Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
Prolog
1
Vom Anfang aller Dinge
Seit jeher liegen unzählige Bücher in der großen Bibliothek Vaskanias, doch das wichtigste und wahrscheinlich auch älteste Buch, ist das Buch `Vom Anfang aller Dinge´.
Wer es verfasst hat und auf welchen Tatbeständen es beruht, ist nicht bekannt, doch in ihm ist die gesamte Erschaffung allen Lebens beschrieben.
In ihm steht, dass zu Beginn nichts existierte, außer der dunklen unendlichen Leere. Bis inmitten dieser Leere plötzlich ein gleißendes Licht das Zentrum des Universums erhellte. Diese helle Kraft wird im weiteren Verlauf des Buches nur noch als `der große Erschaffer´ bezeichnet und es heißt, dass er sich vom Anbeginn seines Erscheinens einen Weg durch die Dunkelheit bahnte, um die unendliche Leere mit Leben und Licht zu füllen.
Allmählich entstanden so in Millionen von Jahren unzählige kugelförmige Gebilde. Kleine und große, komplexe und einige die es weniger waren. Doch so viele dieser Welten der Erschaffer auch erschuf, nie erfüllte ihn auch nur eine seiner Schöpfungen mit Genugtuung. Erst nach einer unvorstellbaren Zeitspanne erschuf er eine Welt, in der er all sein Können und Wissen einfließen lassen konnte und als er diese vollendet hatte, gab er ihr den Namen `Andular´. Nun fiel es ihm schwer weiter zu ziehen, um weitere Welten in die große Leere zu setzen, und so weinte er über diesen Beschluss, und eine seiner Tränen fiel auf Andular herab und bereicherte die Welt um ein Element, das von nun an den Ursprung allen Lebens auf Andular darstellte: das Wasser. Viele Meere bildeten sich auf der Oberfläche, doch die Träne selbst versickerte tief im Kern der Welt und erstarrte in deren Mitte zu einem großen Kristall. Die Kraft dieses Kristalls hielt von nun an die gesamte Welt zusammen, und somit auch alles Leben, das sich bald darauf auf Andular entwickelte.
Doch ist längst nicht alles Vergangene in dem Buch zu finden. Vieles ereignete sich, ohne dass jemals wieder davon berichtet wurde. Dinge, die sich ohne Zeugen und Spuren vollzogen und die selbst die Zeit vergessen hat. So auch einige der folgenden Ereignisse:
Bevor der Erschaffer seinen Weg fortsetzte, sandte er zwei Abkömmlinge seiner Macht aus, um über die neue Welt zu wachen. Als diese nach langer Zeit Andular erreicht hatten, fielen sie auf eine Gegend nieder, die später die `unüberwindbaren Gajoraberge´ genannt wurden. Von dort aus hielten sie das Gleichgewicht aufrecht, um den Kristall - der heute vielmehr unter den Namen `Andulars Träne´ bekannt ist - zu beschützen. Um diese Aufgabe mit der größten Sorgfalt erfüllen zu können, erschufen die Abkömmlinge ein Wesen, das an ihrer statt über Andular wachen sollte: den Wolkenwal.
Dieses riesige und weiseste aller Lebewesen überflog von da an die gesamte Welt und tauchte durch die Tiefen der großen Meere, um den Abkömmlingen des großen Erschaffers in regelmäßigen Abständen von den Ereignissen zu berichten, die sich auf Andular zutrugen.
So teilte er den Schicksalswebern, wie sich die Abkömmlinge nun selbst nannten, auch mit, wie sich die Kontinente und die kleinen und großen Inseln entwickelten. Und auf einer der kleineren Inseln ließen sie einen tiefen See entstehen, der von nun an dem Wolkenwal als Unterschlupf diente. Dort erholte er sich von seinen langen Reisen und schlief in einer großen Höhle, die tief unter der Wasseroberfläche des Sees verborgen war.
2
Über die Kontinente
Anfangs waren es fünf Kontinente, bis jener mit dem Namen Tasgalon durch ein schreckliches Beben in zwei geteilt wurde. Fortan nannte man den westlichen Teil Fyrilon und den durch die Fluten des Meeres geschundenen östlichen Teil Merelon, nach den altvaskaanischen Wörtern Fyr für Westen und Mer für Osten. Als ehemaliger Kontinent sprach man nach dem Beben auch von den Doppelinseln, die seit jenem Ereignis zwischen dem Brahnmeer und dem Strom von Kasgar liegen.
Doch im Grunde war jeder der Kontinente nur ein Land. Nichts weiter als eine große Insel und weit kleiner als die Kontinente, die es auf der Erde gibt. Trotzdem spricht man von den vier verbliebenen als `die vier großen Kontinente´ und der Größte von ihnen ist Vaskaan im Westen.
Vaskaan
Auf jedem der Kontinente gibt es eine Hauptstadt, und jene von Vaskaan hatte man auf den Namen Vaskania getauft, die große Stadt der Menschen. Sie liegt östlich in der Bucht des Langdon Meeres, dort wo der große Fluss Neng in das Meer mündet. Westlich der Stadt
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