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Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion

Titel: Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marx
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zunächst in der Erscheinung darbietet. Und in der Tat ist die ganze Vorstellung vom Entspringen des Profits aus einer nominellen Preiserhöhung der Waren oder aus dem Verkauf derselben über ihren Wert aus der Anschauung des merkantilen Kapitals entsprungen.
    Näher betrachtet zeigt sich jedoch bald, daß dies bloßer Schein ist. Und daß, die kapitalistische Produktionsweise als die herrschende vorausgesetzt, der kommerzielle Profit sich nicht in dieser Weise realisiert. (Es handelt sich hier immer nur um den Durchschnitt, nicht um einzelne Fälle.) Warum unterstellen wir, daß der Warenhändler einen Profit von sage 10% auf seine Waren nur realisieren kann, indem er sie um 10% über ihren Produktionspreisen verkauft? Weil wir angenommen haben, daß der Produzent dieser Waren, der industrielle Kapitalist (der als Personifikation des industriellen Kapitals der Außenwelt gegenüber immer als »der Produzent« figuriert), sie dem Kaufmann zu ihrem Produktionspreis verkauft hat. Wenn die vom Warenhändler gezahlten Kaufpreise der Waren gleich ihren Produktionspreisen, in letzter Instanz gleich ihren Werten, so daß also der Produktionspreis, in letzter Instanz der Wert der Waren den Kostpreis für den Kaufmann darstellt, so muß in der Tat der Überschuß seines Verkaufspreises über seinen Kaufpreis – und nur diese Differenz bildet die Quelle seines Profits – ein Überschuß ihres merkantilen Preises über ihren Produktionspreis sein und in letzter Instanz der Kaufmann alle Waren über ihren Werten verkaufen. Aber warum wurde angenommen, daß der industrielle Kapitalist dem Kaufmann die Waren zu ihren Produktionspreisen verkauft? Oder vielmehr, was war in dieser Annahme vorausgesetzt? Daß das merkantile Kapital (hier haben wir es mit demselben nur noch als Warenhandlungskapital zu tun) nicht in die Bildung der allgemeinen Profitrate eingeht. Wir gingen notwendig von dieser Voraussetzung aus bei Darstellung der allgemeinen Profitrate, erstens, weil das merkantile Kapital als solches damals für uns noch nicht existierte; und zweitens, weil der Durchschnittsprofit, und daher die allgemeine Profitrate, zunächst notwendig zu entwickeln war als Ausgleichung der Profite oder Mehrwerte, die von den industriellen Kapitalen der verschiednen Produktionssphären wirklich produziert werden. Bei dem Kaufmannskapital haben wir es dagegen mit einem Kapital zu tun, das am Profit teilnimmt, ohne an seiner Produktion teilzunehmen. Es ist also jetzt nötig, die frühere Darstellung zu ergänzen.
    Gesetzt, das während des Jahres vorgeschoßne industrielle Gesamtkapital sei = 720 c + 180 v = 900 (etwa Millionen Pfd. St.) und m' = 100%. Das Produkt also = 720 c + 180 v + 180 m . Nennen wir dann dies Produkt oder das produzierte Warenkapital W, so ist sein Wert oder Produktionspreis (da beide für die Totalität der Waren zusammenfallen) = 1080 und die Rate des Profits für das gesamte Kapital von 900 = 20%. Diese 20% sind nach dem früher Entwickelten die Durchschnittsprofitrate, da der Mehrwert hier nicht auf dieses oder jenes Kapital von besondrer Zusammensetzung, sondern auf das gesamte industrielle Kapital mit seiner Durchschnittszusammensetzung berechnet ist. Also W = 1080 und die Profitrate = 20%. Wir wollen aber nun annehmen, daß außer diesen 900 Pfd. St. industrielles Kapital noch 100 Pfd. St. Kaufmannskapital hinzukommt, welches pro rata seiner Größe denselben Anteil am Profit hat wie jenes. Nach der Voraussetzung ist es 1 / 10 des Gesamtkapitals von 1000. Es beteiligt sich also mit 1 / 10 am Gesamtmehrwert von 180 und erhält so einen Profit zur Rate von 18%. In der Tat also ist der zwischen den andren 9 / 10 des Gesamtkapitals zu verteilende Profit nur noch = 162 oder auf das Kapital von 900 ebenfalls = 18%. Der Preis also, wozu W von den Besitzern des industriellen Kapitals von 900 an die Warenhändler verkauft wird, ist = 720 c + 180 v + 162 m = 1062. Schlägt der Kaufmann also auf sein Kapital von 100 den Durchschnittsprofit von 18%, so verkauft er die Waren zu 1062 + 18 = 1080, d.h. zu ihrem Produktionspreis oder, das gesamte Warenkapital betrachtet, zu ihrem Wert, obgleich er seinen Profit nur in der Zirkulation und durch sie macht und nur durch den Überschuß seines Verkaufspreises über seinen Kaufpreis. Aber dennoch verkauft er die Waren nicht über ihrem Wert oder nicht über ihrem Produktionspreis, eben weil er sie unter ihrem Wert oder unter ihrem Produktionspreis von den industriellen Kapitalisten

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