Der geheime Stern
zielst.”
Ihr Blick verschwamm, als sie Seths Stimme erkannte. Sie biss sich hart auf die Lippen und blinzelte ein paarmal. “Du bist gekommen.”
Er trägt keine Rüstung, dachte sie benommen, aber er ist ganz in Schwarz – schwarzes Hemd, schwarze Hose, schwarze Schuhe. Und statt des Schwerts trägt er eine Pistole.
Aber hier handelte es sich nicht um Erinnerung, sondern um Realität.
Ihr Kleid war zerrissen und blutig, ihr Gesicht zerschrammt, ihre Augen glasig vor Schreck. Er hatte zwei Männer getötet, um so weit zu kommen, doch als er sie so sah, dachte er, dass zwei nicht genug waren. Nicht annähernd genug.
“Jetzt ist alles gut.” Er widerstand dem Wunsch, zu ihr zu rennen und sie an sich zu pressen. Sie sah aus, als könnte sie bei der kleinsten Berührung zerbrechen. “Wir holen dich hier raus, Grace. Niemand wird dir etwas tun.”
“Er wird sie umbringen.” Sie zwang sich, Luft zu holen. “Er wird sie umbringen, ganz egal, was ich sage oder tue. Er ist wahnsinnig. Sie sind vor ihm nicht sicher. Keiner von uns ist vor ihm sicher. Er hat dich schon einmal getötet.” Jetzt flüsterte sie. “Er wird es wieder versuchen.”
Er nahm ihren Arm und entwand ihr sanft die Waffe. “Wo ist er, Grace?”
“Es gibt einen Raum, in den gelangt man durch eine Geheimtür in der Bibliothek. Und dann eine Treppe hinunter … wie damals … in einem anderen Leben. Erinnerst du dich?” Sie presste eine Hand gegen die Stirn. “Dort ist er bei seinem Spielzeug, bei seinem funkelnden Spielzeug. Ich habe ihn mit einem Messer verletzt.”
“Gutes Mädchen.” Wie viel von dem Blut war ihr eigenes? “Komm jetzt. Komm mit mir.”
Er führte sie die Treppe hinunter. Sie entdeckte die Wache, die schon vorher da gewesen war, doch jetzt lag der Mann reglos am Boden. Sie wandte den Blick ab und trat über ihn hinweg. Nun, da Seth bei ihr war, fühlte sie sich ein wenig besser. Die Vergangenheit wiederholte sich nicht unbedingt. Manchmal änderte sie sich. Menschen konnten sie ändern.
“Dort hinten, die dritte Tür links.” Sie erschauerte, als sie eine Bewegung bemerkte, doch es war nur Jack, der aus einem Türeingang trat.
“Die Luft ist rein”, raunte er Seth zu.
“Bring sie hinaus.” Sein Blick sagte noch mehr: Kümmere dich um sie. Ich vertraue dir.
Jack zog Grace an seine Seite, die andere Hand hatte er für seine Waffe frei. “Ist schon gut, Honey.”
“Nein.” Sie schüttelte den Kopf. “Er wird sie umbringen. Er hat Sprengstoff, in Cades Haus, im Pub. Du musst ihn aufhalten. Die Geheimtür. Ich zeige sie dir.”
Sie riss sich von Jack los und schwankte wie eine Betrunkene zur Bibliothek. “Hier.” Sie drehte eine geschnitzte Rosette in der Wand, worauf die sich wie von Zauberhand ein Stück öffnete.
“Jack, bring sie raus. Ruf die Polizei. Ich kümmere mich um ihn.”
Grace hatte das Gefühl, unter der Oberfläche eines tiefen Sees zu treiben. “Er muss ihn töten”, sagte sie schwach, als Seth in der Wandöffnung verschwand. “Dieses Mal darf er nicht versagen.”
“Er weiß, was er zu tun hat.”
“Ja, das weiß er immer.” Der Raum drehte sich wie wild. “Jack, tut mir leid”, stieß sie noch hervor, bevor sie das Bewusstsein verlor.
Überrascht stellte Seth fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Dieser arrogante Bastard war sich offenbar sicher, dass niemand seine heiligen Räume zu betreten wagte. Mit erhobener Waffe drückte er die schwere Tür auf und musste, vom vielen Gold geblendet, die Augen zusammenkneifen. Er trat ein und richtete den Blick auf den Mann, der in der Mitte des Raumes auf einem Thron saß. “Es ist vorbei, DeVane.”
Gregor DeVane war nicht überrascht. Er hatte gewusst, dass dieser Mann kommen würde. “Du riskierst viel.” Sein Lächeln war eiskalt, seine Augen glänzten vor Wahnsinn. “Das hast du schon einmal getan. Du erinnerst dich? Hast davon geträumt, nicht wahr? Du bist schon einmal gekommen, um mir die Sterne und die Frau wegzunehmen. Damals hattest du ein Schwert, schwer und schnörkellos.”
Bilder rasten durch Seths Kopf, ein Schloss, ein stürmischer Himmel, ein Raum voller Schätze. Eine geliebte Frau. Auf einem Altar ein goldenes Dreieck, das den Händen eines Gottes entrissen worden war. Darin die blauen Diamanten.
“Ich habe dich getötet”, erinnerte DeVane sanft. “Und deine Leiche den Krähen vorgeworfen.”
“Das war damals.” Seth trat einen Schritt auf ihn zu. “Und das hier ist heute.”
DeVanes
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