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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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sagte Elkins. »Den finde ich schon.«
    »Gut«, sagte Parker.

ZWEI
    »Ich habe gestern ein Zimmer reserviert«, sagte Parker. »Viktor Charov.«
    »Ja, Sir«, sagte die Frau an der Rezeption. »Ich glaube, es ist auch eine Nachricht für Sie da.«
    »Gut.«
    Er füllte das Formular aus und setzte Charovs kleine, krakelige Unterschrift darunter, während sie die Nachricht aus einem der Fächer in der Wand hinter dem Tresen nahm. Es war ein Umschlag mit dem Aufdruck des Holiday Inn, auf dem in Blockschrift VIKTOR CHAROV stand. Während sie Charovs Kreditkarte durch das Lesegerät zog, riss Parker den Umschlag auf, faltete den Bogen Hotelbriefpapier auseinander und las »342«.
    Parker steckte die Nachricht ein, unterschrieb das Kreditkartenformular und nahm die Schlüsselkarte für das Zimmer 219 in Empfang. Er ließ seine Tasche auf dem Zimmer, ging durch den Korridor zu Zimmer 243 und klopfte an die Tür. Er wartete kurz im leeren Korridor, dann öffnete Frank Elkins die Tür. Er war ein kräftiger, untersetzter Mann um die Vierzig und wirkte wie ein Zimmermann oder ein Busfahrer, nur dass seine Augen unablässig in Bewegung waren. Sein Blick richtete sich erst auf Parker, ging dann an ihm vorbei, wanderte den Korridor hinauf und hinunter und kehrte schließlich zu Parker zurück. »Auf die Minute«, sagte er.
    »Ja«, sagte Parker, trat ein und sah, während Elkins die Tür schloss, die anderen beiden Männer im Raum an.
    Einen kannte er: Elkins’ Partner Ralph Wiss, Spezialist für Safes und Schlösser, ein kleiner, schmaler Mann mit scharfgeschnittener Nase und spitzem Kinn. Der andere wirkte in dieser Gesellschaft fehl am Platz. Er war Anfang Dreißig, mittelgroß und dabei, etwas aus dem Leim zu gehen, sein Kopf war rund, und er hatte schütteres sandfarbenes Haar und ein blasses, nichtssagendes Gesicht, in dem nur die markante Hornbrille auffiel. Parker und die anderen beiden trugen dunkle Hosen, Hemden und Jacketts, er dagegen ein blaues Button-Down-Hemd, in dessen Tasche ein Stifthalter mit mehreren Stiften steckte, eine gebügelte Baumwollhose sowie wuchtige Turnschuhe. Parker musterte ihn und wartete auf eine Erklärung, und Elkins kam zu ihm und sagte: »Ralph kennst du ja. Und das ist Larry Lloyd. Larry, das ist Parker.«
    »Hallo«, sagte Lloyd und trat mit ausgestreckter Hand und einem nervösen Lächeln auf ihn zu. »Im Knast habe ich Otto Mainzer kennengelernt«, fügte er wie als Referenz hinzu. »Ich glaube, den kennst du auch.«
    Das war eine doppelte Überraschung: zum einen, dass jemand, der aussah wie dieser Mann, je im Knast gesessen hatte, und zum anderen, dass Mainzer noch immer dort war. »Otto ist nicht entlassen?« sagte Parker.
    »Er hat einen Wärter angegriffen«, sagte Lloyd mit einem Schulterzucken. Das nervöse Grinsen schien ebenso ein Teil von ihm zu sein wie sein Haar. »Er hat sich mit vielen Leuten angelegt, aber dann ist er auf einen Wärter losgegangen.«
    »Sieht ihm ähnlich«, sagte Parker.
    »Larry ist unser Mann für die Elektronik«, erklärte Elkins, und im selben Augenblick sagte Wiss: »Wir trinken Bourbon.«
    »Gut«, sagte Parker und wandte sich an Elkins: »Ihr braucht einen Mann für die Elektronik?«
    »Komm, ich erzähle dir die ganze Geschichte.«
    Sie befanden sich im Wohnzimmer einer Suite. Zu beiden Seiten standen Türen offen, die zu den Schlafzimmern führten, und das Panoramafenster ging nicht auf den See, sondern auf den steilen Abhang, an dem das Städtchen Lake Placid lag. Auf der Fahrt zum Hotel war Parker an den beiden Skisprungtürmen vorbeigekommen, die seit den Olympischen Spielen dort standen, und selbst ohne Schnee hatte Lake Placid etwas von einem Wintersportort: Zwischen den Logos amerikanischer Firmen sah man zahlreiche Häuser mit alpin wirkenden Elementen.
    Als sie sich an den Couchtisch gesetzt hatten, bemerkte Parker, dass Lloyds Glas nur Wasser enthielt. Er wandte den Blick ab, und Elkins sagte: »Ralph hat ein paar Architekturzeitschriften abonniert – du weißt schon.«
    Parker nickte. Er kannte noch andere Leute, die das taten: Sie kauften sich diese Hochglanzzeitschriften, weil die meist viele Farbfotos von Häusern reicher Menschen enthielten. Das ist der Grundriss, hier sind die Türen und Fenster, und da steht das Zeug, das sich lohnt. Parker interessierte sich normalerweise nicht für Wohnzimmer, sondern suchte lieber Orte auf, wo Geld und Wertgegenstände ein bisschen mehr konzentriert waren, Banken beispielsweise; dennoch

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