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Der Genesis-Plan SIGMA Force

Der Genesis-Plan SIGMA Force

Titel: Der Genesis-Plan SIGMA Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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schon. Holz scheuerte an Holz. Ein Riegel wurde angehoben. Die Tür öffnete sich einen Spalt weit – jedoch nicht weiter.
    Ang Gelu legte die flache Hand auf die Tür.
    »Seien Sie vorsichtig!«, flüsterte Lisa und krampfte die Hand um die Spritze, ihre einzige Waffe.
    Der Soldat tat das Gleiche mit seinem Gewehr.
    Ang Gelu drückte die Tür auf. Der dahinter liegende Raum war nicht größer als ein begehbarer Kleiderschrank. An der einen Seite stand ein schmutziges Bett. Auf einem kleinen Beistelltisch brannte eine Öllampe. Ein offener Nachttopf am Fußende des Bettes verbreitete Urin- und Fäkalgestank. Wer immer sich in dem Raum aufhielt, war schon mehrere Tage hier drinnen.
    In einer Ecke stand ein alter Mann, der ihnen den Rücken zuwandte. Er trug das gleiche Gewand wie Ang Gelu, doch es war zerrissen und schmutzig. Der Mann hatte den Saum des Gewands am Oberschenkel festgebunden, sodass man seine nackten Beine sah. Er schrieb etwas auf die Wand. Oder vielmehr malte er mit den Fingern.
    Mit seinem eigenen Blut.
    Auch er war wahnsinnig geworden.
    In der anderen Hand hielt er einen Dolch mit kurzer Klinge. An den Beinen hatte er tiefe Schnittverletzungen. Daher stammte das Blut. Auch nach Ang Gelus Eintreten schrieb er weiter.
    »Lama Khemsar«, sprach Ang Gelu ihn mit furchtsamer Stimme an.
    Lisa trat hinter den Mönch, die Spritze in der Hand. Als Ang Gelu sie ansah, nickte sie ihm zu. Gleichzeitig bedeutete sie dem Soldaten, er solle zurücktreten. Sie wollte vermeiden, dass sich der Vorfall von gerade eben wiederholte.
    Lama Khemsar drehte sich um. Seine Gesichtszüge waren erschlafft, seine Augen wirkten glasig und leicht trüb, glänzten aber fiebrig im Lampenschein.
    »Ang Gelu«, murmelte der alte Mönch und blickte benommen die vielen hundert Zeilen Schriftzeichen an den vier Wänden an. Mit dem blutigen Finger setzte er seine Arbeit fort.
    Ang Gelu trat erleichtert auf ihn zu. Der Vorsteher des Klosters war also noch ansprechbar. Vielleicht konnten sie von ihm ja Aufschluss erhalten. Ang Gelu redete in seiner Heimatsprache auf ihn ein.
    Lama Khemsar nickte, ohne sich von seinem blutigen Werk ablenken zu lassen. Lisa betrachtete die Wand, während Ang Gelu dem alten Mönch zuredete. Obwohl sie die Schrift nicht lesen konnte, sah sie, dass sich die gleiche Zeichengruppe unablässig wiederholte.

    Da sie den Eindruck hatte, das müsse etwas bedeuten, holte sie mit einer Hand die Kamera aus der Tasche. Aus der Hüfte peilte sie die Wand an und machte eine Aufnahme. Dabei vergaß sie, den Blitz auszustellen.
    Für einen Moment wurde es blendend hell.
    Der alte Mann schrie auf. Mit gezücktem Dolch drehte er sich um und fuchtelte damit herum. Ang Gelu wich erschreckt zurück. Er aber war gar nicht das Ziel gewesen. Lama Khemsar sprudelte voller Entsetzen ein paar Worte hervor, dann schnitt er sich die Kehle durch. Eine rote Linie verwandelte sich in einen pulsierenden Strom. Die Klinge hatte die Luftröhre durchtrennt. Während stoßweise Blut aus der Wunde spritzte, tat der Mönch seine letzten Atemzüge.
    Ang Gelu sprang vor und schlug ihm den Dolch aus der Hand. Er umfasste Lama Khemsar, ließ ihn auf den Boden gleiten und stützte ihn. Blut strömte auf Ang Gelus Gewand, seine Arme und seinen Schoß.
    Lisa ließ Kamera und Tasche fallen und eilte zu dem Verletzten. Ang Gelu bemühte sich, die Blutung zu stillen, doch es war aussichtslos.
    »Helfen Sie mir, ihn auf den Boden zu legen«, sagte Lisa. »Ich muss intubieren …«
    Ang Gelu schüttelte abwehrend den Kopf. Er wusste, dass es hoffnungslos war. Zärtlich wiegte er den alten Lama. Sein röchelnder Atem hatte bereits aufgehört. Lama Khemsar war bereits vom Alter, vom Blutverlust und wegen Flüssigkeitsmangel geschwächt gewesen.
    »Es tut mir leid«, sagte Lisa. »Ich wollte nur …« Sie zeigte auf die Wände. »Ich dachte, das wäre vielleicht wichtig.«
    Ang Gelu schüttelte den Kopf. »Das ist Unsinn. Das Gekritzel eines Wahnsinnigen.«
    Da Lisa nicht wusste, was sie sonst tun sollte, und um sich von ihrem schlechten Gewissen abzulenken, packte sie das Stethoskop aus und schob es unter das Gewand des Toten. Kein Herzschlag. Dafür ertastete sie auf der Brust eine verschorfte Wunde. Behutsam schob sie den Stoff beiseite.
    Ang Gelu atmete scharf ein.
    Offenbar waren die Wände nicht das einzige Medium gewesen, das Lama Khemsar bearbeitet hatte. Auch auf die Brust hatte er sich, wahrscheinlich mit demselben Dolch, mit dem er sich getötet

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