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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Kinder duftete sie leicht nach Mhyrre, was Neaira an zu Hause erinnerte. Mit einem Zipfel ihres dreckigen Chitons wischte sie Neaira die letzten Tränen vom Gesicht. „Ich bin Metaneira“, sagte das Mädchen leise und lächelte wie die Statue von Aphrodite zu Hause in Neairas kleinem Zimmer. „Wie ist dein Name?“
    Neaira wollte dieser Metaneira antworten, doch aus ihrer Kehle kam nur ein Quietschen. Ohne dass sie es gewollt hätte, rollten wieder dicke Tränen über ihre Wangen.
    „Lass sie! Die wird sich schon beruhigen.“ Eines der älteren Mädchen machte sich bereit, den ohnehin knappen Platz auf dem Polster zu verteidigen.
    Metaneira nahm Neaira bei der Hand. „Woher kommst du? Hat Nikarete dich einem Haushalt in der Polis abgekauft oder bist du mit dem Schiff über das Meer gekommen?“
    Neaira verstand die Frage nicht. Hilflos starrte sie die Fremde an. Was wollte diese Metaneira von ihr? Dann wurde ihr klar, dass ihre Mutter sie spätestens am nächsten Tag wieder abholen würde. „Ich bleibe nur hier, bis meine Mutter zurückkehrt.“
    Die Unfreundliche, die Haut so dunkel wie eine Zimtstange und das Haar nach Sklavenart kurzgeschnitten, machte ein verächtliches Geräusch in Richtung der Neuen und ließ sich dann zu einer Antwort herab. „Deine Mutter hat dich verkauft, du dummes Balg. Nikarete hat dich genauso gekauft wie uns. Du bist jetzt ihre Sklavin.
    Gewöhn dich daran.“
    Trotz Angst und Unsicherheit streckte Neaira ihr die Zunge heraus. Ihr Haar war doch nicht kurz geschnitten, und sie trug auch keinen Sklavenchiton! „Meine Mutter holt mich morgen früh. Sie hat versprochen, mir süße Datteln auf der Agora zu kaufen. Ihr werdet ja sehen!“
    Metaneira gab den Mädchen schließlich ein Zeichen, für Neaira Platz auf den Polstern zu machen; doch wieder war es die Unfreundliche, die entschlossen den Kopf schüttelte. Ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen unnachgiebigen Strich. „Es gibt nicht genug Platz für uns alle hier – schon gar nicht für so ein trotziges Balg, das sich für etwas Besseres hält!“
    Kurzentschlossen kletterte Metaneira zurück auf ihren Platz und zog Neaira auf ihren Schoß. Obwohl es ihr unangenehm war, zwischen all die fremden Mädchen gedrängt zu werden, war es ein tröstliches Gefühl, die Körperwärme Metaneiras zu spüren. Nur der beißende Gestank war noch schlimmer als vorher. Neaira fand die kleine Tür zu ihren Gedankenwelten und stellte sich vor, wie sie sich in die Arme ihrer Mutter warf und diese so glücklich über das Wiedersehen war, dass sie ihr eines der schönen Tücher und eine große Schale Datteln kaufte. Sie fand Trost in ihren Tagträumen und döste in der Hitze des Raumes ein, während Metaneira ihr sanft über das Haar strich.
    Am nächsten Morgen erfuhr Neaira die Namen der Mädchen. Da gab es einmal Metaneira, die von Anfang an freundlich zu ihr war und sie vor den Gemeinheiten der anderen zu schützen versuchte. Der Name der Unfreundlichen war Stratola. Sie mochte Neaira von Anfang an nicht leiden und hatte sich mit einem blassen unauffälligen Geschöpf namens Anteia angefreundet.
    Stratola war eine Sklavin und hasste Kinder. Sie hatte auf die Kinder ihrer Herren aufpassen müssen und stets dafür Prügel bezogen, wenn die Kinder etwas ausgefressen hatten. Die drei Mädchen in Neairas Alter hießen Phila, Isthmias und Aristokleia. Das Bemerkenswerteste an ihnen waren die großen traurigen Augen, und dass sie allesamt so verängstigt waren, dass sie sich ständig aneinander klammerten.
    Obwohl Neaira gehofft hatte, ihre Mutter würde bald kommen, um sie zu holen, erschien erst einmal Idras und verabreichte ihr die von Nikarete angedrohte Trachtprügel.
    Die Schwarze war dabei nicht zimperlich und zog sie grob vom Schoß Metaneiras herunter. Kurz streckte Metaneira die Arme nach Neaira aus, um sie festzuhalten, erkannte jedoch schnell die Sinnlosigkeit dieser Geste. „Du dicke dumme Kuh“, schrie Neaira die Schwarze an, dann musste sie feststellen, dass jede Gegenwehr zwecklos war.
    Grinsend legte Idras sie über ihr Knie und zog ihr den Chiton bis über die Hüften. Der biegsame Stock sauste abwechselnd auf Beine und Hinterteil, hart genug, dass es schmerzte, jedoch keinerlei Striemen zurückblieben. Neaira konnte Stratolas und Anteias verhaltenes Kichern hören, als die Weidenrute immer wieder mit einem Zischen auf sie hinabfuhr. Obwohl jeder Schlag wie der Biss einer Giftschlange zwickte, kam kein einziger Laut aus

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