Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der globale Eingriff

Der globale Eingriff

Titel: Der globale Eingriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
Vom Netzwerk:
früher arbeiteten. Das Herstellen von Menschenduplikaten hätte die Möglichkeiten und das Personal eines größeren Regierungsprojektes benötigt. Ein solches Projekt hätte niemals geheimgehalten werden können, egal, von welchem Land es durchgeführt worden wäre.“
    „Das stimmt schon“, sagte Malcolm. „Aber das Duplizieren von größeren Menschenmassen oder von einzelnen Menschen würde eine radikale Konditionierung und Erziehung vom frühesten Kindesalter an ermöglichen. Das würde einiges erklären: die Gefühllosigkeit, die völlige Rücksichtslosigkeit und das Überlegenheitsgefühl gegenüber normalen Menschen, das Ihre Verschwörer an den Tag legen. Ich nehme an, daß die Duplikate die Spitzenposition in der Verschwörung oder Sekte einnehmen. Die Mehrzahl wird sich aus den örtlichen Kriminellen und Unzufriedenen rekrutieren, und die werden weniger gut ausgebildet. Vielleicht war der Mann, der den alten Hesketh erschossen hat, einer von denen, die Nelson ,örtliche Wächter’ genannt hat, und das übergeordnete Mitglied, das diesen erledigt hat, war ein Duplikat.
    Wenn man von den Namen ausgeht“, fuhr Malcolm fort, „sind Johannes und wahrscheinlich Lukas zwei verfeindete Gruppierungen innerhalb einer religiösen Sekte. Die Verschwörung muß einen religiösen oder scheinreligiösen Hintergrund haben, weil eine politische Gruppe niemals über fünfzig Jahre und länger hinweg im geheimen arbeiten könnte. Sie würde ihre Ziele umreißen. Religiöse Fanatiker dagegen können moralisch hoch stehen, als Einzelpersonen, in der Gruppe aber blutige Massaker als Mittel befürworten.“
    „Vielleicht haben Sie recht, Doktor“, sagte der Inspektor. „Der Mord an dem Mann, der Hesketh erschossen hat, war die Tat eines Fanatikers, der in einen Massenmord verwickelt war, weil es für ihn ein notwendiges Übel war. Andererseits war er in seiner Denkweise gestört, als der alte Mann umgebracht wurde. Was mich allerdings am meisten beunruhigt, ist die unwahrscheinlich große Zahl dieser Leute.“
    „Nur die Spitzenleute scheinen Duplikate zu sein“, warf Malcolm ein.
    „Aber allein in dieser Stadt sind es mindestens fünf“, sagte Reynolds mit verächtlichem Ton. „Sie sind ein intelligenter Mann, Doktor. Das haben Sie bisher bewiesen, warum machen Sie dann auch nicht weiterhin von Ihrem Verstand Gebrauch? Wenn es in jeder größeren Stadt auf der Welt auch nur eine Handvoll davon gibt, dann ist die Größe eines solchen Unternehmens viel zu groß, um für fünfzig Jahre unentdeckt zu bleiben. Wahrscheinlich haben Sie in Ihrer Berufssparte keine Ahnung von der Arbeit von Nachrichtendiensten.“
    „Er hat eine Ahnung“, sagte Ann. Ihr Gesichtsausdruck sagte nur allzu deutlich, was sie von Gefühlsausbrüchen in solchen Situationen hielt. „An sich haben wir unsere eigenen Nachrichtendienste. Etwas so Bahnbrechendes wie das Duplizieren und Abrichten von menschlichen Wesen wäre mit Sicherheit in irgendeinem Magazin erschienen. Und wenn es nur als reine Spekulation veröffentlicht worden wäre. Aber da war nichts.“
    Eine lange Stille entstand. Sie hielt an, bis die Geräusche aus dem Flur und das Zischen der Klimaanlage sich zu ohrenbetäubendem Lärm entwickelten. Endlich fing der Inspektor wieder zu reden an.
    „Die ganze Zeit geht mir dieses Krankenhaus im Kopf herum. Und die wenigen gleichgearteten auf der ganzen Welt. Es hat das beste medizinische und technische Personal, das man sich denken kann. Es hat seine eigene atomare Energieversorgung. Es hat einen Standard der Technologie, der zumindest dem vor der Energieverknappung gleichkommt. Stellen Sie sich doch mal vor, daß sich dieses Haus – oder ein ähnlich geartetes – insgeheim mit der Herstellung von menschlichen Duplikaten beschäftigt.“
    „Völlig ausgeschlossen“, sagte Malcolm.
    „Sind Sie ganz sicher?“ fragte der Inspektor sehr ernst. „Nun gut, wenn Sie diese Theorie nicht mögen, dann können wir uns auch weiterhin mit meiner alten Auffassung beschäftigen, daß diese Wesen nämlich nicht von dieser Welt sind…“
    Er unterbrach sich, als der Bildschirm einen anstehenden Ruf signalisierte. Dr. Chiaks Gesicht erschien. Er schaute müde und verständnisvoll drein.
    „Ihr Freund, der Patient Telford, hatte vor fünf Minuten einen Durchblutungsstop. Da du als nächster Angehöriger angegeben bist, muß ich dich fragen, ob du schon weißt, was du mit der Leiche machen willst.“
    „Ich… Ich benachrichtige dich dann“,

Weitere Kostenlose Bücher