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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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Sicherheit gibt?«

    Ich werde hier oben tanzen
    Ich werde hier oben tanzen
    Oh, Wariinga …
    Denn das Tal weiter unten gehört seinem Besitzer …
    »Geh weg, du schlimmer Kerl!« sagt Wariinga lachend. »Siehst du denn nicht, daß der Abendtau auf dem Gras liegt und die Dunkelheit hereingebrochen ist?«
    »Komm zu mir, meine Geliebte!« flüstert Gatuiria ihr ins Ohr und zieht sie sanft zu Boden. »Das Gras ist ein Bett, das Gott uns schenkt, und mit der Dunkelheit deckt er uns zu!«

Zwölftes Kapitel
1
    Als Gatuiria am Sonntagmorgen kam, um Wariinga abzuholen, erwartete ihn eine von Kopf bis Fuß aufs Schönste gekleidete junge Frau. Gatuiria war sprachlos, denn auf den ersten Blick konnte er Wariinga kaum wiedererkennen.
    Wariinga hatte sich nach Gikuyu-Art gekleidet. Sie trug ein braunes, am oberen Rand gefaltetes Tuch, das sie unter dem linken Arm hindurchgeschlungen hatte; zwei wie Blüten geformte Nadeln hielten die beiden auf der rechten Schulter gerafften Enden fest. Die linke Schulter blieb frei. Das Tuch war knöchellang, und die beiden losen Kanten auf der rechten Seite waren mit Sicherheitsnadeln zusammengesteckt. Wariinga hatte sich dazu einen gedrehten Gürtel aus weißer Wolle umgebunden, dessen lose Enden so lang waren wie das Tuch. Ihre Füße steckten in Sandalen aus Leopardenfell. Halsbänder aus weißen, roten und blauen Perlen schmückten ihren Hals und ließen ihre Brust noch schöner erscheinen. Sie trug Nyori-Ohrringe. Ihr Haar schimmerte frisch, weich und schwarz.
    Wenn Wariinga sich bewegte, hatte man den Eindruck, die Schönheit selbst, die Mutter aller Schönheit, habe sie geboren oder sie sei eben erst aus der Hand des Schöpfers, der die Zwillinge Anmut und Schönheit schuf, hervorgegangen.
    »Sieh mal an, so etwas Schönes kann also aus einem Stück Tuch werden!« waren Gatuirias erste Worte, nachdem er seine Sprache wiedererlangt hatte.
    »Wenn du damit sagen willst, daß das Tuch schöner sei als ich, dann muß ich es wohl sofort wieder ausziehen«, sagte Wariinga übermütig.
    »Duftendes Öl macht den Körper glatt und weich«, erwiderte Gatuiria ebenso übermütig, »aber ein schöner Körper kann kein duftendes Öl machen … Mke ni nguo … Lakini nguo si mke.« 17
    »Manchmal ist mir nicht wohl dabei, wenn ich mich schön mache …« sagte Wariinga ein wenig traurig.
    »Warum nicht?« fragte Gatuiria.
    »Unsere Zeit ist nicht dafür geschaffen, uns mit Halsbändern zu schmücken und unseren Körper mit duftendem Öl zu salben«, erwiderte Wariinga. »In unserer Zeit müssen Körper und Geist bereit sein.«
    »Bereit für was?«
    »Für den Kampf, der vor uns liegt.«
    »Der kann warten«, erwiderte Gatuiria rasch. »Heute ist heute … auf keinen Fall darfst du das Tuch wieder abnehmen … auch der Kampf um unsere nationale Kultur ist wesentlich«, schloß Gatuiria und begann zu singen:
    Stünde das Himmelreich bevor,
    würde ich euch Frauen vor den Richter bringen:
    Umsonst hat euch Gott die Schönheit des Körpers gegeben –
    Warum müßt ihr sie mit Hautaufhellern zerstören?
    Wariinga: Junger Mann, eile, eile, laß uns gehen; laufe, laufe schneller, wir rufen das Gericht im Himmel an -Umsonst hat euch Gott Augen geschenkt Warum erfreut sich unser Volk nur am Anblick ausländischer Dinge?
    Und so stiegen sie fröhlichen Herzens in ihren Toyota und machten sich auf den Weg nach Nakuru, um allen Zweifeln ein Ende zu setzen.
    Gatuiria konnte es nicht lassen, Wariinga immer wieder von neuem anzuschauen, sie in ihrem Tuch und dem Perlenschmuck zu bewundern, bis Wariinga sich schließlich gezwungen sah, ihn zu warnen:
    »Konzentriere dich lieber aufs Fahren, junger Mann. Oder möchtest du, daß wir uns überschlagen wie das Matatu Matata Matamu?«
    »Das Leben auf der Erde gleicht einer vorüberziehenden Wolke«, erwiderte Gatuiria. »Wenn wir jetzt einen Unfall hätten, wäre ich nicht unglücklich - ganz im Gegenteil. Wenn du nämlich, so schön gekleidet, wie du bist, an die Himmelstür kämst, dann würde der Engel, der die Schlüssel hat, dir das Tor schnell und weit öffnen. Und trätest du dann ein, böte sich auch mir, dem Sünder, die Gelegenheit, in den Himmel zu kommen, um dort für alle Zeiten mit dir und dem Herrn zu leben.«
    »Diese Erde ist mein Zuhause. Ich bin nicht nur auf derDurchreise hier. Drum fahre vorsichtig, denn meine frühere Eile, in den Himmel zu kommen, habe ich längst aufgegeben.«
    »Das hast du gut gesagt. Aber da deine Erde mein Himmel ist,

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