Der gläserne Sarg
Was soll ich da …?«
»In der Nähe liegt das Sunshine Motel, in dem Miß Whyler ermordet wurde …«
»Von Direktor Blondie!«
»Habe ich gesagt, ja … Doch Sie sollten es besser wissen … Denn Sie waren der Mörder Ihrer Partnerin und … Geliebten – und Sie waren auch der Mörder von Bob Rint und Ihrer Frau. Denn Ihre Frau war nicht zu Ihnen zurückgekehrt, wie Sie uns glauben machen wollten … Ihre Frau hat Bob Rint nie verlassen.« Die Worte waren aus Jacklow nur so herausgesprudelt, jedes einzelne hatte er Jim Dhiser ins Gesicht geschrien. Collin sitzt erstarrt. Der erste, der sich anscheinend wieder fängt, ist der Drahtseilkünstler: »Das werden Sie beweisen müssen, Inspector, oder …«, versucht er zu drohen.
»Ich kann es beweisen. Denn Ihnen ist ein dummer Zufall zum Verhängnis geworden! – Haben Sie etwa nicht bemerkt, als Sie gestern nacht im Sunshine Motel ankamen, daß ein furchtbarer Gestank in der Luft hing? – Odel! Er ist ausgelaufen, als ein Rad des Odelwagens brach. Da es an der Einfahrt passierte, mußte jedes Auto durch diese Lache fahren, das an das Motel wollte. Und Odel hinterläßt Spuren. Spuren, die leicht nachzuweisen sind. – Ich habe mir vor einer Stunde den Spaß gemacht, die Reifen Ihres Wagens untersuchen zu lassen. Natürlich ohne daß Sie es merkten. Und nun …«, wieder hebt Jacklow seine Stimme, »nun erklären Sie mir mal, Mr. Dhiser, wie Odelreste an Ihre Reifen kommen können, wenn Sie gar nicht in Portage waren.«
Urplötzlich ist eine beklemmende Stille im Raum. Der Lieutenant bringt den Mund nicht mehr zu. Da hat es der Inspector wieder mal geschafft …
Die Überheblichkeit ist aus Dhisers Gesicht gewichen. Zusammengesunken sitzt er auf seinem Stuhl. Dann dreht er sich langsam um: »Sie haben gewonnen, Inspector … Ich werde Ihnen alles gestehen.«
Leise und stockend beginnt er zu sprechen: »Verflucht sei Bob Rint. Er war an allem schuld. Er hat Joan verrückt gemacht. Wir haben eine gute Ehe geführt … Ich habe Joan verehrt … bis er kam mit seiner Jugend und seinem Siegerlächeln. Joan war fünfzehn Jahre jünger als ich, müssen Sie wissen, und Bob war gerade fünfundzwanzig. Er hatte leichtes Spiel. Joan verfiel ihm … Er hat sie süchtig werden lassen. – In unserer Ehe spielte Sex nie eine große Rolle … Von ihm allerdings konnte sie nie genug kriegen … Sie fragen sich sicher, woher ich das weiß?« Er lacht bitter: »Joan selbst hat es mir erzählt. Sie hat keine Einzelheit ausgelassen, und – sie hat mir vorgeworfen, daß ich es ihr nie so besorgt habe – ja, das waren genau ihre Worte … Ich sei ein Versager im Bett, ein altes Wrack.«
Dhiser schlägt die Hände vors Gesicht und schluchzt: »Ich habe sie geliebt, und sie hat mich so gedemütigt«, stößt er hervor. Dann atmet er tief durch, um sich wieder etwas zu beruhigen: »Bis dahin hatte ich in Peggy nur die Partnerin gesehen – obwohl sie mich spüren ließ, daß ich ihr nicht gleichgültig sei. Eines Tages – es geschah nach einer fürchterlichen Szene zwischen Joan und mir – war es dann soweit. Ich schlief mit Peggy. Sie wurde meine Geliebte. Sie gab mir die Geborgenheit, die ich suchte, und – sie ließ mich wieder das Gefühl erleben, ein Mann zu sein. Ich überschüttete Peggy mit Geschenken, doch je mehr ich ihr gab, desto mehr forderte sie. Trotzdem fuhr ich fort, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, denn längst hatten wir begonnen, an eine gemeinsame Zukunft zu denken. Sie war es dann, die mir riet, die Versicherung für Joan abzuschließen; als ich dann wieder einmal nach einer Auseinandersetzung mit Joan voll Wut drohte, ich werde sie und Bob Rint umbringen, da schrak Peggy nicht etwa zurück – nein, sie entwickelte sofort Pläne, wie das zu bewerkstelligen sei. Mit der Versicherungssumme könnten wir beide uns dann ja ein neues Leben aufbauen.«
Jacklow und Collin lauschen erschüttert dieser Beichte. Sie spüren, daß der Artist jetzt nicht mit Fragen unterbrochen werden darf.
»Aber wir konnten uns nicht einigen. Bis wir vergangene Woche bei Mr. Blondie und seiner Frau eingeladen waren – das gesamte Ensemble des Theaters. Stolz hat uns der Direktor durch das Haus geführt – und auf unser Drängen zeigte er uns auch die Laborräume seiner Frau. Ja, er öffnete für uns sogar den Giftschrank. Peggy hat dabei beobachtet, daß es sehr leicht ist, an den Schlüssel heranzukommen. Als wir wieder in den Privaträumen waren, überredete sie mich, heimlich
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