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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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mit einem gerippten, hinter dem Korn arretierten Schalldämpfer. Parker nahm den Schalldämpfer ab und legte beide Teile in die Schublade der Werkbank unter dem Fenster, durch das der Mann gekommen war; nach dem Sprung von derWerkbank auf den Boden hatte er gerade lange genug das Gleichgewicht verloren.
    Auf dem Weg ins Haus drückte er auf den Knopf für das Garagentor, dessen hölzerne Segmente sich zwischen den Lexus und den Ford schoben. Er ging durch die Küche und fand Claire im Wohnzimmer, wo sie in einer Zeitschrift blätterte. Als er eintrat, sah sie auf. Er sagte: »Ich möchte, dass du mich an der Mobil-Tankstelle abholst, um fünf nach elf.«
    »Gut. Können wir dann irgendwo zu Mittag essen?«
    »Such dir was aus.«
    »Mach ich. Bis dann.« Sie stellte keine Fragen, nicht weil er sie nicht beantwortet hätte, sondern weil sie nichts wissen wollte. Alles, was außerhalb ihrer Wahrnehmung geschah, war nie geschehen.
     
    Zwei Kilometer jenseits der Mobil-Tankstelle führte ein Feldweg zu einer alten Kiesgrube, die seit einem halben Jahrhundert stillgelegt war, erschöpft durch den Straßenbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Der rund um das Gelände gezogene Maschendrahtzaun war schief und löchrig, ein Witz, und die Schilder, die vor dem Betreten des Grundstücks warnten, waren von Jägern und Liebespaaren so oft bemalt worden, dass sie aussahen wie Pollocks.
    Parker fuhr an einer Stelle, wo der Zaun in sich zusammengesunken war, auf das Gelände und hielt am Rand des Abhangs, wo der mit Unrat übersäte Boden steil zum Wasser abfiel, das die Grube gefüllt hatte, sobald der Abbau eingestellt worden war. Der Motor lief, der Wählhebel der Automatik stand auf N, und alle Fenster waren heruntergelassen. Parker stieg aus, schlug die Tür zu, trat hinter das Fahrzeug und stemmte sich dagegen. Sobald der Wagen sich in Bewegung setzte, blieb Parker stehen, zog die Handschuheaus, steckte sie in die Tasche und sah zu, wie der Ford über Steine und Abfall hinabholperte, schließlich ins Wasser eintauchte und dabei eine bescheidene Welle machte, die sich immer weiter ausbreitete, bis sie an die Felswand auf der anderen Seite des Steinbruchs stieß. Während der Wagen nach vorn kippte, wurde das schwarze Wasser, als es durch die offenen Fenster strömte, plötzlich kristallklar. Das Dach versank, ein paar Blasen stiegen auf, und dann wurde die Oberfläche nur noch von einigen kleinen Wellen gekräuselt, die bald ausgelaufen waren.
    Er ging an der Landstraße entlang zurück zur Tankstelle, kam fünf Minuten zu früh an und lehnte sich an die Telefonzelle, die am Rand des Tankstellengeländes stand. Ein paar Kunden tankten und schenkten ihm keine Beachtung. Es war eine Selbstbedienungstankstelle, der Tankwart blieb drinnen an der Kasse.
    Um zwei Minuten nach elf läutete das Telefon. Parker trat in die Zelle, die eigentlich bloß ein an drei Seiten geschlossener Blechkasten auf einem Pfosten war, nahm den Hörer ab und sagte: »Ja?«
    Es war Elkins’ Stimme: »Du bist also nicht zu beschäftigt?«
    »Nein«, sagte Parker.
    »Wir haben was«, sagte Elkins. »Ich und Ralph.« Damit meinte er den Partner, mit dem er beinahe immer zusammenarbeitete, Ralph Wiss. »Aber es wird nicht leicht.«
    Das war es nie. »Wo?« fragte Parker.
    »Bald. Je eher, desto besser. Wir müssen eine Frist einhalten.«
    Das war neu. Normalerweise gab es bei einem Job keine Fristen. »Und du willst, dass ich mir das mal anhöre?«
    »Nicht jetzt«, sagte Elkins. Er klang erstaunt.
    »Ich meinte auch nicht jetzt.«
    »Oh. Okay, wenn du einen kleinen Ausflug machen willst.«
    »Wohin?«
    »Lake Placid.«
    Ein Ferienort im Norden des Bundesstaates New York, nicht weit von der kanadischen Grenze. Wenn sie sich dort trafen, würde der Job woanders stattfinden. »Und wann?« sagte Parker.
    »Morgen nachmittag um drei?«
    Bei sieben Stunden Fahrzeit bedeutete das, dass er um acht Uhr würde aufbrechen müssen. »Wegen der Frist«, sagte Parker.
    »Und wir wollen die Sache auch nicht unnötig hinauszögern.«
    Das stimmte. Je länger sich die Planung hinzog, desto wahrscheinlicher war es, dass die Polizei Wind von dem Job bekam.
    »Das geht«, sagte Parker. In diesem Augenblick bog der Lexus von der Straße ein.
    »Im Holiday Inn«, sagte Elkins. »Es sei denn, du kennst da oben jemand.«
    »Tu ich«, sagte Parker. »Viktor Charov. Sollen wir uns dort treffen?« Claire hielt so an, dass die Beifahrertür neben der Telefonzelle war.
    »Viktor Charov«,

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