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Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Der gruene Heinrich [Erste Fassung]

Titel: Der gruene Heinrich [Erste Fassung] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gottfried Keller
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welches die wilden Männer und Jäger sich manchmal durstig niederbeugten und aus der Hand tranken.
    Agnes war in ein Gewand von Silberstoff gekleidet, welches bis tief auf die Hüften ganz anliegend war und alle ihre geschmeidigen Formen wie in Silber gegossen erscheinen ließ. Die kleine klare Brust war wie von einem Silberschmied zierlich getrieben. Vom Schoße abwärts aber, der von einem grünen Gürtel mehrfach umwunden war, floß das Gewand weit und faltig, mehrfach geschürzt, doch bis auf die Füßchen, welche mit silbernen Sandalen keusch hervorguckten. Im schwarzen, griechisch geknüpften Haare machte sich mit Mühe die strahlende Mondsichel sichtbar, und wenn sich Agnes nur ein bißchen regte, so wurde sie von den dunklen Locken zeitweise ganz bedeckt. Ihr Gesicht war weiß wie Mondschein und noch bleicher als gewöhnlich; ihr Auge flammte dunkel und suchte den Geliebten, während in dem silberglänzenden Busen der kühne Anschlag, den sie gefaßt, pochte und rumorte.
    Ferdinand aber, welcher das Gewand eines jagdliebenden Königs gewählt hatte, um der Diana nahe zu sein, hatte sich längst unter den Triumphzug der Venus gemischt, betrachtete sie wie ein Träumender unverwandt und wich keinen Schritt von ihrem Wagen, ohne sich dessen innezuwerden; denn kaum hatte er Rosalien beim Beginne des Festes gesehen, so ließ er Agnes, die er geschmückt und soeben auf den Wagen gehoben, wie sie war, und folgte jener gleich einem Nachtwandler.
    Heinrich hatte sich in ein laubgrünes Narrenkleid gehüllt und trug einen Jagdspieß statt des Kolbens; um die Schellenkappe hatte er ein Geflecht von Stachelpflanzen und Stechpalme mit ihren roten Beeren geschlungen als eine grünende Dornenkrone. Was er damit wollte, wußte er selbst kaum zu sagen; es war eine mehr unwillkürliche Geschmacksäußerung, welche der innersten Seelenstimmung entsprang. Er ging, nur hie und da sich umsehend und durch den wandelnden Wald huschend, immer der Diana zur Seite, da sonst kein Befreundeter um sie war; denn Erikson, der wilde Mann, hielt sein Auge auf Rosalien und Ferdinand gerichtet, ohne indessen stark aus seiner Gemütsruhe zu geraten.
    Als nordisches Märchen folgte diesen südlichen Bildern der Zug des Bergkönigs. Ein ansehnliches Gebirge von glänzenden Erzstufen und Kristallen war auf seinem Wagen errichtet, und darauf thronte die riesige Gestalt in grauem Pelztalar, den schneeweißen Bart wie das Haar bis auf die Hüften gebreitet und diese davon umwallt. Das Haupt trug eine hohe goldene Zackenkrone.
    Um ihn her schlüpften und gruben kleine Gnomen in den Höhlen und Gängen; dieses waren wirkliche kleine Bübchen; aber der kleine Berggeist, welcher vorn auf dem Wagen stand, ein strahlendes Grubenlicht auf dem Köpfchen, den Hammer in der Hand, war ein kaum drei Spannen hoher, ausgewachsener Künstler, aber dennoch ebenmäßig fein gebaut, mit männlich schönem Gesichtchen, wundervollen blauen Augen und blondem Zwickelbart; das kleine Wesen, einem Zaubermärchen gleichend, war nichts weniger als eine bloße Seltsamkeit, vielmehr ein wohlbewußter und rühmlicher Maler.
    Hinter dem Bergkönig auf demselben Wagen schlug der Prägemeister aus Silber und blankem Kupfer (statt des Goldes) kleine Denkmünzen auf das Fest; ein Drache speiete sie in ein klingendes Becken, und sie diesem entnehmend, warfen zwei Pagen, »Gold« und »Silber«, die schimmernden Münzen unter das schauende Volk.
    Ganz zuletzt und einsam schlich der Narr Gülichisch her, traurig und achselzuckend den geleerten Beutel schüttelnd, umkehrend und rings umherzeigend. Es war aber noch nicht ernst gemeint mit diesem Bedauern; denn dem nachhinkenden Narren auf dem Fuße folgte wieder der glänzende Anfang; wieder gingen die Zünfte, das alte Nürnberg, Kaiser und Reich und die Fabelwelt vorüber, und so zum dritten Male, bis aller Augen sich an dem Gestaltenwechsel gesättigt hatten.
    Dann scharte sich die ganze Masse in gedrängte Ordnung; die sangkundige Menge der Künstler ließ die Festlieder ertönen und brachte dem vergnügten wirklichen Könige, in dessen Machtkreis zuletzt diese ganze Traumwelt hing, ein opferndes Lebehoch. Durch den Logensaal der königlichen Familie, wo diese versammelt war, bewegte sich nun der ganze Zug und auf bedeckten Gängen in die Residenz hinüber, durch deren Säle und Korridore, welche alle von begünstigten Zuschauern angefüllt waren.
    Als Heinrich in die Nähe des zufriedenen Königs kam, gedachte er jenes wunderlichen

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