Der gläserne Sarg
hantiert hat, kommt eilfertig herbei.
»Frau Dr. Styler …?«
»Dr. Slesio … Arbeitet im Moment jemand mit Blausäure …?«
»Nicht daß ich wüßte … Bestimmt nicht! Die letzte Versuchsreihe, bei der wir Blausäure eingesetzt haben, lief vergangene Woche.«
Auf dem Gesicht von Frau Styler-Blondie bilden sich rote Flecken.
Der Direktor blickt zu Boden.
»Wie sah denn das Gefäß aus, in dem sich das Gift befand?« schaltet sich Jacklow ein.
»Es war eine kleine braune Flasche. Zyanverbindungen sind hochgiftig. Wir bewahren deshalb hier keine großen Mengen auf.«
»Dann brauchen Sie nicht weiter zu suchen. Wir wissen, wo die Flasche hingekommen ist …«
Der Inspector wendet sich abrupt ab und nimmt den Weg zurück in die Privatwohnung. »Mr. Blondie – ich hätte noch einige Fragen an Sie.«
Die Frau des Direktors bleibt zurück. Sie diskutiert erregt mit Dr. Slesio.
Als das Trio wieder im Salon angekommen ist, geht Jacklow auf Mr. Blondie zu:
»Darf ich Ihnen jetzt mal eine kleine Geschichte erzählen? – Also gut: Zwei Artisten werden ermordet – der eine stirbt, weil er einen Cognac getrunken hat, der mit Blausäure vergiftet war, und seine Partnerin muß elendig ertrinken. Blausäure ist ein Gift, das nicht leicht zu beschaffen ist – doch der Direktor des Theaters, in dem der Mord geschieht, hat eine Frau, die den Giftschrank ihres Labors nicht vorschriftsmäßig abschließt. Und in diesem Schrank befindet sich die Giftflasche – bis zum Tod der Artisten. Die Cognacflasche, in die das Gift gefüllt wurde, steht im Zimmer des schon erwähnten Direktors. Und der Artist, der sterben mußte, hat den Direktor erpreßt. Doch nicht genug damit: Für den Tod der Partnerin wird der Direktor von der Versicherung nicht weniger als dreihunderttausend Dollar ausgezahlt bekommen. Genug, um eine Erpresserin damit zu besänftigen, die ihn fast ruiniert hätte. Und diese Erpresserin wird einen Tag später tot aufgefunden … In Ihrem Motelzimmer stellt die Polizei ein Feuerzeug sicher, das dem Direktor gehört, der nebenbei für die Mordnacht kein Alibi hat …«
Blondie schreit: »Hören Sie auf … Das sind doch alles Kombinationen … Alles Vermutungen … Zufälligkeiten!«
»Vielleicht sind es Zufälligkeiten, Mr. Blondie«, erwidert Jacklow hart. »Aber mir sind es zu viele … Und dann noch der Brief …«
»Welcher Brief?«
»Der Brief, mit dem Bob Rint seinen angeblichen Selbstmord erklärte. Sie haben ihn ja an sich selbst adressiert. Miß Whyler übernahm die Beförderung … deshalb verließ sie vorgestern abend vorzeitig und noch dazu in ihrem Bühnenkostüm das Theater. Sie wollte als Mann auftreten. Doch ein unvorhersehbarer Zwischenfall verhinderte, daß der Brief rechtzeitig ankam. Er erreichte Sie zu spät – zu spät, um uns zu überzeugen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon zu viele andere Erkenntnisse. Sonst wären wir Ihnen und Miß Whyler wahrscheinlich auf den Leim gegangen … So perfekt, wie Sie Ihr Verbrechen ausgeklügelt hatten.«
»Ich – ich soll etwas mit diesem Brief zu tun haben …? Inspector … Das glauben Sie aber selbst nicht … Das ist doch Wahnsinn, was Sie mir da anhängen wollen …«
Jacklow wird bestimmt: »Mr. Blondie … Sie sollten mir jetzt freiwillig auf das Präsidium folgen … Sonst müßte ich Sie für verhaftet erklären. Ich beschuldige Sie, Bob Rint und Miß Whyler ermordet und außerdem den gewaltsamen Tod von Joan Dhiser verschuldet zu haben.«
19.
Als sich die beiden wieder im Präsidium – in Jacklows Zimmer – gegenübersitzen, fragt der Lieutenant vorsichtig: »Sind Sie sich wirklich sicher, Chef, daß Blondie es war … Ich meine, daß er drei Morde auf dem Gewissen hat?«
Jacklow sieht seinen Assistenten lauernd an: »Sind Sie es nicht?«
Collin geht aufs Ganze: »Wenn Sie meine ehrliche Meinung hören wollen, Inspector – ich kann mir nicht vorstellen, daß der Direktor zu all dem fähig ist. Hinter diesem Fall steht ein starker Mann, einer, der einen festen Fahrplan hatte … Oder jemand, den ein zwingendes Motiv trieb. – Aber Blondie? – Ich glaube fast, er wäre eher in seinen Untergang gelaufen, als auch nur einen Mord zu begehen …«
»Vor solchen Folgerungen sollten wir uns hüten, Lieutenant«, weist Jacklow ihn zurecht. »Das ist Sache der Psychiater, der Geschworenen oder auch des Richters. Wir haben nur Fakten aneinander zu reihen … Und diese Fakten sprechen gegen Blondie …«
»Trotzdem, es bleiben noch
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