Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
vorhandnen Werte dem Produktenwert zu und unterscheiden sich nicht als konstante und variable Wertgrößen. Dies wird handgreiflich, wenn wir einen Augenblick unterstellen alles verausgabte Kapital bestehe entweder ausschließlich aus Arbeitslohn oder ausschließlich aus dem Wert von Produktionsmitteln. Wir hätten dann im ersten Fall statt des Warenwerts 400 c + 100 v + 100 m den Warenwert 500 v + 100 m . Das in Arbeitslohn ausgelegte Kapital von 500 Pfd. St. ist der Wert aller in der Produktion des Warenwerts von 600 Pfd. St. aufgewandten Arbeit und bildet ebendaher den Kostpreis des ganzen Produkts. Die Bildung dieses Kostpreises, wodurch der Wert des verausgabten Kapitals als Wertbestandteil des Produkts wiedererscheint, ist aber der einzige uns bekannte Vorgang in der Bildung dieses Warenwerts. Wie sein Mehrwertsbestandteil von 100 Pfd. St. entspringt, wissen wir nicht. Ganz ebenso im zweiten Fall, wo der Warenwert = 500 c + 100 m wäre. In beiden Fällen wissen wir, daß der Mehrwert aus einem gegebnen Wert entspringt, weil dieser Wert in der Form von produktivem Kapital vorgeschossen wurde, gleichgültig ob in der Form von Arbeit oder in der Form von Produktionsmitteln. Andrerseits aber kann der vorgeschoßne Kapitalwert den Mehrwert nicht aus dem Grunde bilden, weil er verausgabt worden ist, und daher den Kostpreis der Ware bildet. Denn gerade soweit er den Kostpreis der Ware bildet, bildet er keinen Mehrwert, sondern nur ein Äquivalent, einen Ersatzwert des verausgabten Kapitals. Soweit er also Mehrwert bildet, bildet er ihn nicht in seiner spezifischen Eigenschaft als verausgabtes, sondern als vorgeschoßnes und daher angewandtes Kapital überhaupt. Der Mehrwert entspringt daher ebensosehr aus dem Teil des vorgeschoßnen Kapitals, der in den Kostpreis der Ware eingeht, wie aus dem Teil desselben, der nicht in den Kostpreis eingeht; in einem Wort: gleichmäßig aus den fixen und zirkulierenden Bestandteilen des angewandten Kapitals. Das Gesamtkapital dient stofflich als Produktbildner, die Arbeitsmittel sowohl wie die Produktionsstoffe und die Arbeit. Das Gesamtkapital geht stofflich in den wirklichen Arbeitsprozeß ein, wenn auch nur ein Teil desselben in den Verwertungsprozeß eingeht. Dies ist vielleicht eben der Grund, daß es nur teilweis zur Bildung des Kostpreises, aber ganz zur Bildung des Mehrwerts beiträgt. Wie dem auch sei, das Fazit bleibt, daß der Mehrwert gleichzeitig aus allen Teilen des angewandten Kapitals entspringt. Die Deduktion kann noch sehr abgekürzt werden, wenn man mit Malthus ebenso derb wie einfach sagt:
»Der Kapitalist erwartet gleichen Vorteil auf alle Teile des Kapitals, die er vorstreckt.« 3
Als solcher vorgestellter Abkömmling des vorgeschoßnen Gesamtkapitals erhält der Mehrwert die verwandelte Form des Profits. Eine Wertsumme ist daher Kapital, weil sie ausgelegt wird, um einen Profit zu erzeugen 4 , oder der Profit kommt heraus, weil eine Wertsumme als Kapital angewandt wird. Nennen wir den Profit p, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m = k + m in die Formel W = k + p oder Warenwert = Kostpreis + Profit.
Der Profit, wie wir ihn hier zunächst vor uns haben, ist also dasselbe, was der Mehrwert ist, nur in einer mystifizierten Form, die jedoch mit Notwendigkeit aus der kapitalistischen Produktionsweise heraus wächst. Weil in der scheinbaren Bildung des Kostpreises kein Unterschied zwischen konstantem und variablem Kapital zu erkennen ist, muß der Ursprung der Wertveränderung, die während des Produktionsprozesses sich ereignet, von dem variablen Kapitalteil in das Gesamtkapital verlegt werden. Weil auf dem einen Pol der Preis der Arbeitskraft in der verwandelten Form von Arbeitslohn, erscheint auf dem Gegenpol der Mehrwert in der verwandelten Form von Profit.
Wir haben gesehn: Der Kostpreis der Ware ist kleiner als ihr Wert. Da W = k + m, ist k = W – m. Die Formel W = k + m reduziert sich nur auf W = k, Warenwert = Kostpreis der Ware, wenn m = 0, ein Fall, der auf Grundlage der kapitalistischen Produktion niemals eintritt, obgleich unter besondren Marktkonjunkturen der Verkaufspreis der Waren auf oder selbst unter ihren Kostpreis sinken mag.
Wird die Ware daher zu ihrem Wert verkauft, so wird ein Profit realisiert, der gleich dem Überschuß ihres Werts über ihren Kostpreis ist, also gleich dem ganzen im Warenwert steckenden Mehrwert. Aber der Kapitalist kann die Ware mit Profit verkaufen, obgleich er sie unter ihrem Wert verkauft. Solange ihr
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