Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
fürchtete, dass die kongolesischen Soldaten sie nicht beschützen würden. Wegen der anhaltend unsicheren Lage im Osten des Kongos errichtete sie ihr neues Forschungscamp dann auf ruandischem Boden.
Die Biologin mit dem herben Charme erkannte früh die Macht der Bilder und nutzte sie für ihre Zwecke. Sie ließ sich zwischen den Affen fotografieren und filmen. Eine Weiße unter den als Urwaldmonster und Frauen raubende Bestien verschrienen Menschenaffen erregte Aufmerksamkeit. Fossey wurde mit ihrem Buch »Gorillas im Nebel« berühmt und organisierte den Kampf gegen die Wilderei in den Gorillawäldern – mit teilweise mehr als zweifelhaften Methoden, da sie Hütten vermeintlicher Wilderer niederbrannte, Vieh erschoss und Gerüchte streute, sie besitze magische Kräfte, mit deren Hilfe sie Menschen verfluchen könne.
Fast genau acht Jahre nach Digit wurde auch Fossey im Alter von 53 Jahren Opfer eines Gewaltaktes. Sie starb am 24. Dezember 1985 nach einem heftigen Kampf in ihrer Hütte im Schatten der Virunga-Vulkane, bei dem zwei Mache tenhiebe ihren Schädel spalteten. Man fand Fossey neben ihrem Bett, mit ihren eigenen, ausgerissenen Haaren in der Hand. An ihrer Seite lag ihre Pistole. Sie hatte wohl noch versucht, die Waffe zu laden, im Gewühl aber nach der falschen Munition gegriffen.
Der Mörder nahm keine Wertsachen an sich, obwohl sich viel Bargeld in der Hütte befand. Wer Fossey tötete, ist bis heute ein Rätsel, und umso heftiger blühen die Spekulationen rund um ihren gewaltsamen Tod. Manche vermuten den Racheakt eines Wilderers, manche die Revanche eines Bauern, dessen Vieh Fossey getötet hatte, oder die Verzweiflungstat eines Hexengläubigen. Andere mutmaßen, sie sei selbst der ruandischen Regierung lästig geworden, weil sie sich dagegen wehrte, die Gorillas als touristische Attraktion zu nutzen und Geld mit organisierten Touren zu den Affen zu verdienen. Fossey fürchtete unter anderem – und das nicht zu Unrecht –, dass Besucher auch gefährliche Krankheitserreger einschleppen und dadurch den Fortbestand der Berggorillas gefährden könnten.
Wer nun tatsächlich hinter dem Mord steckt, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Der Stein auf Fosseys Grab, das man im ruandischen Karisoke Research Center direkt neben der letzten Ruhestätte des Gorillas Digit findet, trägt die Inschrift »Niemand liebte Gorillas mehr«.
I
K ongo. Kein Wort hätte Robert Muir besser davon über zeugen können, dass er die richtige Wahl getroffen hatte.
In einem Landrover rumpelt er über die Pisten Afrikas. Zahlreiche Bodenwellen schütteln den Wagen und seine Ladung durch. Die Vibrationen des Gefährts und das Röhren des Motors breiten sich im Körper aus, durchdringen jede Faser, bis er das Gefühl hat, selbst nur noch aus Vibration und Dröhnen zu bestehen. Die Reifen des Fahrzeugs wirbeln Staub auf, der sich durch die kleinste Ritze zwängt und alles, inklusive der dichten Haare des 27-Jährigen, mehlig bedeckt.
Was hatte der Offizier an dem Militärposten noch gesagt? Der Soldat hatte ihm eine Eskorte mitgeben wollen. Das vor ihm liegende, von Banditen gebeutelte Land sei viel zu unsicher, um ihn alleine fahren zu lassen. Er wäre ein zu leichtes Opfer.
Robert hatte davon gehört. Auch hatten ihm alle empfohlen, von der Serengeti aus nördlich um den Viktoriasee herumzufahren, um in die Demokratische Republik Kongo zu gelangen. Aber die ihm eigene Zuversicht und ein Blick auf die Landkarte hatten ihn die wesentlich kürzere Route wählen lassen, direkt aus dem Herzen der Serengeti durch den Westen Tansanias und Ruanda bis zu seinem Einsatzgebiet, den Virunga-Vulkanen im Osten des Kongos.
Robert hatte sich nichts dabei gedacht, als er den Offizier, der ihm die Eskorte anbot, fragte, ob sie ihn nur bis zur ruan dischen Grenze oder bis zur Grenze des Kongos begleiten würde. Das schlug wie ein Blitz ein. Noch nie hatte er erlebt, dass ein Wort einen Menschen so überraschen, ja entsetzen konnte. Spöttisch hatte ihn der Posten durchgewunken. Die Gedanken des Soldaten waren deutlich von seinem Gesicht abzulesen: »Du armer Irrer, du brauchst keine Eskorte.«
Immer weiter westwärts fahrend grübelt Robert, was er von dieser Reaktion halten soll. Doch ehe sich Zweifel oder Ängstlichkeit breitmachen, hebt ihn ein gewaltiger Schlag aus dem Sitz. Gedankenverloren hat er eine tückische Boden welle übersehen. Der Landrover fliegt mehrere Meter weit, und Robert hat Mühe, das Lenkrad im Griff zu
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