Der globale Eingriff
waren!
„… Norton hätte ahnen müssen, was los ist“, sagte der Fahrer gerade. Sein ärgerlicher und anklagender Ton war immer noch derselbe, aber während Malcolms kurzer Unaufmerksamkeit schien er das Thema gewechselt zu haben. „Er hätte es verdient, deswegen um einen vollen Rang zu fallen. Aber diese zwei dummen Johanns waren wirklich… sind Sie sicher, daß sie tot sind?“
Vielleicht hatte er das Thema doch nicht gewechselt. Etwas verwirrt sagte Malcolm: „Sie sind der einzige Überlebende, mein Freund.“
„Sie wollten den Örtlichen alles erzählen“, fuhr der Mann fort. Obwohl er es geschafft hatte, das Husten zu kontrollieren, war seine Stimme schwächer geworden. „Alles, sogar das mit Bea. Es sollte ein letzter Versuch sein, die Dinge auf ihre Weise zu betreiben. Ausgewählte Örtliche belehren… durch Einflößen von Angst dazu bringen, daß sie sich vernünftig verhalten. Es konnte in diesem späten Stadium überhaupt nicht mehr funktionieren, aber es bringt uns in Schwierigkeiten… wenn die Örtlichen wirklich wüßten, was geschieht… Zu Verhandlungen ist es jetzt zu spät… Wächter… es muß gemeldet werden… sobald…“
Die verzogenen Mundwinkel und die Augen des Fahrers fingen an sich zu entspannen, da die stetig zurückgehende Durchblutung die Schmerzempfindlichkeit verminderte. Er kämpfte jedoch verzweifelt mit sich selber, um weiter sprechen zu können, und für einige Sekunden gewann er diesen Kampf auch.
„Verdammt noch mal, verhindern Sie, daß ich sterbe! Ich habe noch nicht ausgesprochen…“
Er hatte ausgesprochen.
Malcolm verschloß die Augen des Mannes und sprach Datum, Zeitpunkt, Todesursache und Umstände auf die Ükass. Als er sich aufrichtete, sagte Ann etwas, was er nicht verstehen konnte, da es von dem lauten Schrillen des herannahenden Polizeifahrzeugs übertönt wurde.
Das Fahrzeug hielt wenige Meter vor dem Wrack mit einem unnötig dramatischen Bremsen an. Die Sirene wurde abgestellt, und ein Offizier kam heraus, der sich in seiner vollständigen Kampfausrüstung unbeholfen bewegte. Er schaute sich nach den beiden Wracks um.
„Überlebende?“
Malcolm schüttelte den Kopf.
„Ükass?“
„Eine“, sagte Malcolm, indem er auf den eben Verstorbenen zeigte. „Seine.“
Während er sie dem Offizier gab, stieg eine zweite gepanzerte Figur aus dem Lieferwagen und begann, mit einem Schneidbrenner den menschlichen vom metallenen Abfall zu trennen. Die wenigen frühen Radfahrer, die bis zu zwanzig Meilen zu ihrem Arbeitsplatz fahren mußten, radelten ohne ersichtliches Interesse auf der Spur für Unmotorisierte vorbei.
Der Offizier sagte: „Danke. War eines der Opfer verwandt oder bekannt mit Ihnen?“
Beide schüttelten den Kopf.
„Dann werden wir die Sache in die Hand nehmen.“ Der Mund des Polizisten war der einzige sichtbare Gesichtszug hinter dem Kampfschutz, und der lächelte kurz. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
Malcolm hatte kaum wahrgenommen, was er gesagt hatte. Er dachte an die Worte des sterbenden Fahrers. Wächter, hatte der Mann gesagt, und die dummen Johanns. Hatte er vielleicht die Anhänger des Johannes gemeint, wie die Große Mary des jungen Tommy eine war? Malcolm dachte daran, was einer oder mehrere Wächter mit dem alten Hesketh und seinem Wohnblock getan hatten. Er wußte, daß er dem Offizier sein Wissen und die Vermutung über die mögliche Verbindung mit dem toten Fahrer eigentlich mitteilen müßte. Aber Telford hatte immer wieder betont, daß sie alles, was sie auf den Kassetten des alten Mannes gehört hatten, strikt für sich behalten mußten…
Die Sonne stand immer noch tief am Himmel, und die Stadt war zu dieser frühen Stunde sehr still. Als sie wieder in die Sattel stiegen und wegritten, war die Luft erfüllt von dem säuerlichen Geruch des ausgelösten Feuerverhinderungssystems und den süßlichen Streicherklängen aus Scheherazade. Beides kam aus dem grünen Wrack.
Erst nachdem sie über eine Meile geritten waren, brach Ann das Schweigen, so wie sie es immer tat, wenn er ihrer Meinung nach mehr gedankenverlorenes Schweigen gehabt hatte als gut für ihn war. Sie gab ihm dann normalerweise etwas sehr Wirkliches zum Denken. Hier in der Öffentlichkeit mußte sie damit zufrieden sein, seinem Pferd einen Klaps auf die Hinterflanke zu geben und „Hoppla… los!“ zu rufen.
Ihre Theorie war offensichtlich, daß es unmöglich war, morbide Gedanken zu führen, während man auf einem
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