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Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo

Titel: Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Jutzi
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Karibik an, der sich die Fremdsprache mühsam abringt. Aber das stört ihn nicht.
    Wahrscheinlich hatte die spezielle Kombination seiner Fähigkeiten und seines Charakters den Ausschlag dafür gegeben, dass er den Job bekam, den er unbedingt haben wollte.
    Ein reicher Scheich aus Dubai hatte ihn auch anwerben wollen. Er sollte helfen, die Arabische Oryxantilope vor dem Aussterben zu bewahren. Mit diesem Engagement wären großartige Vergünstigungen verbunden gewesen. Ein fürstliches Gehalt, Ausrüstung vom Feinsten und Freiflüge in die ganze Welt. Doch all diese Verlockungen verblassten vor dem einen, entscheidenden Wort: Kongo.
    Nüchtern betrachtet benennt dieses Wort nur einen Fluss und gibt zwei Staaten ihren Namen. Doch zwischen seinen fünf Buchstaben öffnet sich der Raum für Sehnsüchte und Emotionen, die mit Abenteuer, Exotik, Herausforderung, Heldenmut, Gier, Hoffnung und Verzweiflung nur unzureichend beschrieben sind.
    Am nächsten Morgen nimmt der Diesel des Landrovers seinen Dienst nur widerwillig auf und spuckt eine Rußwolke in die Luft von Kigali. Robert dagegen fühlt sich ausgeruht und freut sich auf den neuen Tag. Schnell ein- und gut durchzuschlafen, fällt ihm selten schwer.
    Die Fahrt in Richtung Grenze der Demokratischen Republik Kongo birgt keine Überraschungen. Sattes, grünes Land und Menschenmengen entlang der Straße.
    Einer Autofahrt durch Ruanda haftet etwas Surreales an. Man erwartet das Schreckliche, sucht nach dem Grauenhaften, aber es stellt sich nicht ein. Die Geschichte von 800 000 Toten haftet zwar im Kopf des kundigen Besuchers, aber nicht an irgendeiner Plakatwand. Kein Hinweisschild klagt an: Hier starben zehn Kinder, hier ein alter Mann, hier zwei Frauen, deren einzige Schuld es war, zur falschen Zeit als Angehörige einer falschen Gruppe am falschen Ort gewesen zu sein.
    Keine Leuchtreklame blinkt und verkündet, dass die Vereinten Nationen (UN) und damit die viel beschworene Weltgemeinschaft sich nicht darum scherten, dass und wie viele Menschen Opfer eines Massakers wurden. Von all dem sieht man nichts, während man unter Palmen dahinfährt und zur Grenze des Kongos vorrückt.
    Robert stoppt in Gisenyi. Dieser Grenzort am Kivusee hat einen schönen Strand. Gepflegte Straßen führen zu Häusern und Hotels mit europäischem Standard, und man sieht Autos in tadellosem Zustand und viele geschäftige Männer in Anzügen. Ließe man sich davon blenden, verströmte das Städtchen die Atmosphäre einer Feriensiedlung am Gardasee.
    Robert parkt seinen Wagen in der Nähe des Ufers und nimmt ein kühlendes Bad. Das Klima in der Region ist gemäßigt, neigt nicht zu Extremen, weder der Hitze noch der Kälte. Aber die stundenlange Fahrt hat seinen Körper ermüdet.
    Mittlerweile hat sich ein milchiger Schleier über den Himmel gelegt. Robert faltet seine khakifarbene Tropenbekleidung sorgfältig zusammen und spürt trotz der Bewölkung die Kraft der Äquatorsonne auf seiner hellen Haut. Der See liegt grau vor ihm, sanft rauschend berühren die Wellen den Strand. Der feine Kies knirscht unter den Füßen, in der Ferne sieht man die Schatten von Bergrücken im Dunst. Das Wasser hat eine angenehme Temperatur und erfrischt.
    Als sich Robert abtrocknet, sieht er zwei Jungs in abgetragener Kleidung, die sich um eine Blechdose streiten. Ihm ist nicht klar, weshalb sie einen Wert für die beiden darstellt, ist sie doch nur ein blankes Stück Blech. Schließlich holt einer der beiden aus und verpasst seinem Kontrahenten eine kräftige Ohrfeige. Der Geschlagene ist so verblüfft, dass er in einer Schrecksekunde die Dose, die er eben noch so fest umklammert hat, loslässt und der andere triumphierend mit seiner Beute davonläuft. Der Verlierer reibt sich enttäuscht die Wange, setzt sich an den Straßenrand und weint.
    Etwas entfernt entdeckt Robert einen weiteren Jungen am Ufer. Er steht auf einem Felsen und hält eine dünne Holzstange über das Wasser, an deren Spitze ein feiner Faden ge knotet ist. Er hängt senkrecht herab, und ein Korkstück zeigt an, wo er die Wasseroberfläche durchschneidet. Hinter den Füßen des Anglers steht eine Dose, sehr ähnlich derjenigen, um die die beiden Streithähne gerade eben gekämpft haben.
    Jetzt zieht der Angler die Schnur aus dem Wasser. Kein Fang. Der Junge hält die Stange fast senkrecht und lässt das Ende der Schnur mit Korken und Haken auf sich zu pendeln. Dann legt er die Angel auf dem Felsen ab und greift in die Dose. Hockend hantiert er

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