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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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zähnefletschenden Hunde den Mann, der ihm einen Speer in den Rücken gerammt hat. Die Augen des Jägers sind weit aufgerissen. Schrecken und Furcht sprechen aus ihnen.
    Mit einem zornigen Schrei will sich der Gorilla auf den Wilderer stürzen, doch weicht dieser zurück – zwischen dem Affen und seinem Häscher kläfft der Hund und fletscht die Zähne.
    Da, erneut ein Stoß in den Rücken. Der Stich trifft den Gehetzten knapp unterhalb des gewaltigen Brustkorbes. Er schmerzt mindestens so sehr wie die erste Verwundung.
    Wieder wirft der Silberrücken seinen Körper in Richtung des Angriffs. Auch hier bellt ein Hund, auch hier zieht sich ein Mann mit einem Speer zurück.
    Blut strömt in breiten Bächen über den Rücken des Gorillas. Der Lärm, die Schmerzen, die wie toll herumspringenden Hunde, die Menschen – all das verwirrt den kampfbereiten Silberrücken. Er hält für einen kurzen Moment inne, um neue Kraft zu schöpfen.
    Da fährt ihm ein Stich in die Seite. Wieder hat eines der Wesen zugestoßen.
    In unbändigem Zorn auf seine Peiniger bäumt sich der Gorilla auf. Er wird sich jetzt auf die Feinde stürzen und sie unter sich begraben. Er muss eine Entscheidung herbeiführen, denn lange wird er sie nicht mehr aufhalten, das spürt er.
    Noch während er seinen Oberkörper aufrichtet, fährt ihm ein weiterer Speer in den dadurch entblößten Unterleib. Der Gorillamann fühlt den Schmerz, spürt aber auch, wie seine Beine nachgeben und die Muskeln seiner Arme schwach werden. Die Welt beginnt, sich in einem merkwürdigen Kreisel zu drehen. Eine eigentümliche Dämmerung legt sich über seine Augen.
    Langsam, wie in Zeitlupe, sackt der imposante Körper in sich zusammen, fallen Arme, Brustkorb und Kopf schwer zu Boden. Wie von ferne hört der Gorilla das Bellen der Hunde, die Rufe der Menschen. Kaum merkt er, wie sich Zähne in das dichte Fell seiner Arme und Beine schlagen. Kaum spürt er, wie ihm der letzte Speerstoß tödlich in die Brust fährt.
    Dann ist er tot.
    Hastig schneiden die Wilderer Kopf und Hände des Affen ab. Weiße leben in der Gegend oder kommen als Touristen hierher, ins Grenzgebiet zwischen Ruanda und Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, mitten in Afrika. Sie kaufen diese Körperteile als Souvenirs. Ein Händler hat 20 Dollar für den Kopf eines Silberrückens geboten. Ein verlockender Lohn.
    Noch am selben Tag, dem 31. Dezember 1977, finden Helfer der amerikanischen Biologin Dian Fossey die Leiche und bringen sie in ihre Forschungsstation. Die Zoologin hatte den Affen Jahre zuvor »Digit« getauft – nach digitus, dem lateinischen Wort für Finger. Ihr war aufgefallen, dass er seinen einen durch eine Wunde entzündeten Mittelfinger in einer absonderlichen Position hielt.
    Indem sie lernte, wie sie sich den Tieren am besten näherte, ohne sie zu verscheuchen, konnte sie sich schließlich inmitten eines Familienverbandes aufhalten. Fossey schloss Freundschaft mit den Affen, sie saß zwischen den schwarzfelligen Tieren, kraulte sie, raufte mit ihnen. Besonders Digit hatte sie wegen seiner freundlichen, neugierigen und fürsorglichen Art ins Herz geschlossen.
    Digits Tod war das vielleicht traurigste Ereignis für Fossey, wie sie selbst schrieb. Zugleich brachte ihr dieser Verlust aber auch einen seltenen Erfolg im Kampf gegen Wilderer. Kurz nach Digits Tod stellte sie einen der Männer, die den Gorilla getötet hatten, und verhörte ihn. Er verriet fünf weitere Jagdgesellen, die an der Hatz auf den Silberrücken beteiligt gewesen waren. Einige, nicht alle, wurden verhaftet und bestraft.
    Fossey hatte ihre Forschungen bereits 1966 in der damaligen Demokratischen Republik Kongo begonnen. Sie schlug ihr Zelt, das gerade einmal zwei auf drei Meter maß, mit zwei Helfern zunächst bei Kabara im Schatten des Mikeno-Vulkans im Virunga-Nationalpark auf. Diese provisorische Unterkunft diente ihr als Arbeits-, Schlaf- und Wohnraum. Fossey, die mit großer Hartnäckigkeit und enormem Enthusiasmus zu Werke ging, schien am Ziel ihrer Wünsche.
    Doch im Juli 1967 kamen bewaffnete Soldaten, um sie abzuholen. Der damalige Parkdirektor hatte die Männer angewiesen, die fremde Weiße nach Rumangabo, dem Hauptquartier der Wildhüter im Nationalpark, zu bringen, weil er ihre Sicherheit nicht mehr garantieren konnte. Kämpfer des kongolesischen Separatisten Moïse Kapenda Tshombé lagen in schweren Gefechten mit der Regierungsarmee. Fossey flüchtete zunächst ins Nachbarland Uganda, weil sie

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