Jerry Cotton - 2915 - Wer tot ist kann nicht sterben
»Oh Mann, es sieht aus wie nach einem Bombenangriff«, meinte Phil, als wir durch die Straßen von New York in Richtung Federal Plaza fuhren.
Ich nickte. Phil hatte recht. Der Wirbelsturm hatte furchtbar gewütet. Bäume waren entwurzelt worden, Fenster zersprungen, Autos standen kreuz und quer herum, und noch immer standen einige Bereiche von Lower Manhattan unter Wasser. Und das, was wir hier in Manhattan sahen, war nur ein kleiner Ausschnitt der Verwüstung, die der Jahrhundertsturm an der gesamten Ostküste hinterlassen hatte.
»Da werden eine Menge Versicherungsgesellschaften tief in die Tasche greifen müssen«, sagte ich ernst.
»Oder pleitegehen«, erwiderte Phil mit einem sarkastischen Ton in der Stimme. »Gut, dass wir vorbereitet waren – sonst hätte der Sturm noch viel mehr Schaden verursacht und mehr Opfer gefordert.«
Insgesamt bewegten sich die Menschen heute, einen Tag nach dem Sturm, recht hektisch und unkoordiniert. Das Naturereignis hatte ihre normale Routine ganz schön durcheinandergewirbelt.
Phil schaltete das Radio ein. Die Folgen des Wirbelsturms waren nach wie vor Thema Nummer eins. Immer wieder wurden neue Leichen gefunden. Viele Menschen hatten die Warnungen ignoriert oder die Heftigkeit des Sturms unterschätzt und das mit dem Leben bezahlen müssen.
Als Phils Handy klingelte, drehte er das Radio leiser und ging dran.
»Guten Morgen, Phil«, hörte ich über die Freisprecheinrichtung von Phils Handy.
»Guten Morgen, Sir«, erwiderte mein Partner.
Auch ich begrüßte unseren Chef.
»Uns wurde ein Mordfall gemeldet, der in unseren Zuständigkeitsbereich fällt«, kam Mr High direkt auf den Grund seines Anrufs zu sprechen. »Ein junger Mann aus North Dakota, offenbar indianischer Abstammung, wurde bei Aufräumarbeiten in einem überfluteten U-Bahn-Schacht in Lower Manhattan gefunden. Der Mann scheint schon einige Tage tot zu sein. Was ich sonst noch an Informationen habe, sende ich Ihnen zu.«
»Gut, wir fahren direkt dorthin«, sagte ich.
»In Ordnung. Melden Sie sich anschließend zu einer Besprechung in meinem Büro«, sagte Mr High und beendete das Gespräch.
»Ein Indianer, der in New York umgebracht wird – hört sich eher nach einem Fall für Zeery an«, meinte Phil.
»Mister High wird seine Gründe haben, warum er uns mit der Sache betraut«, sagte ich. »Weißt du schon, wo genau der Mann gefunden wurde?«
Phil schaute im Bordcomputer nach. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis er die Daten erhielt, die Mr High uns zugesagt hatte.
Phil nickte und deutete mit seiner Hand nach rechts. »Ja, ist nicht weit von hier. Wir müssen die nächste Straße rechts abbiegen, dann noch knapp vier Blocks.«
Ich setzte den Blinker und bog ab. Es dauerte nicht lange, bis wir unser Ziel erreicht hatten. Der Zugang zur U-Bahn-Station war abgesperrt. Es war aber keine Polizeiabsperrung. Wahrscheinlich war die Station aufgrund der Überflutung ohnehin geschlossen. Ich sah einen Cop, der vor dem Eingang stand, und ein paar Arbeiter mit Schutzhelmen.
»Guten Morgen, wir sind vom FBI. Da unten soll sich ein Tatort befinden«, sagte Phil zu dem Cop, zeigte mit der einen Hand die Treppe nach unten und hielt in der anderen seine Dienstmarke.
Der Cop musterte die Marke kurz und erwiderte dann: »Ja, im unteren Bereich, der teilweise unter Wasser steht. Dort fingen heute Morgen die Aufräumarbeiten an. Der Bereich wurde leergepumpt und dann hat man die Leiche gefunden. Ein Detective ist vor Ort und kann Ihnen sicherlich mehr erzählen.«
Wir bedankten uns bei dem Officer und stiegen die Stufen hinunter. Je tiefer wir kamen, desto unangenehmer roch es. Der Sturm hatte nicht nur Wasser, sondern auch alle möglichen anderen Dinge in den U-Bahn-Schacht befördert, von denen einige bereits vermoderten.
»Wird einige Zeit dauern, das wieder in Ordnung zu bringen«, meinte Phil, als wir den Bahnsteig erreicht hatten.
Hier befanden sich gut ein Dutzend Personen, die meisten arbeiteten daran, das Wasser, das sich immer noch in den tiefer gelegenen Gleisbereichen befand, abzupumpen. Dann waren noch drei Personen von der Crime Scene Unit – inklusive Dr. Janice Drakenhart – anwesend und ein Mann, bei dem es sich wahrscheinlich um den Detective vom NYPD handelte, an den der Officer uns verwiesen hatte.
Als der Detective uns erblickte, kam er direkt auf uns zu und sagte freundlich: »Guten Morgen, Sie müssen die FBI-Agents sein, die mir angekündigt wurden, Cotton und Decker.«
»Genau die sind
Weitere Kostenlose Bücher