Der gekreuzigte Teufel
ihr eine Laus, einen Floh, eine Wanze, eine Made, einen Sandfloh … wie die Mistel lebte dieser alte Schwächling auf dem Lebensbaum anderer Menschen!«
10
Wariinga ging hinaus. Die Leute machten ihr Platz. Vor der Tür begegneten ihr Kihaahu wa Gatheeca und Gitutu wa Gataanguru. Und plötzlich, als sie an Wangari und Muturi und den Studentenführer dachte - an die Menschen, die sie aus der geistigen Sklaverei befreit hatten -, stieg ein Zorn in ihr hoch, wie sie ihn nicht gefühlt hatte, als sie Gitahi erschoß.
»Du auch, und du!« Und sie schoß auf Kihaahu und Gitutu, und Wariingas Schüsse zerschmetterten ihnen die Kniescheiben.
Die Leute liefen nun in alle Himmelsrichtungen auseinander; während sie um ihr liebes Leben rannten, schrien einige: »Faßt sie, faßt sie, sie ist verrückt!«
Zwei, die versuchten, Hand an sie zu legen, wurden mit Judo- und Karategriffen begrüßt und lagen gleich darauf am Boden. Aus sicherer Entfernung schauten die Leute Wariinga nach, als sie ruhigen Schrittes davonging.
Nguunji wa Nditika war der einzige, der, seinen Bauch mit beiden Händen haltend, damit er nicht darüber stolpere, umherrannte und nach Robin Mwaura schrie: »Wo bist du, wo bist du mit deinen Männern?« Aber Mwaura hatte längst sein Taxi gestartet und war eilends davongefahren.
Gatuiria wußte nicht, was er tun sollte - sich um den Leichnam seines Vaters kümmern, sich seiner Mutter annehmen oder Wariinga folgen. So blieb er einfach im Hof stehen und horchte auf eine Musik in seinem Herzen, die ihn nirgendwo hinführte.
Er stand im Hof, als wisse er nicht, was er mit seinem Mund, seinen Armen oder Beinen machen sollte.
Aber Wariinga ging weiter, ohne auch nur einmal zurückzuschauen …
Und in ihrem Innern wußte sie, daß der größte Kampf noch vor ihr lag …
KAMITI MAXIMUM SECURITY PRISON
JANUAR-DEZEMBER 1978
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