Der gefangene Stern
laufen!“
„Dann habe ich mein Versprechen eben gebrochen. Verklag mich doch.“ Langsam war ihre Geduld erschöpft. Sie drückte ihn ohne Umstände wieder auf den Badewannenrand und ignorierte, dass er vor Schmerz aufstöhnte. „Ach, sei doch still, und lass mich das hier fertig machen. Ich muss irgendwo was zum Desinfizieren haben.“
„Oder vielleicht einen Ledergurt, auf den ich beißen kann, während du Salz in meine Wunden streust.“
„Bring mich nicht auf Ideen.“ Sie befeuchtete ein weiteres Handtuch, kniete sich vor ihn und säuberte sein Gesicht. „Du wirst ein blaues Auge bekommen, deine Lippe ist geschwollen, und du hast eine nette Beule hier.“ Er schrie kurz auf, als sie das Handtuch an seine Schläfe drückte. „Baby.“
„Wenn du hier auf Sanitätsschwester machen willst, dann gib mir vorher wenigstens ein Betäubungsmittel.“ Da sie offenbar nicht vorhatte, ihm ein Glas Wasser zu bringen, schluckte er das Aspirin trocken.
Während sie Desinfektionsmittel auf seine Wunden tupfte und Verbände anlegte, fuhr er fort, sich zu beschweren. Irgendwann drückte sie ihre Lippen auf seine, was ihm genauso viel Schmerz wie Vergnügen bereitete. „Wirst du mich überall küssen, wo es wehtut?“
„Du bist eben ein Glückskind.“ Sie legte den Kopf in seinen Schoß und seufzte tief. „Es interessiert mich nicht, ob du sauer bist. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Er rannte auf dich zu und hätte dich in jedem Fall erwischt. Ich musste ihn einfach ablenken.“
„Okay, darüber können wir später sprechen.“ Erst jetzt bemerkte er die aufgerissene Haut an ihren Ellbogen. „Hey, du hast selbst ein paar ordentliche Kratzer abbekommen.“
„Brennt ganz schön“, murmelte sie.
„Na dann komm, Herzchen. Jetzt spiele ich den Doktor.“ Sie tauschten die Plätze. „Das könnte ein wenig wehtun“, bemerkte er grinsend.
„Das würde dir gefallen, nicht wahr – autsch! Verdammt, Jack!“
„Baby.“ Aber er küsste die aufgescheuerte Stelle, bevor er sie zärtlich verband. „Wenn du mir noch einmal solche Angst einjagst, werde ich dich mindestens einen Monat lang mit Handschellen ans Bett fesseln.“
„Leere Versprechungen.“ Sie schlang die Arme um seinen Hals. „Sie sind tot, nicht wahr, Jack? Den Unfall hätten sie nicht überleben können.“
„Die Chance ist zumindest ziemlich gering. Tut mir leid, dass ich keine Informationen von ihnen bekommen habe.“
„ Wir haben keine Informationen bekommen“, verbesserte sie ihn. „Und wir haben unser Bestes gegeben.“ Sie richtete sich auf. „Aber da sind immer noch die Widerlinge“, begann sie, erbleichte dann aber. Vermutlich lebte einer von ihnen ja gar nicht mehr.
Aber zumindest hatte nicht Bailey in dem Büro gelegen. Sie nahm zwei tiefe Atemzüge. „Gut, jetzt kann ich wenigstens frische Kleider anziehen und etwas Bargeld mitnehmen. Und ich werde im Pub anrufen. Das ist ein Risiko, ich weiß. Aber ich rufe kurz an und sage, dass es mir gut geht – und teile meine Mitarbeiter für die nächsten Tage ein.“
„Na schön, du Geschäftsfrau.“ Auch Jack stand auf. „Wir werden deine Freundinnen finden, M.J., das verspreche ich dir. Und sosehr es mir auch gegen den Strich geht, es ist an der Zeit, die Polizei zu informieren.“
Sie seufzte erleichtert. „Ja, drei Tage Wahnsinn sind genug.“
„Die werden eine Menge Fragen haben.“
„Dann geben wir ihnen eben die Antworten.“
„Ich sollte dir vorher vielleicht verraten, dass Leute wie ich bei der Polizei nicht sehr beliebt sind.“
„Das bekommen wir schon hin. Wollen wir von hier aus anrufen, oder fahren wir direkt aufs Revier?“
„Wir rufen an. Auf Polizeirevieren bekomme ich Juckreiz.“
„Den Diamanten werde ich ihnen aber auf keinen Fall geben!“ Um seinen Widerspruch im Keim zu ersticken, baute sie sich vor ihm auf. „Er gehört Bailey – besser gesagt, es ist ihre Entscheidung, was mit ihm geschehen soll.“
„Okay“, sagte er nur.
Sie blinzelte überrascht.
„Wir vermeiden das Thema einfach. Bailey und Grace sind jetzt auch für mich am Wichtigsten.“
Da begann sie zu strahlen. In der nächsten Sekunde ließ ein schrilles Klingeln sie beide zusammenzucken. M.J. starrte auf ihre Handtasche, als wäre sie lebendig und würde nach ihr schnappen. „Das ist mein Handy. Mein Handy klingelt.“
Instinktiv betastete Jack seine Hosentasche, um zu prüfen, ob die Pistole noch da war, dann nickte er. „Geh ran.“
Sie kramte das
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