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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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hingen mehrere Lampen, alle dunkel und kalt.
    Ang Gelu rief erneut.
    Irgendwo über ihren Köpfen knarrte etwas.
    Das Geräusch ließ sie alle erstarren. Der Soldat schaltete die Taschenlampe ein und leuchtete nach oben. Schatten zuckten, sonst war da nichts.
    Abermals knarrten Holzbretter. Jemand bewegte sich auf den Deckenbohlen. Obwohl das an und für sich ein begrüßenswertes Lebenszeichen war, bekam Lisa eine Gänsehaut.
    Ang Gelu sagte: »Da oben ist ein kleiner Meditationsraum. Die Treppe befindet sich dort hinten. Ich sehe mal nach. Sie bleiben hier.«
    Lisa wäre der Aufforderung gern nachgekommen, doch sie spürte das Gewicht der Arzttasche und die Bürde der Verantwortung. Das Vieh war nicht von Menschenhand gestorben. So viel war sicher. Wenn es einen Überlebenden gab, der schildern konnte, was hier vorgefallen war, dann musste sie mit ihm sprechen.
    Sie rückte den Trageriemen auf der Schulter zurecht. »Ich komme mit.«
    Trotz ihres entschiedenen Tonfalls ließ sie Ang Gelu vorgehen.
    Er trat hinter die Buddhastatue, näherte sich einem überwölbten Durchgang und schob den Brokatvorhang beiseite. Ein kleiner Gang führte tiefer in das Gebäude hinein. Durch die geschlossenen Fensterläden fiel ein wenig Licht in das staubige Halbdunkel. Eine getünchte Wand war zu erkennen.
    Bei der verschmierten roten Farbe auf der Wand erübrigte sich eine nähere Untersuchung.
    Blut.
    Aus einer Türöffnung etwa in der Mitte des Gangs ragten zwei nackte Beine hervor, inmitten einer dunklen Lache. Ang Gelu bedeutete Lisa, sie solle in den Tempel zurückgehen. Sie schüttelte den Kopf und ging an ihm vorbei. Sie rechnete nicht damit, den Mann noch retten zu können. Es war deutlich zu erkennen, dass er tot war. Ihr Forscherinstinkt aber trieb sie vorwärts. Mit fünf Schritten hatte sie die Leiche erreicht.
    In Sekundenschnelle erfasste sie die Lage und schreckte zurück.
    Beine. Das war alles. Zwei in der Mitte des Oberschenkels abgehackte Beine. Sie spähte in den Raum – in das Schlachthaus. Wie Holzscheite waren in der Mitte Arme und Beine gestapelt.
    Dann sah sie die abgetrennten Köpfe, die an der einen Wand säuberlich aufgereiht waren, den Blick nach innen gerichtet, die Augen vor Entsetzen geweitet.
    Ang Gelu trat neben sie. Er versteifte sich und murmelte etwas, entweder ein Gebet oder einen Fluch.
    Plötzlich regte sich etwas hinter den gestapelten Gliedmaßen. Eine nackte Gestalt mit kahl rasiertem Schädel, blutig wie ein Neugeborenes. Es war einer der Tempelmönche.
    Die Gestalt gab ein gutturales Zischen von sich. Wahnsinn strahlte von ihr aus. Die Augen reflektierten das schwache Licht, wie Wolfsaugen bei Nacht.
    Der Mann kam auf sie zugeschlurft und schleifte dabei eine etwa einen Meter lange Sichel über den Holzboden. Lisa wich mehrere Schritte in den Gang zurück. Ang Gelu hob beschwichtigend die Hände und versuchte, den Wahnsinnigen zu beruhigen.
    »Relu Na«, sagte er. »Relu Na.«
    Offenbar kannte er den Mann von einem seiner früheren Besuche her. Dass er dem Nackten einen Namen gab, machte ihn wieder zum Menschen und ließ das Grauen noch furchtbarer erscheinen.
    Mit einem durchdringenden Schrei sprang der Mönch seinen Ordensbruder an. Ang Gelu wich der Sichel mühelos aus. Der Mann hatte nicht nur den Verstand verloren, auch seine Koordination war stark beeinträchtigt. Ang Gelu schlang ihm die Arme um den Leib und drückte ihn gegen den Türrahmen.
    Lisa reagierte augenblicklich. Sie ließ die Tasche zu Boden gleiten, öffnete einen Reißverschluss und zog einen Metallkasten hervor. Mit dem Daumen öffnete sie den Deckel.
    Darin waren Plastikspritzen, bereits gefüllt mit verschiedenen Notfallmedikamenten: Morphium gegen Schmerzen, Adrenalin gegen Anaphylaxie, Lasix gegen Lungenödem. Die Spritzen waren beschriftet, doch Lisa hatte sich die Anordnung eingeprägt. Bei einem Notfall kam es auf jede Sekunde an. Sie nahm die letzte Spritze in der Reihe heraus.
    Midazolam, ein Beruhigungsmittel. Wahnvorstellungen und Halluzinationen traten in großer Höhe häufiger auf und mussten bisweilen medikamentös behandelt werden.
    Mit den Zähnen riss sie die Hülle von der Spritze ab und stürzte zur Tür.
    Ang Gelu hielt den Mann immer noch fest, doch der Mönch schlug um sich und wand sich. Ang Gelus Lippe war aufgeplatzt. Am Hals hatte er Kratzer.
    »Halten Sie ihn fest!«, rief Lisa.
    Ang Gelu tat sein Bestes – doch als hätte der Wahnsinnige die Absicht der Ärztin geahnt, warf er sich

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