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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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ERSTER TEIL  
Neues Blut
     
1.
     
    Der junge Mann lag flach ausgestreckt auf dem gepolsterten Krankenhaustisch, den linken Arm, muskulös und braun, neben sich auf dem Tischchen. Das breite, flache Band eines Blutdruckmeßgeräts lag straff um seinen Bizeps, und die Ellenbeuge mit der bläulichen schimmernden Vene war mit Seife und Wasser sorgfältig gewaschen, mit Alkohol betupft und mit Jod beträufelt worden.
    Seine Augen folgten den schnellen, geschickten Bewegungen der Assistentin im weißen Kittel.
    Sie öffnete die linke Tür des großen, alten Kühlschranks und nahm eine braune Flasche aus dem zweiten Fach. An der Unterseite der Flasche befand sich ein mit einem Metallband befestigter Griff, der hochgeklappt war. Darunter schwappte Natriumzitratlösung, zwei Zentimeter tief. Das übrige war Vakuum.
    Die Assistentin riß die Lasche ab, zog die Metallkappe von der Gummidichtung. Aus einem Karton unter dem Tisch nahm sie einen Kunststoffschlauch, der an beiden Enden mit Kanülen versehen war. Eine davon glitt in die novocainbetäubte Vene des Spenders, die andere wurde durch den Gummi in die Flasche gestoßen.
    Dunkelrotes Blut schoß durch den Schlauch, spritzte in die Flasche; die Natriumzitratlösung quoll rötlich auf.
    Einen Augenblick später hatte sie die Farbe dunkelroten Beerensafts, mit Schaum bekrönt.
    Die Assistentin schrieb mit Druckbuchstaben Datum und Namen des Spenders auf das Etikett, fügte ihr Handzeichen an. Sie klebte ein Stück Leukoplast über das Etikett und schrieb eine Nummer darauf: ›31197‹; die gleiche Zahl wurde auf zwei kleinen Reagenzgläsern vermerkt.
    »Die Hand nicht öffnen«, sagte sie und drehte die Flasche. Als die Flasche voll war, klemmte sie den Schlauch ab und zog die Nadel aus der Gummidichtung. Über der Einstichstelle in der Ellenbeuge des Spenders befestigte sie mit zwei Leukoplaststreifen ein Stück Gaze. Das Blut aus dem Schlauch ließ sie in die Reagenzgläser laufen und steckte diese in die Fächer einer kleinen, über die Flasche gehängten Stoffschürze.
    Schlauch und Kanülen wurden beiseite geworfen, ein großes Stück Leukoplast auf die Flasche geklebt.
    Am Arbeitstisch vor dem Fenster betupfte die Assistentin zwei Objektträger, von denen einer mit A und B markiert war, mit drei Blutströpfchen. Sie zog die Objektträger näher und schob sie auf einen Kasten mit Glasdeckel; einem Tröpfchen fügte sie klares Serum aus einer grünen Flasche mit der Aufschrift ›Anti-A‹ hinzu; ›Anti-B‹ kam aus einer braunen Flasche; ›Anti-Rho‹ aus einer farblosen.
    Sie begann den Kasten zu schütteln. Der Spender hatte sich aufgerichtet und sah ihr interessiert zu.
    Sechzig Sekunden später waren die roten Blutkörperchen der Muster A und B noch gleichmäßig verteilt. In der dritten Probe waren sie sichtbar verklumpt.
    »0 negativ, stimmt schon«, sagte die Assistentin. Sie kritzelte es auf das Etikett und auf das Leukoplast, mit dem der Hals verschlossen war.
    Die Mundwinkel des Spenders zuckten.
    »Wertvoll«, sagte die Assistentin, während sie eine Karteikarte und dann einen Zettel ausfüllte. »Anderes Blut nehmen wir nicht. Sollen wir Sie auf die Spenderliste setzen?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf, ohne zu zögern.
    Die Assistentin hob die Schultern. Sie gab ihm die Karte. »Trotzdem vielen Dank. Hier steht Ihre Blutgruppe. Bleiben Sie im Wartezimmer zehn Minuten lang sitzen. Für den Zettel bekommen Sie fünfundzwanzig Dollar. Sie können ihn an der Kasse einlösen – gleich beim Ausgang.«
    Die Assistentin starrte ihm eine Weile nach, auch als sein breiter Rücken schon verschwunden war. Dann drehte sie sich achselzuckend um und stellte die Flasche in das oberste Fach des Kühlschranks für spätere serologische Untersuchungen.
    Ein halber Liter gesundes Blut – neues Leben in der Flasche für einen Menschen, der sonst vielleicht sterben mußte. Binnen weniger Tage werden die weißen Blutkörperchen abzusterben beginnen, die Gerinnungsfähigkeit des Blutes nimmt ab. Mit Hilfe der Tiefkühlung und der Zitratlösung halten sich die roten Blutkörperchen – einige jedenfalls – drei Wochen lang. Anschließend gelangt das Blut zur Zentrifuge, um Plasma zu gewinnen, oder es wird an eine Firma verkauft, die dem Plasma wertvolle Stoffe entzieht, die mehr als siebzig Proteine, das Serum Albumin, die Gammaglobuline.
    Ein halber Liter Blut: Handelspreis 25 Dollar. In ein paar Stunden wird die Flasche zusammen mit den anderen gleicher Gruppe

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