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Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition)

Titel: Der Gringo Trail: Ein absurd komischer Road-Trip durch Südamerika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Mann
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hatte ich nicht erwartet. Weshalb wollte ich über haupt seinen Tod melden? Schließlich war er sowieso tot, ob ich es meldete oder nicht. Welchen Unterschied würde es machen, wenn ich es nicht meldete? Aber man konnte doch nicht einfach so … sterben. Nicht nach all den Jahren, in denen man Formu lare ausgefüllt hatte – Geburtsurkunden, Schulabschlüsse, Be werbungen, Führerschein, Bankkonten, Steuerformulare, Hypo theken, medizinische Anamnesen, Versicherungsformulare. Alles musste festgehalten werden. Ich wusste einfach, dass ich Marks Tod melden musste. Aber warum? 
    „In meinem Land müssen wir Todesfälle melden.“ Es war ein halbherziger Versuch. „Und woher wissen Sie, dass er tot ist?“ „Ich sah, wie er ertrank. „Und wo ist sein Körper?“ „Es gibt keinen Körper. Er ist nicht gefunden worden.“ „Ohne Körper können Sie seinen Tod nicht melden. Sie können ihn nur als vermisst melden“, betonte der Gorilla-Junge. Er schien zufrieden mit sich selbst, da er einen Gringo auf einen Denkfeh ler hingewiesen hatte. „Dazu müssen Sie zum Büro um die Ecke gehen, unter dem Torbogen.“ 
    Ich erhob mich, um zu gehen. „Einen Augenblick, bitte“, sagte der Gorilla-Bulle. „Ihr Freund. Hatte er irgendwelche … Kreditkarten? Ich ging. Ich befolgte seine Anweisungen und fand das zweite Büro. „Ich will den Tod meines Freundes melden“, begann ich. „Ah, ja.“ Der Bulle hinter dem Schreibtisch war älter und hatte ein freundlicheres Gesicht. Er sah mich einen Augenblick mit leidsvoll an und lächelte dann.  
    „ Wir sind aber die Verkehrspolizei. Sie müssen in ein anderes Büro gehen. Sie müssen zur DAS, der Einwanderungsbehörde, gehen.“ 
    Wenn Mark Einwanderungspapiere braucht, dachte ich, wer den es keine kolumbianischen sein. Ich stellte mir vor, wie der Erzengel Gabriel in einer Uniform, die zwei Nummern zu klein war, vor dem Himmelstor stand und die Pässe der Toten prüf te. Ich brauchte anderthalb Stunden, um das DAS-Büro zu fin den, ein schlecht ausgeschildertes Gebäude am anderen Ende der Stadt. Es war ein modernes Büro mit einem Wartesaal wie in ei ner Arztpraxis. Es dauerte eine Stunde, bis ich an der Reihe war.  
    Als ich dran war, sah mich die Frau am Schreibtisch irritiert an. „Aber warum sagen Sie mir das,  Señor ? Er hat das Land nicht verlassen. Vielleicht sollten Sie es im Büro der Gerichtsmedizin versuchen.“ In Kolumbien war es offenbar schwieriger, einen Tod zu melden, als zu sterben. 
    Sie gab mir die Adresse der Gerichtsmedizin. Sie lag auf der anderen Seite der Stadt, in der Nähe der Polizeistation, in einem Bürohochhaus über einem kleinen, heruntergekommenen Ein kaufszentrum. Sie war über die Mittagszeit geschlossen.  
    Mein Spanisch reichte kaum aus, um mit diesen Umständen fertig zu werden, die das Konversationswörterbuch nicht berück sichtigte. Ich fand ein Cafe und kehrte nach dem Mittagessen wieder zum Büro der Gerichtsmedizin zurück. Dieses Zimmer war ziemlich groß, mit ein paar Schreibtischen, Aktenschränken und nackten weißen Wänden. Rund zehn Leute drängten sich um einen Tisch, auf dem ein reisender Verkäufer einen Koffer voll Schmuck geöffnet hatte. Ich erklärte, dass ich den Gerichtsmedi ziner suchen würde. Eine Frau sah auf.  
    „Der Gerichtsmediziner ist beim Mittagessen, wenn Sie bitte warten möchten.“ Ich setzte mich und wartete. Eines der Mädchen begann, sich mit mir zu unterhalten. Sie hatte einmal eine Verwandte in Aus tralien besucht und sprach etwas Englisch. „Es tut mir leid, dass Ihr Freund gestorben ist.“ Sie machte eine Pause, lächelte mitleidsvoll und fuhr fort: „Kommen Sie aus Aus tralien? Ich war vor fünf Jahren in Sydney und Melbourne, um meine Tante zu besuchen. Australien ist wunderschön, meinen Sie nicht? Sehr sauber.“ Niemand arbeitete. Es gab auf den Schreibtischen oder im leeren Büro keine Hinweise, dass hier jemals gearbeitet worden war. Endlich kam ein weißhaariger Mann mit wichtiger Mine hereinmarschiert.
    „Ja, das ist die Gerichtsmedizin. Aber es ist nicht das richtige Büro, um einen Tod zu melden. Sie müssen zu Dr. Lopez in der Fiscalia  gehen.“ 
    Ich hatte keine Ahnung, wo (oder auch nur was) die  Fiscalia war, und fragte mich schon lange nicht mehr, warum es sonst niemandem in den Sinn gekommen war, mich darauf hinzuwei sen, dass ich im falschen Büro war. Schließlich hatte ich seit ei ner Stunde dort gesessen. Ich erwartete, dass die  Fiscalia  auf der

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