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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lampson
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1. Kapitel
 Als wir noch ganz klein waren, wollte Alvin alle paar Wochen, dass wir unsere Namen tauschten. Ich weiß nicht mehr, wann wir damit anfingen, ich könnte also genauso gut als Alvin geboren sein. Wir waren keine eineiigen Zwillinge, aber wir hatten beide helle Haare und grüne Augen, und wahrscheinlich sahen wir uns auch damals schon ziemlich ähnlich, weil es offenbar nur unserer Mutter auffiel, wenn wir uns in den anderen verwandelten. Ungefähr in der dritten Klasse wurden unsere Haare dunkelbraun, allerdings auch meine Augen, und ich wurde um einiges größer als Alvin, und da sagte er mir, Namentauschen finde er langweilig. Zu dem Zeitpunkt war ich zufällig gerade Joe, also bin ich seitdem Joe.
    Je mehr ich mich erinnere, an desto mehr erinnere ich mich. In dem Jahr, als wir das Namentauschen sein ließen, wurden unsere Eltern auf einer Kreuzfahrt im Pazifik entführt und zu politischen Gefangenen erklärt und kamen nie mehr wieder. Als sie weg waren, sollten wir vom Staat adoptiert werden, doch mein Bruder Marcus kriegte raus, wie wir das umgehen konnten. Marcus war da erst dreizehn, bloß fünf Jahre älter als Alvin und ich, aber er war derjenige gewesen, der Onkel Ruby ausfindig gemacht und ihn überredet hatte, unser Vormund zu werden. Onkel Ruby wohnte offiziell bei uns in Los Angeles, aber er hatte eine Freundin und seine Arbeit in New York, daher war er gar nicht oft da – häufig bloß eine Woche im Sommer. Aber er hatte kein Problem damit, das Sozialamt anzuschwindeln, auch konnte Marcus seine Unterschrift fälschen, also kamen wir ganz gut ohne ihn zurecht.
    Alvin und ich waren meistens allein. Manchmal versuchte Marcus, uns Vorschriften zu machen, aber das hat nie gut geklappt, und so waren wir beide meistens für uns. Wir verbrachten jeden Tag zusammen: mal im Park, mal am Strand, mal probierten wir eine neue Idee von Alvin aus. Alvin war ein ziemlich großer Erfinder, wir verbrachten daher viel Zeit damit, an seinen neuen Konzepten zu arbeiten oder komplizierte Streiche umzusetzen, die er sich ausgedacht hatte. Als Alvin dann am Strand von Santa Monica ein Mädchen kennenlernte und mit ihr nach Tennessee abhaute, waren wir siebzehn.
    Nachdem Alvin weg war, wurde mein Leben so langweilig, dass ich mich kaum erinnern kann, was ich in jener Zeit tat. Wahrscheinlich bin ich einfach immer morgens aufgewacht, hungrig und durstig geworden, habe bei McDonald’s gehockt, Alvin vermisst, Poker gespielt, Alvin vermisst, Ball gespielt. Ab und zu hatte ich das Gefühl, dass irgendwann vielleicht was anderes mit mir passieren könnte, aber das hielt nie sehr lange an, und so habe ich mir meistens gewünscht, dass die Zeit, bis er wiederkommt, schneller vergeht. Im Dezember wurde ich ohne ihn achtzehn – der erste Geburtstag, den wir nicht zusammen gefeiert haben.
    Ich sollte eigentlich einen Kurs für den Hochschulreifetest machen, damit ich mit der Highschool nicht noch mal von vorn anfangen müsste. Aber der Unterricht war derart, dass ich praktisch überhaupt nichts verstand, also spielte ich dann die meiste Zeit Poker. Ich bin immer gern in Pokersäle gegangen, weil ich da meinen gefälschten Ausweis benutzen konnte und weil Poker das ist, was mich ganz besonders an meinen Vater erinnert – wie gründlich er versuchte, es mir beizubringen, obwohl ich ständig die Regeln vergaß.
    Einmal habe ich gesehen, wie ein alter Mann am Pokertisch starb, mitten im Spiel. Er ist einfach nach vorn auf seine Karten gefallen, und als der Kartengeber ihn wecken wollte, haben wir gemerkt, dass er tot ist. Während wir auf den Rettungswagen warteten, haben sich alle um uns gedrängt, um zu sehen, was für ein Blatt er hatte. Viel war’s nicht, aber mit der letzten Karte hatte er richtig Glück; er hätte eine Straße gehabt und damit auch den ganzen Pot gewonnen. Als der Kartengeber sagte, das Geld bekomme die Familie des Alten, wurde so ein Glatzkopf, der neben mir saß, richtig sauer, weil er zwei Asse hatte, als der Alte seine Straße kriegte, und er fand, man müsse am Leben sein, um den Pot zu gewinnen. Er ließ einfach nicht locker, sodass sie schließlich die Aufsicht holen mussten. Ich weiß das bloß deshalb so genau, weil am selben Tag endlich auch Alvin anrief – von dem Tag an passierte dann auch wieder etwas mit mir.
    Gleich als mein Handy klingelte, wusste ich, dass es Alvin war, weil er es mir am Tag seiner Abreise gekauft hatte, und sonst kannte niemand die Nummer. Ich hatte es monatelang

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