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Der Gerechte

Der Gerechte

Titel: Der Gerechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich in den Vordergrund schieben.‹
    Raniel hatte mit wachsender Spannung zugehört. Die Furcht war vollständig verflogen. In ihm kochte die Erwartung. Es war einmalig. Diese Nacht konnte er kaum beschreiben. Sie griff in sein bisheriges Leben ein, sie würde es radikal ändern.
    »Nicht mehr ich?« wiederholte er.
    ›So ist es. Du wirst mit einem anderen Namen die Welt auf dich aufmerksam machen, und du wirst Kräfte erlangen, die ich dir dank meiner Macht mitgeben kann. Du bist zwar Raniel, doch dein anderer Name wird zu Legende werden.‹
    »Welcher denn?«
    ›Der Gerechte!‹
    Raniel schwieg. Er mußte schweigen, weil er nicht in der Lage war, eine Antwort zu geben.
    Der Gerechte…
    Ein Name, ein Begriff! Möglicherweise auch ein Kampfname, wer konnte das wissen?
    Er starrte die Erscheinung an.
    Sie schwieg. Sie ließ ihm Zeit, über die neuen Möglichkeiten nachzudenken.
    ›Gefällt er dir?‹
    Raniel hob die Schultern. Er wollte sich weder positiv noch negativ äußern, weil er mit dem neuen Begriff seine Schwierigkeiten hatte. Der Name hörte sich an, als sollte er zu einem Richter werden und Recht sprechen oder vielleicht sogar das Recht in seine eigenen Hände nehmen. Agieren wie ein Racheengel.
    »Werde ich zum Rächer?« stieß er schließlich hervor.
    ›Es kann sein. Es kommt allein darauf an, wie du deine Aufgabe siehst. Noch sind deine Augen verschlossen, aber sehr bald schon wirst du erkennen, wo sich überall die Ungerechtigkeit festgesetzt hat. Und du wirst damit anfangen, sie zu bekämpfen. Du bist diejenige Person, die es schaffen kann, du bist der Bote mit dem Flammenschwert, und du wirst die Menschen aufrütteln, denn das habe ich beschlossen.‹
    »Kannst du das denn?«
    Inmitten der Gestalt vibrierte es, als hätte sich die Erscheinung zu einem Lächeln entschlossen. ›O ja, ich kann es, denn ich habe tatsächlich die Macht.‹
    Raniel schüttelte den Kopf. »Warum ich? Warum nicht andere? Weshalb hast du mich auserwählt?«
    ›Ich könnte sagen, daß es einer sein muß, aber das stimmt nicht. Es gibt schon Gründe dafür.‹
    »Welche?«
    ›Ich überlasse es dir, sie herauszufinden. Keine Sorge, wenn mehr Zeit vergangen ist und du die Grenzen deines Denkens gesprengt hast, wirst du es schaffen.‹
    Für Raniel hatte die Erscheinung in Rätseln gesprochen. Aber das machte ihm nichts mehr. Er war längst zu dem Entschluß gekommen, daß es kein Zurück mehr für ihn gab. Er würde sich seinem Schicksal fügen müssen, das stand fest.
    ›Bist du bereit?‹
    »Ja…« Raniel hatte eine zögernde Antwort gegeben, und plötzlich zitterte er wieder. Er wußte genau, daß der entscheidende Punkt bald erreicht war. Kalter Schweiß hatte sich in seinem Nacken gesammelt und rann nach unten. Seine Augenlider flatterten, in seinem Innern verhärtete sich etwas, als wären Stahlbänder dabei, die Seele zu umspannen. Er spürte im Kopf einen Druck und hinter der Stirn ein Rauschen, das ihm völlig fremd war.
    Er konnte nicht einmal sagen, wo er sich noch befand. Ob auf einer Insel am Ende der Welt oder schwebend im All.
    ›Nun?‹
    »Ja«, flüsterte Raniel. »Ich habe es geahnt, ich habe es manchmal sogar gehofft. Ich bin bereit. Ich bin bereit für dich, dafür, das weitere Schicksal zu übernehmen. Ich werde es tragen, das verspreche ich dir. Ich muß es tragen…«
    ›Es ist vorbestimmt.‹
    Raniel hob nur die Schultern. Er konzentrierte sich voll und ganz auf die blasse Erscheinung, von der so unendlich viel Kraft und Willen ausging, daß sich der Mensch direkt zwergenhaft klein vorkommen mußte. Noch eine Frage stellte der Engel. ›Du bist also bereit?‹
    »Ja.« Das eine Wort war nur mehr ein Keuchen.
    ›Dann werde ich du, und du wirst ich. Von nun an werden wir beide vereint sein…‹
    Wie das geschah, erlebte Raniel in den folgenden Sekunden, die sein bisheriges Leben völlig auf den Kopf stellten…
    ***
    Die Erscheinung, die sich wie eine schnelle in die Luft gemalte Skizze vor ihm abhob, bewegte ich plötzlich. Es sah aus, als würde ein verirrter Blitz durch den Raum zucken.
    Raniel beugte sich vor.
    Der Blitz traf ihn.
    Nach drei, vier oder fünf Bewegungen hatte er endlich sein Ziel gefunden und berührte ihn nicht nur, er drückte sich sogar in ihn hinein. Im letzten Augenblick, dicht vor der Berührung, hatte er noch ausweichen wollen, was aber nicht möglich war, weil er als Mensch nicht so schnell sein konnte.
    In der Körpermitte wurde er getroffen.
    Raniel röchelte. Er

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