Der Gott seiner Vaeter
Brüdern gehen, aber den Koyokuk dürft ihr nicht befahren, solange Priester und Krieger mir gehorchen. Das ist mein Gebot, und ich bin Baptiste der Rote, dessen Wort Gesetz ist, und ich herrsche über dieses Volk.«
»Und wenn ich nicht zu den Russen oder zurück zu meinen Brüdern ziehe?«
»Dann werdet ihr, ehe viele Stunden vergangen sind, vor eurem Gott stehen, der ein schlechter Gott und der Gott der weißen Männer ist.«
Die Sonne hob sich im Norden über den Horizont, blutrot und triefend. Baptiste der Rote erhob sich, nickte hastig und begab sich in sein Lager, wo in rötlicher Dämmerung das Rotkehlchen sang.
Hay Stockard blieb vor dem Feuer sitzen, und durch den Rauch der Holzkohlen sah er den oberen Lauf des Koyokuks, dieses merkwürdigen Flusses, der hier seinen arktischen Lauf beschloß und sein Wasser mit dem trüben des Yukons mischte. Wenn man den letzten Worten eines schiffbrüchigen Seemanns – der die furchtbare Reise über Land gemacht – glauben konnte und wenn die Flasche mit Goldstaub, die er in seinem Tabaksbeutel gehabt hatte, irgend etwas bewies, so befand sich die Schatzkammer des Nordens irgendwo dort oben in der Heimat des Winters. Aber ihre Tür wurde von Baptiste dem Roten, einem Mischling und Abgefallenen, bewacht, und der versperrte den Weg.
»Ach was!« Er zertrat die Glut und erhob sich in seiner vollen Höhe, reckte die Arme und wandte sich sorglos dem errötenden Himmel im Norden zu.
Hay Stockard fluchte ärgerlich, und sein Weib sah von ihren Töpfen und Pfannen auf, ihr Blick folgte* scharf dem seinen, der sich auf den Fluß richtete. Sie stammte aus dem Teslin-Lande und wußte genau Bescheid mit den Flüchen ihres Mannes, wenn er erst richtig anfing. Von einem Schneeschuhriemen, der sich lockerte, bis zu der drohenden Aussicht auf einen plötzlichen Tod konnte sie jede Situation aus dem Klang und der Reichhaltigkeit seiner Gotteslästerungen erkennen, und sie verstand, daß es sich hier um etwas sehr Ernstes handelte. Ein langes Kanu durchschnitt den Strom mit Paddeln, die in den Strahlen der Abendsonne schimmerten, arbeitete sich durch den Wirbel. Hay Stockard betrachtete es aufmerksam. Die drei Männer hoben die Paddeln in genauem Rhythmus; aber ein rotes Taschentuch, das der eine sich um den Kopf gewickelt hatte, fesselte seinen Blick.
»Bill!« rief er. »Hör mal, Bill!«
Ein schlottriger, gelenkiger Riese kam gähnend und sich den Schlaf aus den Augen reibend aus einem der Zelte herausgetrollt. Dann erblickte er das fremde Kanu und war im selben Augenblick vollkommen wach.
»Verflucht noch mal! Der verdammte Himmelslotse!«
Hay Stockard nickte ärgerlich, machte eine Handbewegung, als wollte er seine Büchse nehmen, und zuckte dann die Achseln.
»Paff auf ihn los«, meinte Bill, »und mach der Geschichte gleich ein Ende. Wenn wir das nicht tun, bringt er uns ganz bestimmt den Untergang.«
Aber der andere lehnte diese drastische Maßregel ab und drehte sich um, während er gleichzeitig die Frau wieder an ihre Arbeit gehen hieß und Bill vom Ufer zurückrief.
Die beiden Indianer vertäuten das Boot am Rande des Wirbels, während der Weiße, der darinnen saß und durch seinen prachtvollen Kopfschmuck besonders in die Augen fiel, den Hang am Flusse heraufkletterte.
»Wie Paulus von Tarsus grüße ich euch. Friede sei mit euch; möget ihr Gnade vor dem Herrn finden.«
Verdrossen und wortlos hörten sie seinen frommen Gruß an.
»Dich, Hay Stockard, Gotteslästerer und Philister, grüße ich. In deinem Herzen wohnt die Gier nach dem Mammon, in deiner Seele hausen listige Teufel, in deinem Zelt ist das Weib, mit dem du Hurerei treibst, und doch, hier mitten in der Wüste, bitte ich, Sturges Owen, der Apostel des Herrn, dich, deine Sünden zu bereuen und abzulassen von deinem schändlichen Wandel.«
»Erspar dir deine leeren Phrasen! Erspar dir deine leeren Phrasen«, fiel Hay Stockard ihm gereizt ins Wort. »Alles das kannst du besser beim Roten Baptiste drüben brauchen.«
Er machte eine Handbewegung nach dem Indianerlager hinüber, wo der Mischling stand, offenbar bemüht, die soeben Eingetroffenen zu erkennen. Sturges Owen, Verbreiter des Lichts und Apostel des Herrn, trat an den Rand des steilen Hanges und gab seinen Leuten Befehle, das Zelt und die übrige Ausrüstung heraufzuschaffen. Hay Stockard folgte ihm.
»Sag mal!« fragte er, indem er den Missionar an der Schulter packte und umdrehte. »Hast du dein Leben lieb?«
»Mein Leben steht in der
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