Der gefährliche Drache
Dorfanger verstreut. Entlang des Bürgersteigs sah man überall eingedrückte Getränkedosen, und auf einer Bank in der Nähe des Kriegsdenkmals lag eine einsame Modezeitschrift. Das Schild des Pubs hing schief, dem Abfalleimer vor dem Gemüseladen fehlte ein Bein, und das große Schaufenster von Peggys Kaufhaus wies ein Netz aus Rissen auf. Außerdem schien jemandem auf der Schwelle zur Teestube übel geworden zu sein.
Bill und ich waren zu fassungslos, um zu sprechen, aber die Zwillinge zögerten nicht, ihren Kommentar abzugeben.
»Piraten«, sagte Will bestimmt.
»Marodierende Piraten«, stimmte Rob ein.
»Wir sind zu weit vom Meer weg für Piraten«, sagte Bill, der seine Stimme wiedergefunden hatte.
»Aber wir sind nicht weit von der Kirmes weg«, sagte ich.
»Niemand von der Kirmes würde das hier tun«, meinte Bill. »Sie mögen freiheitsliebende Menschen sein, aber Idioten sind sie nicht. Es ist in ihrem Interesse, gut mit den Einheimischen auszukommen.«
»Wer war es dann?«, fragte ich.
»Touristen«, sagte Bill lakonisch. »Ich glaube, wir können die Schuld für diese Schweinerei getrost marodierenden Touristen in die Schuhe schieben.«
Ich war fast zu wütend, um zu sprechen. »Wenn sie St. George’s angerührt haben, werde ich sie zur Strecke …«
»Lass uns erst mal sehen, okay?«, unterbrach mich Bill, wohl um mich davon abzuhalten, den Sonntag durch allzu starke Worte zu verderben. Finster starrte er durch die Windschutzscheibe, als er wieder anfuhr und den Wagen langsam durchs Dorf rollen ließ, als inspizierten wir den Schauplatz einer Naturkatastrophe.
Jemand hatte Senf an die Schultüre geschmiert und die Blumen zertrampelt, die Emma um das Kriegerdenkmal herum gepflanzt hatte. Doch der Rest des Dorfs schien von sichtbarer Beschädigung verschont worden zu sein. Wysteria Lodge, das Gebäude, in dem Bill sein Büro hatte, wirkte ebenso unversehrt wie das Crabtree Cottage, Briar Cottage, das alte Schulhaus, das Pfarrhaus und Mr Barlows Haus.
Auch die Kirche wies keine Zeichen von Vandalismus auf. Das Friedhofstor hing fest in seinen Angeln, und die Grabsteine waren weder umgeworfen noch besudelt. Erleichtert stellten wir den Wagen am Randstein ab, befreiten die Jungen aus ihren Kindersitzen und eilten in die Kirche. Unsere langsame Fahrt durch das Dorf hatte zusätzlich zu unserer Verspätung beigetragen.
Es war unmöglich, die Kirche geräuschlos zu betreten. Die schwere Eichentür knarrte, als Bill sie aufzog, und fiel dröhnend wieder hinter uns ins Schloss. Ebenso wenig konnten wir verhindern, dass unsere Tritte auf den Steinplatten des Mittelgangs widerhallten.
Eine bleichgesichtige Kirchengemeinde drehte die Köpfe, als wir reuevoll in eine der hinteren Bänke schlüpften. Der Pfarrer, der ziemlich erschöpft wirkte, wartete höflich, bis wir Platz genommen hatten, ehe er mit dem Gottesdienst fortfuhr. Als er auf die Kanzel stieg, erwartete ich, dass er mit der Lesung begann, doch offensichtlich hatten ihn die jüngsten Ereignisse dazu animiert, gleich zur Predigt überzugehen.
»Matthäus 24,6«, begann er. Theodore Buntings angenehm volltönende Stimme klang ungewohnt müde, und sein langes, schmerzvolles Gesicht wirkte hager. »›Ihr werdet von Kriegen hören, und Nachrichten über Kriege werden euch beunruhigen. Gebt acht, lasst euch nicht erschrecken! Das muss geschehen. Es ist aber noch nicht das Ende.‹«
»Spricht er über das Ende der Welt?«, fragte ich Bill flüsternd.
»Es muss wohl eine raue Nacht gewesen sein«, erwiderte Bill.
13
DIE UNHEILVOLLE PREDIGT des Pfarrers war gnädigerweise kurz, und er beendete den Gottesdienst so rasch, wie es die Schicklichkeit erlaubte. Danach stand er nicht wie sonst am Kirchenportal, um mit der herausströmenden Schar ein paar freundliche Worte zu wechseln, sondern strebte leicht wankend auf das Pfarrhaus zu, als müsste er mit seinen Kräften haushalten, um den nächsten Gottesdienst zu überstehen.
Die Kirchenbesucher gingen aufgeregt schnatternd über den Kirchhof und tauschten sich über die Katastrophe aus, die Finch heimgesucht hatte. Erstaunlich viele Dorfbewohner hatten die Frühmesse besucht. Ich fragte mich, wie viele von ihnen gekommen waren, um sich eine Starthilfe für den anschließenden Kirmesbesuch zu holen, und wie viele sich seelischen Beistand erhofften, nachdem sie die Bescherung auf dem Dorfanger gesehen hatten.
Während die Zwillinge davonsprangen, um zwischen den Grabsteinen Verstecken zu spielen,
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