Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
den oben betrachteten Umschlag durchmacht, für seinen ganzen Wertumfang erst Ware zu kaufen und sie dann zu verkaufen. Sondern der Kaufmann macht gleichzeitig beide Bewegungen durch. Sein Kapital teilt sich dann in zwei Teile. Der eine besteht aus Warenkapital und der andre aus Geldkapital. Er kauft hier und verwandelt damit sein Geld in Ware. Er verkauft dort und verwandelt damit einen andren Teil des Warenkapitals in Geld. Auf der einen Seite strömt ihm sein Kapital als Geldkapital zurück, während auf der andren ihm Warenkapital zufließt. Je größer der Teil, der in der einen Form, desto kleiner der, der in der andren existiert. Dies wechselt ab und gleicht sich aus. Verbindet sich mit der Anwendung des Geldes als Zirkulationsmittel die als Zahlungsmittel und das darauf erwachsende Kreditsystem, so vermindert sich noch ferner der Geldkapitalteil des Kaufmannskapitals im Verhältnis zur Größe der Transaktionen, die dies Kaufmannskapital verrichtet. Kaufe ich für 1000 Pfd. St. Wein auf 3 Monate Ziel, und habe ich den Wein verkauft gegen bar, vor Ablauf der drei Monate, so ist für diese Transaktion kein Heller vorzuschießen. In diesem Fall ist auch sonnenklar, daß das Geldkapital, das hier als Kaufmannskapital figuriert, durchaus nichts ist als das industrielle Kapital selbst in seiner Form als Geldkapital, in seinem Rückfluß zu sich in der Form des Geldes. (Daß der Produzent, der für 1000 Pfd. St. Ware auf 3 Monate Ziel verkauft hat, den Wechsel, d.h. Schuldschein, dafür beim Bankier diskontieren kann, ändert nichts an der Sache und hat nichts mit dem Kapital des Warenhändlers zu schaffen.) Fielen die Marktpreise der Ware in der Zwischenzeit vielleicht um 1 / 10 , so erhielte der Kaufmann nicht nur keinen Profit, sondern überhaupt nur 2700 Pfd. St. zurück statt 3000. Er müßte 300 Pfd. St. zulegen, um zu zahlen. Diese 300 Pfd. St. fungierten nur als Reserve zur Ausgleichung der Preisdifferenz. Aber dasselbe gilt für den Produzenten. Hätte er selbst verkauft, zu fallenden Preisen, so hätte er ebenfalls 300 Pfd. St. verloren und könnte die Produktion auf derselben Stufenleiter nicht wieder beginnen ohne Reservekapital.
Der Leinwandhändler kauft für 3000 Pfd. St. Leinwand vom Fabrikanten; dieser zahlt von diesen 3000 Pfd. St. z.B. 2000, um Garn zu kaufen; er kauft dies Garn vom Garnhändler. Das Geld, womit der Fabrikant den Garnhändler zahlt, ist nicht das Geld des Leinwandhändlers; denn dieser hat Ware zum Belauf dieser Summe dafür erhalten. Es ist Geldform seines eignen Kapitals. In der Hand des Garnhändlers erscheinen diese 2000 Pfd. St. nun als zurückgefloßnes Geldkapital; aber wieweit sind sie es, als unterschieden von diesen 2000 Pfd. St., als der abgestreiften Geldform der Leinwand und der angenommnen Geldform des Garns? Hat der Garnhändler auf Kredit gekauft und hat er gegen bar verkauft vor Verfall seiner Zahlungsfrist, so steckt in diesen 2000 Pfd. St. kein Heller Kaufmannskapital als unterschieden von der Geldform, die das industrielle Kapital selbst in seinem Kreislaufsprozeß annimmt. Das Warenhandlungskapital, soweit es also nicht bloße Form des industriellen Kapitals ist, das sich in der Gestalt von Warenkapital oder Geldkapital in der Hand des Kaufmanns befindet, ist nichts als der Teil des Geldkapitals, der dem Kaufmann selbst gehört und im Kauf und Verkauf von Waren umgetrieben wird. Dieser Teil stellt auf reduziertem Maßstab den Teil des zur Produktion vorgeschoßnen Kapitals vor, der sich als Geldreserve, Kaufmittel, stets in der Hand des Industriellen befinden und stets als ihr Geldkapital zirkulieren müßte. Dieser Teil befindet sich jetzt, reduziert, in der Hand von kaufmännischen Kapitalisten; als solcher stets fungierend im Zirkulationsprozeß. Es ist der Teil des Gesamtkapitals, der, abgesehn von Revenueausgaben, beständig als Kaufmittel auf dem Markt zirkulieren muß, um die Kontinuität des Reproduktionsprozesses in Gang zu halten. Er ist um so kleiner im Verhältnis zum Gesamtkapital, je rascher der Reproduktionsprozeß und je entwickelter die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, d. h. des Kreditsystems. 38
Das Kaufmannskapital ist nichts als innerhalb der Zirkulationssphäre fungierendes Kapital. Der Zirkulationsprozeß ist eine Phase des gesamten Reproduk tionsprozesses. Aber im Zirkulationsprozeß wird kein Wert produziert, also auch kein Mehrwert. Es gehn nur Formveränderungen derselben Wertmasse vor. Es geht in der Tat nichts vor als die
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