Der geplünderte Planet: Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen (German Edition)
Form und Menge vor, die gegenwärtig oder in der Zukunft einen wirtschaftlich sinnvollen oder vertretbaren Abbau ermöglichen, stellen sie eine mineralische Ressource dar. Davon bildet jener Teil, der zu einem gegebenen Zeitpunkt wirtschaftlich und rechtlich abbaubar ist, eine Reserve. Mineralische Reserven sind sehr selten und ihre Entdeckung erfordert einen hohen finanziellen Aufwand und große Anstrengungen. Viele Gründe können dazu beitragen, dass ein mineralisches Vorkommen nicht als Reserve (oder als Erz) qualifiziert werden kann: etwa der Mineralgehalt, die Größe des Vorkommens, die Tiefe, die Lage, politische Rahmenbedingungen, Umweltbedenken und dergleichen.
Manchmal ermöglicht die Entwicklung neuer Techniken die Extraktion von Teilen eines Vorkommens, das nur einen niedrigen Mineralgehalt aufweist oder bislang nicht förderbar war. Dadurch wird dieses Vorkommen zum Erz oder zur Reserve. Für eine solche Entwicklung gibt es einige historische Beispiele wie etwa das von Jackling und Gemmel erfundene Abbauverfahren, das es ermöglichte, auch Kupfer aus Lagerstätten (Porphyr-Kupfer) zu verarbeiten, die nur geringe Mengen enthalten. Das Verfahren existiert seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und ermöglichte einen deutlichen Anstieg der weltweiten Kupferressourcen (vgl. den Beitrag von Rosa, S. 134 ff. ). Ein ähnlicher technologischer Durchbruch vollzog sich Mitte der 1960er Jahre, als durch das neue Verfahren der Cyanid-Bleichung die »unsichtbaren«, mikrometergroßen Goldminerale in der Carlin-Mine im US-Bundesstaat Nevada abbaubar wurden (vgl. den Beitrag von de Sousa, S. 116 ff. ). Natürlich gibt es auch gegenteilige Beispiele und die Förderung von Erzen kann zu teuer werden. Das bedeutet, dass Reserven zu Ressourcen herabgestuft werden, was etwa aufgrund neuer rechtlicher Vorschriften oder Umweltauflagen der Fall sein kann, die zu einer Erhöhung der Extraktionskosten führen.
Zudem kann ein Erz in der Erdkruste sehr inhomogen verteilt sein, was die Berechnung der vorhandenen Gesamtmenge stark erschweren kann. In Abhängigkeit von den geologischen Daten werden die jeweiligen Prognosen den Kategorien »erwiesen«, »wahrscheinlich« oder »vermutet« zugeordnet. Es ist offenkundig, dass dadurch sehr große Unterschiede zwischen der geschätzten Größe einer Lagerstätte und der Menge des tatsächlich gewinnbaren Erzes auftreten können.
Ein Beispiel dafür war die Campiano-Mine in der Toskana. Mitte der 1980er Jahre wurde in der Lagerstätte nach gemischten Sulfiden gesucht. Systematische Kernbohrungen ergaben Anhaltspunkte für ein großes Porphyr-Vorkommen, das interessante Mengen an Kupfer und Zink aufwies. Als die Lagerstätte untertage erschlossen wurde, zeigte sich aber, dass der Kupfer- und Zinkgehalt des Erzes stark schwankte, was einen Abbau sehr erschwerte. Dadurch wurde die Förderung insgesamt unwirtschaftlich.
Die ungesicherten Informationen über die geologischen Verhältnisse erleichtern Betrugsversuche wie beispielsweise im Falle des Busang-Goldvorkommens. Im Oktober 1993 erwarb die kleine kanadische Bergbaufirma Bre-X das Höffigkeitsgebiet Busang auf der indonesischen Insel Borneo. Bre-X begann mit Explorationsaktivitäten und meldete stetig steigende Vorräte an abbaubarem Gold. Aus anfänglich sechs Millionen Unzen im Mai 1995 wurden 30 Millionen im Januar 1996, 40 Millionen im März, 50 Millionen im Juli, 57 Millionen im Dezember und 71 Millionen im Februar 1997. Durch diese Meldungen wurden Investoren angelockt. Der Kurs der Aktie von Bre-X stieg von 0,08 US-Dollar auf mehr als 210 US-Dollar. Im März 1997 wurde jedoch in einem unabhängigen Untersuchungsbericht festgestellt, dass das Goldvorkommen wesentlich kleiner war als erwartet und dass Erzproben »gesalzen« worden waren (wertloses Gestein also absichtlich mit Gold angereichert worden war). Das Abbauprojekt wurde unverzüglich fallen gelassen und die Verantwortlichen von Bre-X setzten sich ins Ausland ab, um sich einer Strafverfolgung zu entziehen.
Die Berechnung der Extraktion
Obwohl eine genaue Schätzung der Größe von Rohstoffvorkommen eine fast unlösbare Aufgabe ist, lässt sich der URR-Wert eines Minerals mittels einer historischen Methode berechnen, die auf den Gewinnungsraten der Vergangenheit beruht. Diese Methode geht von der Beobachtung aus, dass bei vielen mineralischen Rohstoffen im Laufe der Zeit ein exponentielles Wachstum der Förderrate zu beobachten ist. So verzeichnete beispielsweise die
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