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Der Große Basar: Roman

Titel: Der Große Basar: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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war wie die Tafeln seines Zirkels, und trat aus dem Bannbereich heraus.
    Als Arlen den Zirkel verließ, hatte er das Gefühl, zum ersten Mal seit Sonnenuntergang wieder tief durchatmen zu können. Er wusste, dass er es sich nur einbildete, aber ihm schien, als schmecke die Luft außerhalb des Bannkreises viel besser, kühler und lieblicher. Es tat gut, ein bisschen von der Welt zurückzuerobern, die die Horclinge den Menschen Nacht für Nacht raubten.
    Behutsam pirschte er sich zu den Treppenaufgängen, stets auf der Hut vor Dämonen, jederzeit bereit, sich zu verteidigen oder zu fliehen.
    Der Aufstieg gestaltete sich schwierig. Die einzelnen Stufen hatten eine unregelmäßige Form, manche waren so schmal, dass nicht einmal sein ganzer Fuß darauf passte, andere wiederum bildeten regelrechte kleine Plattformen, die man mit mehreren Schritten überqueren musste, ehe man zur nächsten Stufe gelangte. Gelegentlich verlief der Weg beinahe eben, um dann wieder fast senkrecht anzusteigen. Die Bahavaner mussten sehr kräftige Beinmuskeln entwickelt haben, wenn sie tagein tagaus diese Treppen bewältigten.
    Erschwerend kam hinzu, dass die dal’Sharum die meisten der tiefer liegenden Etagen nach Material für die Blockaden durchwühlt hatten. Die Zimmer dort waren wie leergefegt, für die Errichtung der Sperren kam offenbar alles infrage. Zerbrochene Töpferwaren, Möbel, Kleidung; alles, was nicht in die Wände eingebaut war, türmte sich auf den Straßen, um den Ansturm
der Dämonen auf die von den Krasianern angelegten Hinterhalte zu stören. Gelangte dann ein Horcling in die Reichweite der Krieger, wurde er über die niedrigen Wälle gestoßen und landete in den darunter klaffenden Gruben.
    In geduckter Haltung, die Deckung der Wand ausnutzend, kletterte Arlen nach oben, während er mit argwöhnischen Blicken den Nachthimmel absuchte. Winddämonen konnten sich aus einer Höhe von über einer Meile völlig geräuschlos wie ein Stein herabfallen lassen, um erst im allerletzten Moment die Schwingen zu spreizen; im Nu hatten sie den Kopf eines Mannes vom Rumpf getrennt, den verstümmelten Körper mit dem hinteren Klauenpaar gepackt und sich wieder in die Höhe geschwungen, ohne auch nur ein einziges Mal den Boden zu berühren. Arlen zweifelte nicht daran, dass ein Winddämon ihn von der Wand pflücken konnte, wenn er den Angriff zu spät bemerkte.
    Im fünften Stockwerk endeten die Sperren, und die Häuser wirkten, als seien sie niemals angetastet worden, doch Arlen kämpfte sich weiter in die Höhe, obwohl die Muskeln in seinen Oberschenkeln brannten wie Feuer. Angeblich befand sich Meister Dravazis Werkstatt auf der siebten Ebene, denn es gab sieben Säulen des Himmels, und sieben Schichten führten hinab in Nies Abgrund.
    Arlen konnte sich ein albernes Grinsen nicht verkneifen, als er das siebte Geschoss erreichte und am Bogengang eines großen Gebäudes den Namen des Töpfermeisters entdeckte. Noch einmal suchte er mit Blicken
gründlich die Umgebung ab, doch von Sanddämonen war immer noch nichts zu sehen, und die Winddämonen schienen weit in die Nacht hinausgeflogen zu sein.
    In der Tür hing ein zerfetzter Vorhang, der wohl eher dazu dienen sollte, den allgegenwärtigen orangefarbenen Staub fernzuhalten als die Privatsphäre zu wahren oder gar Schutz vor Eindringlingen zu bieten. In einem so kleinen und abgeschiedenen Weiler wie Baha benötigte man nichts, um Außenseiter von sich fernzuhalten.
    Arlen hievte sich zu dem Torbogen hinauf, schob mit der Kante seines Schildes den Vorhang zur Seite und hielt den Speer in die finstere Öffnung. Der züngelnde Schein der Fackel tanzte durch einen Raum, der vollgestopft war mit Keramiken.
    Verblüfft schnappte Arlen nach Luft; er wagte es kaum, seinen Augen zu trauen. Die Töpferwaren waren zu ordentlichen Stapeln aufgetürmt, verpackt für eine Reise zu einem Markt, die vor zwanzig Jahren hätte stattfinden sollen, aber nie zustande kam. Die Waren lagen unter einer dicken Staubschicht und hatten dadurch die Farbe der Wände und Böden des Hauses angenommen, doch selbst nach so langer Zeit schienen die Sachen unbeschädigt zu sein. Zögernd streckte Arlen eine Hand aus und zog mit den Fingern Linien durch den Staub; darunter kamen glatter Lackfirnis und in kräftigen Farben gemalte Muster zum Vorschein, die im Fackellicht glänzten. Ein einziger Raum, und der enthielt mehr Schätze, als er überhaupt tragen konnte!
    Er ließ sich auf ein Knie nieder, legte Schild und Speer

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