Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
Verkaufspreis über ihrem Kostpreis, wenn auch unter ihrem Wert steht, wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit ge macht. In unserm Beispiel ist der Warenwert = 600 Pfd. St., der Kostpreis = 500 Pfd. St. Wird die Ware zu 510, 520, 530, 560, 590 Pfd. St. verkauft, so wird sie respektive zu 90, 80, 70, 40, 10 Pfd. St. unter ihrem Wert verkauft und dennoch ein Profit von je 10, 20, 30, 60, 90 Pfd. St. aus ihrem Verkauf herausgeschlagen. Zwischen dem Wert der Ware und ihrem Kostpreis ist offenbar eine unbestimmte Reihe von Verkaufspreisen möglich. Je größer das aus Mehrwert bestehende Element des Warenwerts, desto größer der praktische Spielraum dieser Zwischenpreise.
Hieraus erklären sich nicht nur alltägliche Erscheinungen der Konkurrenz, wie z.B. gewisse Fälle des Unterverkaufs (underselling), anormale Niedrigkeit der Warenpreise in bestimmten Industriezweigen 5 etc. Das bisher von der politischen Ökonomie unbegriffne Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz, das Gesetz, welches die allgemeine Profitrate und die durch sie bestimmten sog. Produktionspreise regelt, beruht, wie man später sehn wird, auf dieser Differenz zwischen Wert und Kostpreis der Ware und der daher entspringenden Möglichkeit, die Ware mit Profit unter ihrem Wert zu verkaufen.
Die Minimalgrenze des Verkaufspreises der Ware ist gegeben durch ihren Kostpreis. Wird sie unter ihrem Kostpreis verkauft, so können die verausgabten Bestandteile des produktiven Kapitals nicht völlig aus dem Verkaufspreis ersetzt werden. Dauert dieser Prozeß fort, so verschwindet der vorgeschoßne Kapitalwert. Schon von diesem Gesichtspunkt aus ist der Kapitalist geneigt, den Kostpreis für den eigentlichen inneren Wert der Ware zu halten, weil er der zur bloßen Erhaltung seines Kapitals notwendige Preis ist. Es kommt aber hinzu, daß der Kostpreis der Ware der Kaufpreis ist, den der Kapitalist selbst für ihre Produktion gezahlt hat, also der durch ihren Produktionsprozeß selbst bestimmte Kaufpreis. Der beim Verkauf der Ware realisierte Wertüberschuß oder Mehrwert erscheint dem Kapitalisten daher als Überschuß ihres Verkaufspreises über ihren Wert, statt als Überschuß ihres Werts über ihren Kostpreis, so daß der in der Ware steckende Mehrwert sich nicht durch ihren Verkauf realisiert, sondern aus dem Verkauf selbst entspringt. Wir haben diese Illusion bereits näher beleuchtet in Buch I, Kap. IV, 2 (Widersprüche der allgemeinen Formel des Kapitals), kehren hier aber einen Augenblick zu der Form zurück, worin sie als Fortschritt der politischen Ökonomie über Ricardo hinaus von Torrens u.a. wieder geltend gemacht wurde.
»Der natürliche Preis, der aus der Produktionskost besteht oder in andren Worten aus der Kapitalauslage in der Produktion oder Fabrikation von Ware, kann unmöglich den Profit einschließen... Wenn ein Pächter im Anbau seiner Felder 100 Quarter Korn auslegt und dafür 120 Quarters wiedererhält, bilden die 20 Quarter, als Überschuß des Produkts über die Auslage, seinen Profit; aber es wäre absurd, diesen Überschuß oder Profit einen Teil seiner Auslage zu nennen... Der Fabrikant legt eine gewisse Quantität von Rohstoffen, Werkzeugen und Subsistenzmitteln für Arbeit aus, und erhält dagegen eine Quantität fertiger Ware. Diese fertige Ware muß einen höhern Tauschwert besitzen als die Rohstoffe, Werkzeuge und Subsistenzmittel, durch deren Vorschuß sie erworben wurden.«
Daher schließt Torrens, der Überschuß des Verkaufspreises über den Kostpreis oder der Profit entspringe daher, daß die Konsumenten
»durch unmittelbaren oder vermittelten (circuitous) Austausch eine gewisse größre Portion aller Ingredienzien des Kapitals geben, als deren Produktion kostet« 6 .
In der Tat, der Überschuß über eine gegebne Größe kann keinen Teil dieser Größe bilden, also kann auch der Profit, der Überschuß des Warenwerts über die Auslagen des Kapitalisten, keinen Teil dieser Auslagen bilden. Geht also in die Wertbildung der Ware kein andres Element ein als der Wertvorschuß des Kapitalisten, so ist nicht abzusehn, wie aus der Produktion mehr Wert herauskommen soll als in sie ein ging, oder es werde etwas aus Nichts. Dieser Schöpfung aus Nichts entrinnt Torrens jedoch nur, indem er sie aus der Sphäre der Warenproduktion in die Sphäre der Warenzirkulation verlegt. Der Profit kann nicht aus der Produktion herkommen, sagt Torrens, denn sonst wäre er schon in den Kosten
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