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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ihn. Er deutete es wieder mit den Händen an, aber die Männer schüttelten nur die Köpfe und lachten ihn fröhlich an. Es gab es auf.
    Also war das Pergament verschwunden, und er würde niemals erfahren, was sie damit gemacht hatten. Vielleicht bewahrten sie es auf, um von dem erbarmungslosen Töter der schwebenden Bestien erzählen zu können… und von dem vertrauensseligen Mann, der sich von seinem Widersacher hatte betäuben lassen.
    Der Lappen in seiner Hand war warm und halb trocken geworden. Aber der Schmerz in seinem Kopf ließ nur zögernd nach. Mythor sagte sich, dass es besser sei, wenn er sich hinlegte und wartete. Vielleicht schlief er wieder ein, und Schlaf war für ihn das Beste und im Augenblick die einzige Lösung. Zufällig richtete er seinen Blick zur Höhlendecke.
    Dort war keine Decke!
    Unregelmäßig geformte, runde Öffnungen durchlöcherten das Gewölbe. Mythor sah einige Sterne und immer wieder helle Schleier, die vor den Lichtpünktchen vorbeigetrieben wurden. Er begriff. Sie befanden sich hier irgendwo so tief in der Zone zwischen Wüste und Vulkanzone, dass die Wände kühl und nicht kochend heiß waren.
    Er legte sich wieder zurück und schloss die Augen.
    Noch einige Zeit lang blieben die Tätowierten bei ihm. Sie betrachteten ihn schweigend und zogen sich dann einzeln zurück. Viele von ihnen nahmen die Fackeln wieder mit, die sie an den Wänden und Pfeilern befestigt hatten. Als Mythor einschlief, verschwand auch der letzte Wilde. Keiner hatte mit ihm auch nur ein einziges Wort gewechselt. Er schlief. Und diesmal suchten ihn weder Visionen noch Alpträume heim. Er vergaß sogar Luxon und den überaus schmerzlichen Verlust seiner Tiere.
    *
    Die Helligkeit weckte ihn auf. Noch immer war es kühl. Er öffnete die Augen und sah, dass er in dem Gewölbe ganz allein war.
    Neben seinem Arm stand eine Holzschale. Körner und Beeren lagen darin, daneben stand ein Krug aus dickem, schwerem Gestein. Mythor versuchte den Inhalt. Es war kühles, wohlschmeckendes Wasser. Langsam aß er dieses einfache Mahl und stand schließlich neben seinem harten Nachtlager. Kein Tätowierter zeigte sich. Mythor ging nach rechts, trat in eine andere Höhle ein, suchte eine Treppe oder einen Ausgang. Die Löcher in den Decken waren hell erleuchtet; längst war die Sonne aufgegangen.
    Sein Gesicht brannte und fühlte sich geschwollen an. Als er es abtastete, konnte er nichts feststellen; trotzdem war es ihm, als würde unter der Haut etwas wachsen, sich ausdehnen oder straffen – ein Eindruck, der ihn lange nicht losließ. In einer dritten Höhle fand er, bis auf sein Schwert, alle Teile seiner Kleidung und Ausrüstung. Sie waren von den Tätowierten gesäubert worden.
    Langsam zog er sich an und sah sich immer wieder um. Aber es gab niemanden, der ihn beobachtete. Die Höhlen und die Abteilungen zwischen den bilderübersäten Wänden und Säulen waren leer. Schließlich sah er einen breiten Spalt in einer Wand und dahinter schmale, ausgetretene Spuren. Er zog den Dolch, schob ihn in den Ärmel und machte sich vorsichtig an den Aufstieg.
    Etwa vier Dutzend Stufen wanden sich zwischen schrundigen Wänden aufwärts. Es wurde immer heller.
    »Und niemand beobachtet mich. Niemand folgt mir – wahrscheinlich«, flüsterte er unbehaglich im Selbstgespräch. »Warten sie an der Oberfläche auf mich?«
    Aus welchem Grund sie ihm das Pergament mit Fronjas Bild weggenommen und ihm dieses Bild auf die Brust tätowiert hatten… er konnte es nicht einmal erraten. Vielleicht tätowierten sie jeden, den sie fanden, und vielleicht war ihr Hang, jedes Stück Fels mit diesen Gravuren zu versehen, genauso ausgeprägt wie derjenige des Steinmetzen, der den Berg der Gesichter geschaffen hatte.
    Mythor trat von der obersten Stufe in die Helligkeit eines Morgens hinein und kletterte über knirschenden Sand.
    Ein dumpfes, freudiges Wiehern empfing ihn. Dann stieß der Bitterwolf sein knurrendes Heulen aus und sprang an Mythor hoch.
    Vor Mythor lag Alton, das Gläserne Schwert, im Sand.
    Er stand nur wenige Schritte von der Stelle entfernt, an der er gestern – oder war es vor einigen Tagen gewesen? -niedergeschlagen worden war.
    »Pandor! Hark! Und Horus!« sagte er entgeistert, als er den Schneefalken auf dem Horn des schwarzen Einhorns hocken sah.
    Die Tiere waren also zurückgekommen. Oder sie waren niemals mit Luxon gegangen. Er wusste es nicht. Er war bewusstlos oder fast bewusstlos gewesen, als die Dinge geschahen. Aber in

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