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Der größere Teil der Welt - Roman

Der größere Teil der Welt - Roman

Titel: Der größere Teil der Welt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Egan
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Freundinnen gehalten. Sie trafen sich an zwei festen Tagen jede Woche morgens zum Tennis und waren erfolgreiche Doppelpartnerinnen in der Regionalliga geworden, wo sie gegen andere blonde Frauen in kurzen Tenniskleidern aus nahegelegenen Städten antraten. Es gab eine gewisse Symmetrie in ihrem Leben, bis hin zu ihren Namen – Kath und Steph, Steph und Kath – und ihren Söhnen, die dieselbe erste Klasse besuchten. Chris und Colin, Colin und Chris, wieso hatten Stephanie und Bennie unter all den Namen, die sie während ihrer Schwangerschaft erwogen hatten – Xanadu, Guckuck, Renaldo, Cricket –, ausgerechnet diesen gewählt, der sich so unauffällig in die harmlose Namenslandschaft von Crandale einfügte?
    Kathys hohe Stellung in der Hackordnung der Blondinen im Viertel ermöglichte Stephanie einen leichten und neutralen Einstieg, einen geschützten Status, der sogar ihre kurzen dunklen Haare und die Tätowierungen mit einschloss; sie war zwar anders, aber das wurde akzeptiert, anders als bei den wilden Kämpfen, die sich zwischen einigen anderen abspielten. Stephanie hätte niemals behauptet, Kathy zu mögen , Kathy war Republikanerin, eine von denen, die den unverzeihlichen Spruch brachten, »es sollte so sein«, vor allem in Bezug auf ihr eigenes Glück oder Katastrophen, die anderen widerfuhren. Sie wusste wenig über Stephanies Leben – und wäre mit Sicherheit sprachlos gewesen, hätte sie erfahren, dass der Klatschreporter, der einige Jahre zuvor Schlagzeilen gemacht hatte, weil er den jungen Filmstar Kitty Jackson angefallen hatte, während er sie für Details interviewte, Stephanies älterer Bruder Jules war. Ab und zu fragte Stephanie sich, ob ihre Freundin vielleicht mehr begriff, als sie ihr zutraute: Ich weiß, dass du uns hasst, dachte Kathy in ihrer Fantasie, und wir hassen dich auch, und jetzt, wo wir das klargestellt haben, lass uns die Zicken aus Scarsdale vom Platz fegen. Stephanie liebte Tennis mit einem Heißhunger, der ihr manchmal peinlich war, sie träumte von »Aus!«-Rufen und ihrer Rückhand. Kathy war noch immer die bessere Spielerin, aber der Abstand verringerte sich, was beide gleichermaßen anstachelte und belustigte. Als Partnerinnen und Gegnerinnen, Mütter und Nachbarinnen waren Steph und Kath einander absolut ebenbürtig. Der einzige Haken war Bennie.
    Stephanie hatte ihm zuerst nicht geglaubt, als er ihr im Sommer – ihr zweiter in Crandale – nach dem Einmarsch in Afghanistan gesagt hatte, er habe das Gefühl, dass die anderen ihm am Pool seltsame Blicke zuwarfen. Sie hatte gedacht, er rede von Frauen, die die Wölbungen brauner Muskeln über seiner Badehose und seine großen dunklen Augen bewunderten, und hatte ihn angefaucht: »Seit wann macht es dir etwas aus, wenn dir jemand hinterherschaut?«
    Aber das hatte Bennie nicht gemeint, und bald merkte es auch Stephanie: eine gewisse Zurückhaltung, wenn es um ihren Mann ging. Es schien Bennie nicht allzu sehr zu stören, er war in seinem Leben schon oft genug gefragt worden, »Was ist Salazar eigentlich für ein Name«, um den Argwohn gegenüber seiner Herkunft und ethnischen Zugehörigkeit an sich abprallen zu lassen, und er hatte seine Fähigkeit, diesen Argwohn mit seinem Charme zum Schmelzen zu bringen, besonders in Gegenwart von Frauen perfektioniert.
    Etwa zur Mitte des zweiten Sommers, bei einer anderen von Hedgefondsmitteln finanzierten Cocktailparty, unterhielten Bennie und Stephanie sich mit Kathy und Clay (oder Kloß, wie sie ihn heimlich nannten) und einigen anderen mit Bill Duff, einem Kongressabgeordneten des Bezirks, der gerade von einer Besprechung im Rat für Auswärtige Beziehungen zurückkehrte. Thema war die Aktivität von Al Qaida im Großraum New York. Deren aktive Mitglieder hielten sich, wie Bill erklärte, bevorzugt in den Außenbezirken auf, möglicherweise standen sie miteinander in Verbindung (Stephanie registrierte, dass Clays bleiche Augenbrauen sich plötzlich hoben und sein Kopf eine merkwürdige Bewegung machte, als hätte er Wasser im Ohr), aber wichtig war vor allem, wie stark ihre Verbindung zum Mutterschiff sein konnte – an dieser Stelle lachte Bill –, denn schließlich konnte sich jeder Spinner mit Rachegelüsten Al Qaida nennen, aber wenn er ohnehin weder Geld noch Training oder Unterstützung hatte (hier zuckte Clay abermals kurz mit dem Kopf und schaute dann für einen Moment nach rechts zu Bennie), dann war es doch sinnlos, Mittel zur Verfügung zu stellen …
    Bill verstummte

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