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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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Einladungskarten zum Verteilen gegeben hatte. Aber nachdem er zur Genüge gegessen und getrunken hatte, begann er, vor Gott mit seinem fetten Bauch zu prahlen und vor seinesgleichen auszuspucken. Er weigerte sich, Gottes Gebote auf Erden zu befolgen. Obwohl er von allen so hoch geschätzt war - wo ist Mwireri wa Mukiraai heute?«
    »Er wurde von Robin Mwaura, Besitzer des Matatu Matata Matamu Kennzeichen MMM 333 Ford T , in Kineenii in der Nähe von Limuru ermordet …«
    Den Reichen Alten Mann aus Ngorika erschreckte dies ein wenig.
    »Dann weißt du also Bescheid? Dann brauche ich nichts mehr vor dir zu verbergen. Mwaura war der Anführer einer Gruppe, die sich Devil's Angels nannte. Mag sein, daß du schon einmal von ihnen gehört hast. Ihre Aufgabe besteht darin, die Leute zu beseitigen, die verhindern wollen, daß Gottes Auftrag hier auf Erden erfüllt werden kann. Ich bräuchte nur ein Wort zu sagen, und du würdest nicht mehr lebend nach Gilgil kommen … Aber was soll das Gerede, Jacinta? Wir sind vom rechten Weg abgekommen. Ich weiß, daß du keine Närrin bist. Ich weiß auch, daß du irdischen Reichtum nicht ablehnen wirst. Selbst wenn du eine Farm im Rift Valley haben wolltest, die du per Telephon von Nairobi oder Mombasa aus bewirtschaften könntest, ließe sich das machen. Du brauchst nur deine Wünsche zu äußern, und sie werden erfüllt.«
    »Und die Leute draußen? Was sollen wir ihnen sagen?«
    »Das kannst du mir überlassen.«
    »Mr. Gitahi, haben Sie jemals - und sei es auch nur ein einziges Mal - innegehalten, um über das Leben anderer Menschen nachzudenken? Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Nur zu! Es ist noch keinem der Prozeß gemacht worden, weil er gefragt hat.«
    »Sie wünschen, daß die Liebe zwischen mir und Gatuiria aufhöre, nicht wahr?«
    »Du sagst es.«
    »Gut. Wollen Sie mich heiraten? Das heißt, wünschen Sie eine Hochzeit für Sie und mich, in der ich Ihnen als Ihre zweite Frau angetraut werde?«
    »Please , Jacinta, hör auf, so zu tun, als wüßtest du das nicht! Ich bin ein Mann der Kirche. Ich möchte nur, daß du mir gehörst. Ich werde meine eigenen Mittel und Wege finden, um dich zu besuchen. Genau so wie früher, don't you remember? Please , rette mich! Rette die Ehre meines Namens, rette die Ehre meines Sohnes! Jacinta, rette die Ehre meiner Familie, und du sollst einen Mann kennenlernen, der weiß, was Dankbarkeit ist.«
    Und nun geschah das Wunder aller Wunder. Der Reiche Alte Mann starrte Wariinga an und war plötzlich hingerissen von der vollendeten Schönheit ihres Gesichts. Er fühlte, wie sich sein Herz und sein Körper an Wariingas Jugend entzündeten und schien jetzt endgültig die Herrschaft über sich zu verlieren. Er fiel vor Wariinga in die Knie und begann sie anzuflehen:
    »Noch nie habe ich eine Schönheit gesehen, die solchen Glanz ausstrahlt … Rette mich …«
    Er hielt Wariingas Knie umschlungen, während sich gleich einem über die Ufer getretenen Fluß ein Strom von Worten aus seinem Mund ergoß.
    Wariinga hatte sich nicht von der Stelle gerührt, seit sie das Zimmer betreten hatte. Und nun begann sie zu reden; sie sprach wie ein Richter des Volkes, der seinen Urteilsspruch verkündet.
    »Du Dieb, der anderen Menschen das Leben stiehlt! Erinnerst du dich des Spiels, das wir damals spielten? Das Spiel vom Jäger und vom Gejagten? Was wird sein an dem Tag, an dem der Gejagte zum Jäger wird? Was geschehen ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. Dich werde ich jetzt nicht retten. Aber ich werde vielen anderen Menschen das Leben retten und sie davor bewahren, daß sie sich mit honigsüßen und wohlriechenden Worten in die Irre führen lassen …«
    Der Reiche Alte Mann unterbrach Wariinga:
    »Ich wußte, daß du einverstanden sein würdest … Mein innig geliebtes Herz … mein süßes Früchtchen … meine kleine Apfelsine … meine Blume, die mein Alter erhellen wird …«
    Er redete immer weiter und wußte nicht mehr, was er sagte. Er sah nicht, wie Wariinga ihre Handtasche öffnete. Er sah nicht, wie Wariinga die Pistole herausnahm.
    »Schau mich an!« befahl ihm Wariinga und sprach wie ein Richter.
    Als Gatuirias Vater die Pistole sah, verstummte er.
9
    Die Leute draußen hatten die Schüsse gehört. Als sie das Zimmer betraten, fanden sie Gatuirias Vater, der noch immer am Boden kniete und Wariingas Knie umschlungen hielt. Aber drei Kugeln steckten in seinem Körper.
    »Was ist, was ist los, Wariinga?« fragte Gatuiria.
    »Da habt

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