Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
der Öffentlichkeit ab. Nur ab und zu schaffen es Nachrichten in die Negativschlagzeilen der Weltpresse. Von einem echten, Frieden schaffenden Engagement der Staatengemeinschaft, das mehr ist als der Alibieinsatz der Blauhelme, scheint man Lichtjahre entfernt. Und darüber hinaus soll das Herzstück des ältesten Nationalparks Afrikas jetzt auch noch für die Ölförderung freigegeben werden.
So ist es das große Verdienst von Sebastian Jutzi, den Vorhang zu öffnen und die Welt teilhaben zu lassen an diesem Drama im Paradies. Sachkundig und ungemein spannend beschreibt er die komplexe Welt an den Vulkanbergen und bringt die Hauptdarsteller ins Rampenlicht. Die Gorillas, selbstverständlich, aber auch ihre Begleiter und Beschützer. So kann nur schreiben, wer viele Monate recherchiert hat und selbst ausgiebig vor Ort war, wer Gorillas in die Augen schauen konnte, wer Berggipfel erklommen hat und wer viele, viele Stunden den Rangern und Naturschützern gelauscht hat. Nur wer es vermag, die Faszination dieser Menschen aufzunehmen, wer ihren unbändigen Willen zum Schutz der Natur versteht, nur der kann dies auch an die Leser weitergeben.
Manchmal im Leben verschlägt es uns an Orte, die einen unweigerlich in den Bann ziehen und nie mehr loslassen. So ist es wohl auch Sebastian Jutzi ergangen, als er vor mehr als fünf Jahren zum ersten Mal den Ostkongo bereiste und mit den Rangern durch den Gorillawald zog. Manchmal gibt es Bücher, die einen fesseln und die man nicht mehr aus der Hand legt, bevor sie ausgelesen sind. Genau dies ist diesem Buch zu wünschen. Und Bernhard Grzimek würde anfügen: Und den Gorillas und Rangern ist zu wünschen, dass die Zoologische Gesellschaft Frankfurt sich weiter so stark für sie einsetzt und dass es Menschen gibt, die dies mit ihren Spenden ermöglichen.
Dr. Christof Schenck
Geschäftsführer Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Mai 2012
Prolog
J etzt gilt es. Mit aller Kraft und aller Entschlossenheit, die ein Gorillamann aufbringen kann, muss der Silberrücken diesen Kampf gewinnen – oder sterben.
Ungefähr 13 Jahre ist er alt, sein mit Muskeln bepackter Körper wiegt vielleicht 150 Kilogramm. Wenn er sich auf seinen Hinterbeinen aufrichtet, ist er etwa 180 Zentimeter groß. Die Haare an seinem Rücken und Bauch haben sich erst vor Kurzem grau verfärbt, als Zeichen seiner Manneswürde und seines Anspruchs, einmal eine eigene Familie zu gründen. Schwarz und lang hängen Zotteln von seinen Armen und Beinen.
Jetzt stehen dem prächtigen Tier mächtige Feinde gegenüber. Sie haben den Silberrücken, der noch unter der Herrschaft eines anderen Gorillas lebt, und seine Sippe in den dichten, dampfenden Bergregenwäldern des Visoke-Vulkans im Herzen Afrikas aufgespürt.
Um den Urwaldkoloss herum springen bellende, zähnefletschende Geschöpfe. Wenn er sie anschreit, dann kläffen und knurren sie nur um so lauter. Sie umkreisen ihn und springen vor, nur um seinen Attacken blitzschnell auszuweichen. Sie sind klein, viel kleiner als der gewaltige Affe, und haben seiner Kraft nichts entgegenzusetzen. Aber er bekommt sie einfach nicht zu fassen.
Hinter den Krawallmachern lauern viel größere Wesen. Sie gehen aufrecht und halten Stöcke in ihren Händen. Sie sind gefährlich, mehr als die bellenden Hunde, mehr noch als Schlangen, mehr noch als Leoparden in der Nacht. Sie stoßen dunkle Rufe aus.
Seit Generationen wissen die Gorillas, dass diese Wesen den Tod bringen. Und es kommen immer mehr, um die Affen zu töten.
Vor ihnen muss er seine Gruppe schützen. Der Anführer hingegen hat sich mit den Weibchen und Jungtieren davongemacht. Die Sippe ist das Wertvollste, das ein Gorillamännchen verteidigen kann. Das wird er nun tun, und wenn es ihn das Leben kostet. So einfach werden diese Wesen jedenfalls nicht an ihm vorbeikommen, um seine Verwandten zu töten.
Jetzt endlich hat der Silberrücken einen der Kläffer gepackt. Seine mächtige Faust greift nach dem kurzhaarigen Fell und schleudert den jaulenden Hund zu Boden. Dann stürzt sich der Gorillamann auf den Gegner, versetzt ihm einen betäubenden Schlag und löscht sein Leben mit einem weiteren Hieb auf den Schädel aus.
Ihm bleibt keine Zeit, seinen Triumph auszukosten, denn schon sind die Kumpane des Getöteten wieder an ihm, schnappen nach Armen und Beinen. Da trifft den Silberrü cken ein Stoß in den Rücken. Brennender Schmerz flammt durch seine Schulter.
Rasend vor Wut wirbelt er herum und erblickt hinter einem der
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