Der große deutsche Märchenschatz
erbeutet.« Da war groÃe Freude, aber das Pferd, das fraà nicht, der Vogel, der pfiff nicht, und die Jungfrau, die saà und weinte.
Der jüngste Bruder war aber nicht umgekommen. Der Brunnen war zum Glück trocken, und er fiel auf weiches Moos, ohne Schaden zu nehmen, konnte aber nicht wieder heraus. Auch in dieser Not verlieà ihn der treue Fuchs nicht, kam zu ihm herabgesprungen und schalt ihn, dass er seinen Rat vergessen hätte. »Ich kannâs aber doch nicht lassen«, sagte er, »ich will dir wieder an das Tageslicht helfen.« Er sagte ihm, er sollte seinen Schwanz anpacken und sich fest daran halten, und zog ihn dann in die Höhe. »Noch bist du nicht aus aller Gefahr«, sagte der Fuchs, »deine Brüder waren deines Todes nicht gewiss und haben den Wald mit Wächtern umstellt, die sollen dich töten, wenn du dich sehen lieÃest.« Da saà ein armer Mann am Weg, mit dem vertauschte der Jüngling die Kleider und gelangte auf diese Weise an des Königs Hof. Niemand erkannte ihn, aber der Vogel fing an zu pfeifen, das Pferd fing an zu fressen, und die schöne Jungfrau hörte Weinens auf. Der König fragte verwundert: »Was hat das zu bedeuten?« Da sprach die Jungfrau: »Ich weià es nicht, aber ich war so traurig, und nun bin ich so fröhlich. Es ist mir, als wäre mein rechter Bräutigam gekommen.« Sie erzählte ihm alles, was geschehen war, obgleich die andern Brüder ihr den Tod angedroht hatten, wenn sie etwas verraten würde. Der König hieà alle Leute vor sich bringen, die in seinem Schloss waren: Da kam auch der Jüngling als ein armer Mann in seinen Lumpenkleidern, aber die Jungfrau erkannte ihn gleich und fiel ihm um den Hals. Die gottlosen Brüder wurden ergriffen und hingerichtet, er aber ward mit der schönen Jungfrau vermählt und zum Erben des Königs bestimmt.
Aber wie ist es dem armen Fuchs ergangen? Lange danach ging der Königssohn einmal wieder in den Wald; da begegnete ihm der Fuchs und sagte: »Du hast nun alles, was du dir wünschen kannst, aber mit meinem Unglück will es kein Ende nehmen, und es steht doch in deiner Macht, mich zu erlösen«, und abermals bat er flehentlich, er möchte ihn totschieÃen und ihm Kopf und Pfoten abhauen. Also tat erâs, und kaum war es geschehen, so verwandelte sich der Fuchs in einen Menschen und war niemand anders als der Bruder der schönen Königstochter, der endlich von dem Zauber, der auf ihm lag, erlöst war. Und nun fehlte nichts mehr zu ihrem Glück, solange sie lebten.
Quellenverzeichnis
Aschengrübel
Aus: Otto Sutermeister, Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz, Aarau 1875
Böse werden
Aus: Heinrich Pröhle, Märchen für die Jugend, Halle 1854
Clarawunde
Aus: Karl Bartsch, Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg, Wien 1879
Das arme Kind
Georg Büchners Version des Sterntaler-Märchens, entnommen aus: »Woyzeck«, Frankfurt 1879, Szene 19 (Ãberschrift von Erich Ackermann)
Das blaue Band
Aus: Karl Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845
Das Borstenkind
Aus: Josef Haltrich, Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen, Wien 1880
Das Erdkühlein
Aus: Martin Montanus, Schwankbücher 1557â1566
Das goldene Salzfass, der goldene Haspel und der Tannenzweig
Aus: Heinrich Pröhle, Märchen für die Jugend, Halle 1854
Das goldne Königreich
Aus: Johann Wilhelm Wolf, Deutsche Hausmärchen, Göttingen/Leipzig 1851
Das graue Männchen
Aus: ebd.
Das Kind unter den Wölfen
Aus: Georg Scherers Deutsches Kinderbuch, Leipzig 1920
Das kluge Schneiderlein und die Wölfe
Aus: Viktor Blüthgen, Hesperiden. Märchen für Jung und Alt, Stuttgart 1900
Das Lumpengesindel
Aus: Jacob und Wilhelm Grimm, Grimms Märchen, Köln 2009
Das Märchen vom Mann im Monde
Aus: Ludwig Bechstein, Deutsches Märchenbuch, Leipzig 1844
Das Märchen vom Popanz
Aus: Johann Gustav Büsching, Volkssagen, Märchen und Legenden, Leipzig 1812
Das Märchen vom Schulmeister Klopfstock und seinen fünf Söhnen
Aus: Clemens Brentano, Märchen, 2 Bde, München/Leipzig 1914 (gekürzt)
Das Märchen vom Witzenspitzel
Aus: Clemens Brentano, Märchen, 2 Bände, München/Leipzig 1914 (gekürzt)
Das Märchen von der Padde
Aus: Johann Gustav Büsching,
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