumpel ruhigzustellen. Wenn das nicht klappt, sind die Türsteher gefragt oder die Polizei. Oder wir schmeißen Randalierer selbst raus – aber nur, wenn das ohne Blessuren geht. Das gehört eben zum Nachtleben dazu, das ist halt etwas rauer.«
Auch wenn im Dunkel der Nacht manchmal die Dämonen der Trunkenheit und der Gewalt heraufbeschworen werden, möchte Uwe Christiansen diese Stunden nicht missen. »Ich liebe die Nacht. Ich liebe einfach diese Atmosphäre, wenn sich die Dunkelheit über die Straßen legt. Egal, wann ich mit der Arbeit fertig bin, ob es zwei Uhr ist oder wieder einmal fünf Uhr geworden ist, ich fahre mit meinem Motorrad dann noch einmal über die Reeperbahn, schaue mir an, wie die letzten Nachtschwärmer noch einen Absacker trinken oder in ein Taxi nach Hause steigen, und wie so langsam die Lichter ausgehen. Ich bin noch nie gerne früh zu Bett gegangen.«
Nicht nur mit seinen Schlafgewohnheiten, auch auf seinem Fachgebiet hat sich Christiansens Berufsweg früh abgezeichnet. Der gelernte Lebensmitteleinzelhandelskaufmann erzählt: »So absurd das klingt: Ich habe mit 18 im Partykeller meiner Eltern eine Cocktailbar eröffnet. Dabei war es gar nicht so einfach, die ganzen Zutaten zu bekommen. Ich komme vom Dorf. Zum Glück hatte mein Vater den ersten Selbstbedienungsladen in Schleswig-Holstein und hat mir dann Zutaten wie Ananassaft besorgt – das war Ende der 70er und in einem Dorf wie Hohenwestedt hochexotisch.« Geübt hat er zunächst anhand klassischer Lehrbücher, das Equipment beschränkte sich auf einen Cocktailshaker und ein Cocktailsieb. Heute ist Christiansens Arbeitsplatz seine Bühne. 650 verschiedene Liköre, Brandys, Whiskys, Gins, Wodka- und Rum-Sorten, Portweine, Sherrys, Martinis und Bitter säumen die gläsernen Regale, dazu gesellen sich Säfte, Sahne, Milch, Nusscremes, Soft- und Energiedrinks sowie Zubehör. Vom Siphon über Pressen bis zum Schneidebrett, alles muss jeden Abend am gleichen Platz stehen, damit jeder Griff auch blind gelingt. 200 Cocktails bietet Christiansens Karte. Darüber hinaus nimmt der Barmann auch persönliche Wünsche entgegen.
Christiansen selbst ordert am liebsten einen sogenannten »French 75«, einen Champagnercocktail mit Gin, Zucker und Zitrone, wenn auch eher selten. »Ich trinke kaum Alkohol. Man hilft den Gästen, sich wohl zu fühlen, bereitet ihnen einen schönen Geburtstag, animiert sie dazu, Spaß zu haben, und manchmal verkuppelt man sie auch. Da geht meine ganze Energie rein, und die ist dann verpulvert, wenn ich mich selbst feiern müsste.«
Privat lässt er es auch eher ruhig angehen. Nach dem Dienst noch die Tour über die Reeperbahn, dann ab nach Hause in seine 42-Quadratmeterwohnung, Ausschlafen bis mindestens elf oder, wenn es am Wochenende mal bis in die Morgenstunden ging, auch bis 14 Uhr. Das Weckerklingeln fällt aus, das
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